Pirmasens Pirmasens: Aus Firmengelände werden Wohnungen

Das Projekt „Bellevue“ auf dem Horeb: Geplant sind 28 Wohnungen.
Das Projekt »Bellevue« auf dem Horeb: Geplant sind 28 Wohnungen.

Wo einst hunderte Arbeiter für Welter & Brück tätig waren, werden in einem Jahr 28 Wohnungen mit traumhafter Aussicht bezugsfertig sein.

Schuhe wurden in dem viergeschossigen Gebäuderiegel schon lang keine mehr produziert. Nach der Schließung durch Welter & Brück kam ein Asylbewerberheim in den 3400 Quadratmeter großen Gebäudekomplex. Dann kaufte die Stadt das Gelände und wandelte es mit viel Fördergeld zu einem Gewerbehof um. Und vor 20 Jahren entdeckte Wawi-Chef Walter Müller die Fabrik. Zunächst kam die Lohnbuchhaltung von Wawi auf den Horeb, dann folgte die gesamte Verwaltung. Die wurde jetzt nach Münchweiler ausgelagert, wie Müller am Samstag erläuterte. Das „Corporate Office“ der Wawi AG, also die Hauptverwaltung, werde wieder nach Pirmasens kommen, wenn der Umbau fertig ist. Eine Gewerbeeinheit in Teilen des Erdgeschosses und ersten Obergeschosses wird weiter für Wawi genutzt. Der Rest wird zu Wohnraum auf mittlerem und höherpreisigen Niveau, wie es Müllers Geschäftspartner für das Projekt „Bellevue“, der Andernacher „Baulöwe“ Konrad Kossmann, formulierte. Kossmann habe ähnliche Projekte bereits mehrfach in Andernach realisiert. Müller und Kossmann lernten sich bei Reisen der Landesregierung nach China kennen.

Fabrikhof soll parkähnlicher Grünanlage weichen

Der Fabrikkomplex entstand zum Teil schon in den 30er Jahren. Das gesamte Gelände misst 4200 Quadratmeter Grundfläche mit den 3400 Quadratmetern Nutzfläche auf bis zu vier Etagen. Das Außengelände soll hochwertig zu einer „Wohlfühloase“ gestaltet werden, kündigte Kossmann an. Eine parkähnliche Grünanlage mit Wasserspiel wird den Fabrikhof ersetzen. 50 Parkplätze und zehn Garagen sind auf der Gebäudeseite zur Sedanstraße hin vorgesehen. Alle 28 geplanten Wohnungen sind barrierefrei. Vier sollen behindertengerecht ausgebaut werden. Die letzten Mieter sind im Sommer aus dem Gebäude ausgezogen. Seitdem laufen die Entkernungsarbeiten. Auf allen Etagen ist fast alles von den früheren Büros und Gewerbebetrieben herausgerissen worden. Die Baugenehmigung sei im Juli beantragt worden. Jetzt hänge es an den Behörden, dass die Arbeiten und auch die Vermarktung des Objekts vorangehe, so Kossmann. „Die Nachfrage ist gut“, berichtet der Immobilienunternehmer. 65 Prozent der Wohnungen seien schon verkauft. Wenn die Baugenehmigung zeitig erteilt werde, könnte Ende 2018 schon alles bezugsfertig sein. Die Auftragsvergabe sei in Vorbereitung, wobei Kossmann und Müller Probleme haben, für bestimmte Gewerke auch Anbieter zu finden. Als Beispiel nannte Kossmann den Sanitärbereich, wo viel zu machen sei. Wegen der allgemein guten Auftragslage in der Region sei hier derzeit kein Angebot zu bekommen.

Käufer können Großteil der Kosten von der Steuer absetzen

Besonders dankten Müller und Kossmann der Stadtspitze für die Ausweisung eines Sanierungsgebietes, womit jeder Käufer der 28 Wohnungen einen großen Teil des Kaufpreises von der Steuer absetzen könne. Im besten Fall könnten sogar 90 Prozent des Kaufpreises über die Steuerersparnis finanziert werden. Als Beispiel nannte Kossmann den Kaufpreis von 200.000 Euro für eine Wohnung, die über zehn Jahre zu 90 Prozent abgeschrieben werden könnte. Für einen Käufer, der normalerweise 18.000 Euro jährlich an Einkommens- oder Lohnsteuer zu zahlen hätte, würde das bedeuten, dass dieser zehn Jahre lang keine Steuern mehr zahlen müsste, rechnete Kossmann vor. Möglich wurde dies durch die Ausweisung als steuerbegünstigtes Sanierungsgebiet. Das sei für das Gebiet rund um die frühere Welter & Brück-Fabrik ohnehin von der Stadt geplant gewesen. Auf Wunsch von Müller aber sei es etwas schneller gemacht worden, so Kossmann. Für das Projekt „Bellevue“ sei die Steuervergünstigung ein entscheidender Vorteil, schätzt Kossmann. „Ohne das Sanierungsgebiet würde das kaum jemand hier machen.“ Für das Projekt „Bellevue“ wird denn auch im Prospekt mit den Worten geworben: „Lassen Sie sich von der Steuer ihre Wohnung finanzieren.“

Vor dem bestehenden Gebäude: (v.l) Carlos Prinz von Hohenzollern, Kossmann Consulting & Investment, Wawi-Chef Walter Müller und
Vor dem bestehenden Gebäude: (v.l) Carlos Prinz von Hohenzollern, Kossmann Consulting & Investment, Wawi-Chef Walter Müller und Investor Konrad Kossmann stellen das Projekt vor.
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