Rheinpfalz Nachbarn gegen Firmenerweiterung

18,5 Meter hoch thronen die Hallen von Wickert über der Rappoltsweilerstraße.
18,5 Meter hoch thronen die Hallen von Wickert über der Rappoltsweilerstraße.

Die Nachbarn des Maschinenbaubetriebes Wickert auf der Wollmesheimer Höhe in Landau sammeln Unterschriften gegen Pläne zur Betriebserweiterung. Die Straßen ihres Viertels sind jetzt schon zu eng für die vielen Autos der Mitarbeiter. Auch der frühe Verkehrslärm nervt sie. Sie wollen kein Wickert XXL.

Die auf den Bau von Pressen spezialisierte Maschinenbau Wickert GmbH möchte erweitern. Zwei bestehende Hallen sind 36 Meter lang und 16,24 Meter breit; zwischen ihnen liegt ein zwölf Meter breiter Verbindungsbau. Genau diese Abmessungen sollen auch die Neubauten haben, sodass sich eine Hallenlänge von 72 Metern ergeben würde. Die RHEINPFALZ-Bitte um ein Gespräch über diese Pläne blieb bisher unbeantwortet.Das Unternehmen hat eine Bauvoranfrage gestellt und der Stadtverwaltung Druck gemacht: Es brauche eine schnelle Antwort. Diesem Druck mochte sich der Bauausschuss in der Erinnerung an die letzte Betriebserweiterung 2008 nicht beugen. Er hat seine Entscheidung vertagt. Dass sie von diesen Plänen erst aus der Zeitung erfahren haben, verstimmt Anwohner aus der Rappoltsweilerstraße, die sich nordöstlich an das Betriebsgelände anschließt. Genau dort stehen jene Hallen, die zumindest im Winter aufgrund ihrer Höhe von 18,5 Metern und der Hanglage die unterhalb liegende Wohnbebauung in den Schatten stellen. Dass sie das für problematisch halten, haben etliche Bauausschussmitglieder bereits zum Ausdruck gebracht. Sie stecken in einem Dilemma: Einerseits wollen sie den Wirtschaftsstandort Landau erhalten, anderseits fühlen sie sich den Anliegern verpflichtet. Die Entscheidung ist eine Gewissensfrage. Das Unternehmen braucht eine Befreiung vom Bebauungsplan, weil die Neubauten in einem Mischgebiet errichtet werden sollen. Damit würde der zulässige Bebauungsgrad des Grundstücks überschritten. Die Verwaltung ist selbst vorsichtig: „In der Gesamtabwägung scheint eine Befreiung möglich und kann seitens der Verwaltung auch im Sinne einer Standortsicherung des Betriebes empfohlen werden“, hieß es. In anderen Befreiungsfällen hat die Verwaltung meist ohne „scheint“ und „kann“ formuliert und eine Befreiung vorgeschlagen. „Den unmittelbaren Anwohnern wird Licht und Sicht genommen. Sie schauen auf eine 70 Meter lange und 20 Meter hohe Halle direkt vor ihrer Nase“, heißt es in einem Flugblatt zu einer Unterschriftenliste, die auf der Wollmesheimer Höhe und in Landau-Südwest kursiert. „Von Oktober bis März schafft die Sonne es nicht übers Dach“, sagt Michael Bumb, einer der Anlieger, im RHEINPFALZ-Gespräch. Während der Bauzeit rechnen die Anlieger mit Baustellenverkehr. Mehr noch schreckt sie aber die An- und Abfahrt der Beschäftigten zu ihren Schichten. Schon jetzt reichten die Parkplätze auf dem Betriebsgelände nicht aus. Autos würden in der schmalen Rappoltsweilerstraße und in Nachbarstraßen geparkt, nicht selten so, dass es für größere Fahrzeuge – einschließlich Feuerwehr und Rettungsdienst – kein Durchkommen gebe. Die Anlieger belegen dies mit Fotos. Die Lage habe sich etwas gebessert, weil das Ordnungsamt kontrolliert habe. Die Anlieger fordern, keine Zufahrt zum Gelände mehr über die Wohnstraßen der Wollmesheimer Höhe zuzulassen. Eine Zufahrt für Wickert-Beschäftigte befindet sich nämlich nicht an der Wollmesheimer Straße, wie man aus der Postanschrift vermuten könnte, sondern besteht aus einem Stichsträßchen, das von der Rappoltsweiler Straße abzweigt und mit einem Elektrotor versehen ist. Morgens ab 5.40 Uhr gebe es starken Anreiseverkehr mit entsprechendem Lärm, einschließlich Radiobeschallung, wenn die Autofenster geöffnet werden, um die Tor-Elektronik zu bedienen. Heiko Blädel spricht von jetzt schon 50 bis 70 Autos, die zweimal täglich durch die Rappoltsweiler Straße rollen. Nun seien offenbar 55 neue Parkplätze auf dem Betriebsgelände geplant, was dann über 100 Fahrbewegungen an 220 Arbeitstagen nach sich ziehen würde. Größere Hallen bedeuten auch mehr Personal, fürchten die Nachbarn, und wenn das Unternehmen erkläre, dass die Erweiterungspläne am unteren Rand des tatsächlichen Bedarfs lägen, müssten sie sich vielleicht über kurz oder lang sogar auf einen Drei-Schicht-Betrieb einstellen. „Das läuft ab wie 2008“, kritisiert Anwohner Bernd Bossong und wirft Baudezernent Maximilian Ingenthron denselben Fehler vor, wie ihn der damalige Oberbürgermeister Hans Dieter Schlimmer gemacht habe: „Es gibt keinen Nachbarschaftsdialog.“

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