Pirmasens Pirmasens: Maschinenbauer richtet sich international aus

Rund 100.000 Quadratmeter groß ist das Areal von Schoen+Sandt (in der oberen Bildhälfte). 30.000 bis 50.000 Quadratmeter hinter
Rund 100.000 Quadratmeter groß ist das Areal von Schoen+Sandt (in der oberen Bildhälfte). 30.000 bis 50.000 Quadratmeter hinter den bestehenden Hallen könnten bald neu genutzt werden, etwa für ein Wohngebiet oder für Gewerbe. Gespräche darüber mit der Stadt sind für 2018 vorgesehen.

Mit einem weiteren Investor an der Seite will Schoen + Sandt den Grundstein für eine internationale Industrie-Gruppe in Pirmasens legen.

Schoen + Sandt bleibt Schoen + Sandt: Diese Botschaft ist Jürgen Schneider wichtig. Am Betrieb und an der Marke werde sich auch durch die neue Eigentümerstruktur nichts ändern, betont der Geschäftsführer im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Denn zum 7. Dezember ist bei dem Pirmasenser Maschinenbauunternehmen die Schweizer CGS Management AG als Mehrheitseigentümer eingestiegen. Beteiligt bleibt die kleine Gruppe privater Investoren, die 2007 die Neugründung der Schoen + Sandt machinery GmbH – nach der Insolvenz der „alten“ Schön + Sandt – ermöglicht hatte. Unverändert geblieben ist die Betriebsgesellschaft selbst; neben Jürgen Schneider (65) wurde allerdings noch der Technische Leiter Bernd Heitzmann (45) aus Pirmasens zum Geschäftsführer der Schoen + Sandt machinery GmbH bestellt.

Aufbau kleiner und mittlerer Industriegruppen

Unter dem neuen „Dach“ haben Eigentümer und Geschäftsführer einiges vor. Denn die Schweizer CGS – 1995 von ehemaligen Hilti-Mitarbeitern gegründet – hat sich nach eigener Aussage darauf konzentriert, in ausgewählten Nischen kleine bis mittlere Industriegruppen aufzubauen und so die Unternehmen, in die CGS investiert, weiterzuentwickeln. Eine solche weltweit präsente Industriegruppe soll nun mit Schoen + Sandt aufgebaut werden: unter dem Dach der dafür neu gegründeten Holding International Cutting Group (ICG Group) GmbH mit Sitz und Zentrale in Pirmasens. Erweiterungen seien auf unterschiedliche Weise denkbar, erläutern Schneider und Heitzmann das Vorhaben: etwa durch technologische Zukäufe, vor allem im Bereich Schneidetechnologie, aber auch durch geografische Erweiterungen. Wie sich dies entwickele, sei offen. Viele Spielarten seien denkbar, meint Schneider, zum Beispiel Eingliederungen bei Schoen + Sandt. Und eine Verlagerung des Pirmasenser Betriebs? Das halten Schneider und Heitzmann für unrealistisch: Dafür seien sie als Stanzenhersteller zu groß. Sie sind vielmehr zuversichtlich, dass Schoen + Sandt seine Potenziale besser ausschöpfen kann. Klar ist für beide auch, dass weiterhin in Pirmasens Maschinen entwickelt und produziert werden. Alleine schon wegen des Know-hows am deutschen Standort, betont Heitzmann. Ein Problem treibt beide Geschäftsführer dort freilich um: die Sorge um qualifizierten technischen Nachwuchs, vor allem im Facharbeiterbereich. Daher soll die Ausbildung nun weiter gestärkt werden, sagt Schneider: Fünf bis sieben junge Leute sollen allein im gewerblichen Bereich ausgebildet werden, als Mechatroniker, Industrieelektroniker und Industriemechaniker. Derzeit bildet das Unternehmen im gewerblichen Bereich drei und im kaufmännischen Bereich zwei Azubis aus. Auf Noten schauten sie zwar, merkt Schneider dazu an – das Wichtigste seien diese aber nicht, auch die Motivation eines Bewerbers zähle.

Auch am Standort Ungarn fehlt Nachwuchs

Nachwuchsprobleme gibt es übrigens auch in Ungarn, wo für Schoen +Sandt derzeit 120 Menschen arbeiten. Dort allerdings aus anderen Gründen. Während in Deutschland immer mehr Junge an weiterführende Schulen streben und immer weniger eine duale Ausbildung absolvieren wollen, zieht es den ungarischen Nachwuchs aus politischen und wirtschaftlichen Gründen ins EU-Ausland. Arbeit gibt es bei Schoen + Sandt derzeit genug. Das zurückliegende Jahr sei das bisher härteste Jahr für die 85 Mitarbeiter gewesen, stellt Schneider fest: das Jahr mit den meisten Überstunden. Aber auch das erfolgreichste Jahr, das mit einem Umsatz von über 20 Millionen Euro abschließen werde. Zurückzuführen sei dies vor allem auf einen großen Auftrag für zehn Millionen Euro – für eine Prägemaschine, die in China zur Herstellung von Wertpapier dienen wird. Diesen Umsatz dürften sie 2018 nicht ganz erreichen, meint Schneider, aber Arbeit hätten sie genug. Allein schon mit dem Einrichten der verkauften Anlagen bei Kunden. „Wir werden weiter aufstocken.“ Gesucht werden vor allem Facharbeiter für die Montage, ergänzt Heitzmann – „händeringend“.

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