Pirmasens Pirmasens: Maschine strickt Schuhe

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Da wird ein Schuh draus: Das Oberteil dieses Schuhs wurde komplett in einem Stück mit Hilfe der neuen 3-D-Strickmaschine an der Hochschule hergestellt.

Am Hochschulstandort Pirmasens hat die Zukunft längst begonnen. Die Studienrichtungen Schuh- und Textiltechnik werden deutlich enger miteinander verzahnt. Beredtes Beispiel für die Kooperation ist die neue 3-D-Strickmaschine der Hochschule, die in beiden Studienrichtungen ihre Verwendung findet.

Die Maschine läuft, unüberhörbar. Bahn um Bahn wird gezogen. Reichlich Programmierarbeit liegt hinter den Spezialisten für Textil- sowie Leder- und Schuhtechnik an der Hochschule in Pirmasens. Nach ein paar Minuten wirft die Maschine das gestrickte Teil aus: einen Schuhschaft. Komplett gestrickt auf der neuen 3-D-Strickmaschine der Hochschule (die RHEINPFALZ informierte). Gestrickte Schuhe: Willkommen in der Zukunft, die bereits begonnen hat.

Passgenau für Sportlerfüße

„Gerade bei den Sport- und Freizeitschuhen bestehen heute schon große Teile des Schuhs aus hochwertigen Textilien“, sagt Christian Schwarz, Leiter der Studienrichtung Schuh- und Ledertechnik. Vor allem die großen Sportartikelhersteller sind in diesem Bereich – beispielsweise bei passgenauen Schuhen für wertvolle Fußballerfüße – schon weit fortgeschritten und zugleich tief mit der Forschung befasst.

Wissenschaftler gespannt auf Möglichkeiten der Maschine

Forschung, das ist auch eine wichtige Aufgabe an der Hochschule in Pirmasens. Erfahrungswerte, die mit der neuen Maschine gesammelt werden, werden beispielsweise dem Hersteller der Maschine zur Verfügung gestellt. „Es wird sich zeigen, was alles machbar ist“, freuen sich Schwarz und seine Kollegin Luisa Medina, Leiterin der Studienrichtung Textiltechnik, auf die mit Spannung erwarteten Arbeitsmöglichkeiten, die die Maschine mit sich bringt. 3-D-Fertigteile wie eine komplette Strickmütze inklusive Hochschullogo wurden schon erzeugt. Hoher Programmieraufwand, der sich lohnt, wenn später in Massen produziert wird. Und mittlerweile, freut sich Schwarz, „können wir auch sagen, da wird ein Schuh draus“, verweist er auf das gestrickte Oberteil, dem er eine passgenaue Sohle zuordnet. Fertig ist der Schuh. Der Komfort beim Laufen mit Schuhen, die aus diesen leichten Materialien gestrickt werden können, werde sich deutlich erhöhen, steht für Schwarz fest.

Enge Anbindung an Hochschule

Wie berichtet werden an der Hochschule die Studienrichtungen Schuh- und Textiltechnik in Zukunft deutlich enger miteinander verzahnt. Weil in beiden Bereichen alle Materialien zum Einsatz kommen. Sport- und Freizeitschuhe, die aus hochwertigen Textilien bestehen, aber auch der Ledereinsatz im Textilbereich. Um die angehenden Ingenieure auf ihre künftigen Tätigkeitsfelder besser vorbereiten zu können, werden die Studieninhalte enger verzahnt. „Viele haben immer noch keine genaue Vorstellung, was hinter diesem Studium steckt, welche Möglichkeiten es eröffnet“, sagt Medina. Das soll sich ändern. Gerade auch durch die Verzahnung der Studienrichtungen.

Ingenieure in Sportartikelindustrie gefragt

Ingenieure aus diesem Bereich sind gefragt. In der hoch innovativen Sportartikelindustrie zum Beispiel. Aber eben nicht nur, wie es der bisherige Name des Studiengangs vermuten lässt, in der Schuh- und Textilindustrie. Mindestens genau so große Berufschancen eröffnen sich Absolventen in den Bereichen, in denen technische Textilien eine große Rolle spielen. Zum Beispiel in der Auto- und Flugzeugindustrie, in der Medizintechnik. Hier sind stabile, aber leichte Werkstoffe gefragt. „Zum Beispiel in der Autoindustrie, wo jedes Gramm Gewicht, das eingespart werden kann, am Ende auch Co2-Einsparungen bedeutet“, verdeutlicht Medina.

Herausforderung Gewicht

Sie hat gerade ein Forschungsprojekt begonnen, das sich intensiv dem Thema Gewicht einsparen bei Autos befasst. Es geht um die Verbesserung von Verbundwerkstoffen, die im Autoinnenraum zum Einsatz kommen. Um Verbundwerkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. „Light weight“ nennt Medina das in der Industrie wichtige Schlagwort. Die leichten Materialien sollen leicht bleiben und dennoch verbesserte Eigenschaften aufweisen. An der Hochschule sind deshalb Fasern mit so genannten Hybridstrukturen ein wichtiges Thema: Bastfasern und aus Basalt gewonnene Fasern werden zusammengemischt, daraus ein Textil erzeugt. Gemeinsam sollen sie den Anforderungen, die die Industrie an Werkstoffe der Zukunft stellt, gerecht werden. Ob die Fasermischung diese Aufgabe erfüllen kann, das sei die spannende Frage, die es zu beantworten gelte, sagt Medina.

3-D-Strickmaschine

Die Entwicklung der 3-D-Schuhoberteile mit Hilfe der 3-D-Strickmaschine sei ein gutes Beispiel dafür, welche Anforderungen von Industrieseite an die Ingenieure gestellt werden. „Es kommen dabei verschiedene Fachrichtungen zum Einsatz“, listen Schwarz und Medina auf: Textiltechnik, Materialwissenschaften, Modelltechnik, Design und CAD (Computergestütztes designen). Genau an diesen Schnittstellen setzt die Ausbildung an der Hochschule an. „Diese Schnittstellenkompetenz vermitteln wir“, unterstreicht Schwarz.

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Eine Investition in die Zukunft: die neue 3-D-Strickmaschine der Hochschule in Pirmasens. Damit lassen sich zum Beispiel Schuhe oder Zubehör für die Automobilindustrie stricken. Der Studiengang Kunststoff-, Leder und Textiltechnik, der in ganz neu ausgerichtet wird, wird diese Maschine intensiv zu Ausbildungs- und Forschungszwecken nutzen. Darüber freuen sich Luisa Medina (Leiterin Studienrichtung Textiltechnik), Christian Schwarz (Leiter Lederverarbeitung und Schuhtechnik), der neu Prodekan Ralph Wiegland und der wieder gewählte Dkan Ludwig Peetz.
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