Pirmasens Pirmasens: Pflaster warnt vor Schlaganfall

Das EKG von Patienten, die einen Schlaganfall hatten, wird an die Apoplex-Server übertragen, die Daten werden ausgewertet und zu
Das EKG von Patienten, die einen Schlaganfall hatten, wird an die Apoplex-Server übertragen, die Daten werden ausgewertet und zurückgeschickt ans Krankenhaus. So kann ein Vorhofflimmern sofort erkannt und der Gefahr eines erneuten Schlaganfalls vorgebeugt werden.

Ein Pflaster, das dabei helfen kann, einen Schlaganfall zu vermeiden, steht vor seiner Markteinführung. Entwickelt und vertrieben wird die Neuheit von der Firma Apoplex medical technologies mit Sitz auf der Husterhöhe.

Was haben Apoplex und Apple gemeinsam? „Wir kämpfen beide um Aufmerksamkeit für das Vorhofflimmern“, das einen Schlaganfall auslösen kann, sagt Albert Hirtz. Die Apple Watch, die Uhr also, die das US-Unternehmen verkauft, verfügt über Sensoren zur Messung der Herzfrequenz und „signalisiert dem Träger, wenn etwas nicht stimmt“, sagt Hirtz. Und wenn etwas nicht stimmt, dann kommt unter Umständen die Firma Apoplex ins Spiel. Apoplex hat mit der Schlaganfall-Risikoanalyse SRA ein Verfahren entwickelt, um Vorhofflimmern zu erkennen und so Schlaganfälle zu verhindern. In Deutschland gebe es über eine halbe Million Menschen, die an unerkanntem Vorhofflimmern leiden und damit ein hohes Risiko haben, einen Schlaganfall zu bekommen. „Unsere Mission ist es, über den Schlaganfall-Risikofaktor Vorhofflimmern aufzuklären und diesen mit SRA zu bekämpfen“, sagt Hirtz. In Deutschland wenden bereits rund 800 niedergelassene Ärzte und 121 Kliniken die Schlaganfall-Risikoanalyse der Firma Apoplex an. Bis zum Jahresende sollen es 135 Kliniken sein.

Sensor weist Vorhofflimmern nach

Mit dem Pflaster – es hält sieben Tage lang und ist wasserdicht – führt das Pirmasenser Unternehmen nun ein weiteres Präventionsverfahren ein. Um im Bild zu bleiben: Der Apple-Watch-Besitzer, von seiner Uhr auf Unstimmigkeiten seiner Herzfrequenz hingewiesen, kann sich auf Anraten seines Arztes das Pflaster auf die Brust kleben. Über Sensoren kann ein Vorhofflimmern nachgewiesen werden – oder es gibt Entwarnung. Die Auswertung erfolgt über Apoplex. Albert Hirtz hat die Firma Apoplex im Jahr 2004 gegründet. Der 64-Jährige hat als Geschäftsführer immer noch einen Acht- bis Zehnstundentag, „aber ich mache das gern“, sagt er und sieht keinen Grund, kürzer zu treten. Apoplex sei sein Baby, „das ich aufgezogen habe“, das mittlerweile laufen gelernt habe und nun erwachsen und erfolgreich werde. Diese Situation wolle er im Moment noch ein bisschen mitnehmen, sagt Hirtz. Zumal er nicht mehr so stark im Vertrieb eingebunden sei und sich auf seine Aufgaben als Geschäftsführer konzentrieren könne. Apoplex beschäftigt 21 Mitarbeiter, davon 14 am Standort Husterhöhe im Gründerinnenzentrum. Dort sei auch Platz für weitere Expansion, das Gebäude sei nur zu rund 50 Prozent belegt, sagt Hirtz. An einen Umzug denke er deshalb nicht. Auch die Rekrutierung von Mitarbeitern sei kein Problem. „Wir werden weiter wachsen und die Internationalisierung weitertreiben“, sagt Hirtz.

Bis zu 35.000 Analysen pro Monat

„Wir sind eine Gesundheitseinrichtung ohne direkten Zugriff auf den Patienten“, vergleichbar mit einem Labor, hat Albert Hirtz sein Unternehmen einmal beschrieben. Die Schlaganfall-Risikoanalyse werde schwerpunktmäßig in Krankenhäusern eingesetzt, insbesondere auf Schlaganfall-Stationen (Stroke Units). Das EKG von Patienten, die einen Schlaganfall hatten, wird an die Apoplex-Server übertragen, die Daten werden ausgewertet und zurückgeschickt ans Krankenhaus. So kann ein Vorhofflimmern sofort erkannt und der Gefahr eines erneuten Schlaganfalls vorgebeugt werden. Pro Monat erstellt Apoplex 30.000 bis 35.000 Analysen, etwa acht Prozent sind auffällig und müssen von einem Kardiologen verifiziert werden. Im vergangenen Jahr seien mit dem Apoplex-Verfahren deutschlandweit rund 73.000 Schlaganfall-Patienten (Vorjahr: 62.000) untersucht worden, in diesem Jahr sollen es 90.000 werden, so Hirtz. „Alle großen Kliniken in Deutschland sind bei uns Kunden“, sagt Hirtz. Mittlerweile biete Apoplex eine zusätzliche Dienstleistung an: Krankenhäuser und Ärzte können eine kardiologische Leistung hinzukaufen. Das heißt: Apoplex liefert in Zusammenarbeit mit einem telemedizinischen Zentrum auch einen kardiologischen Befund. Den Umsatz des Unternehmens, das sich längst auch international ausrichtet, bezifferte Hirtz im vergangenen Jahre auf einen siebenstelligen Betrag. Der Umsatz steige pro Jahr um rund 25 Prozent, so Hirtz. Zur Rendite meint er: „Wir verdienen Geld“.

Albert Hirtz
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