Pirmasens Münchweiler: Erfolgsstrategie mit limitierter Auflage

Das Känguru in Jägermeister-Farben: Mit diesem Sneaker hat Schuhproduzent Bernd Hummel ein Millionen-Publikum im weltweiten Netz
Das Känguru in Jägermeister-Farben: Mit diesem Sneaker hat Schuhproduzent Bernd Hummel ein Millionen-Publikum im weltweiten Netz erreicht.

Was verbindet KangaRoos mit Marken wie Jägermeister oder der Kettensäge Stihl? Vor allem besondere Produkte „made in Germany“: Sneaker, die der Schuhproduzent Bernd Hummel, größter Lizenznehmer der Marke KangaRoos, in seiner Manufaktur in Münchweiler seit 2012 in limitierter Auflage herstellt. Eine Strategie, die erfolgreich Nachfrage schafft.

Da hat sogar Bernd Hummel mit seiner über 40-jährigen Schuh-Erfahrung gestaunt: Über 65 Millionen Mal wurde der im Dezember 2017 vorgestellte neue Sneaker im weltweiten Netz bis Ende Januar angeschaut, Facebook und Instagram nicht eingerechnet. Eine enorme Reichweite und Werbung für die neuen KangaRoos. Gemessen hat dies der Hersteller des Kräuterlikörs Jägermeister. Denn mit dem niedersächsischen Unternehmen ist der Pirmasenser Schuhproduzent eine so genannte Kollaboration – kurz: „Collabo“ – eingegangen, also eine Partnerschaft für ein spezielles gemeinsames Produkt oder Projekt. Die Gemeinsamkeiten mit dem traditionellen Likör offenbarten sich eher beim zweiten Blick, räumt Hummel ein: „Made in Germany“, eine gewisse Einzigartigkeit, Marktführertum. Jägermeister, stellt der Unternehmer fest, sei heutzutage ein Kultgetränk der Jungen – auch Sneaker sind so „in“ wie nie zuvor. Also wurden „Jägermeister-Sneaker“ kreiert und produziert – „made in Münchweiler“ in einer limitierten Auflage von 556 Paar, angelehnt an die 56 Kräuter im Likör.

Documenta, Erdnussbutter und Gletscher

Die „Collabo“ mit Jägermeister ist nicht die erste und einzige Verbindung, die KangaRoos-Sneaker mit anderen Marken eingegangen sind. Seit 2012, schätzt Hummel, dürften über 30 limitierte „Collabos“ entstanden sein, jede mit einem Thema – von der „Peanutbutter“ mit einer echten Erdnussbutter-Dreingabe über den nachempfundenen Schweizer „Glacier Express“ bis zur Kassler Documenta. Partner sind Szene-Sneaker-Läden, aber auch Künstler wie die Rapper Moses Pelham und Cro. Und eben auch einige, die erst auf den zweiten Blick zu Sneakern passen. Zum Beispiel der deutsche Kettensägen-Hersteller Stihl, auch ein Weltmarktführer. „Made in Germany“ erlebt für Bernd Hummel derzeit eine Art Renaissance: Konsumenten wollten zunehmend wissen, woher ein Produkt komme und wer dahinter stehe. Da spüre er eine Bewegung, meint er – und fühlt sich bestätigt in seiner Entscheidung des Jahres 2012, in Münchweiler die ehemalige Biodyn-Schuhfabrik zu kaufen. Gemeinsam mit seinen Töchtern Anne-Katrin und Julia gründete er dort die Schuhmanufaktur Hummel & Hummel und startete die Produktion besonderer Sneaker-Linien – eine besondere Unternehmung, mit der der Pirmasenser weitgehend allein unterwegs sein dürfte.

Billiger und breiter gibt es nicht

Damals, blickt er zurück, sei es aber eine schwierige Zeit für die Branche gewesen, die sich infolge des zunehmenden Online-Handels in einem enormen Veränderungsprozess befunden habe. Denn der neue Vertriebsweg Internet habe nicht das kompensieren können, was durch die Frequenzverluste beim stationären Handel verloren gegangen sei. Viele hätten damals darauf reagiert, indem sie sich nach unten veränderten, stellt Hummel fest: billiger und breiter aufgestellt. „Wir nicht“, sagt er – im Gegenteil, sie hätten eins draufgesetzt mit ihrem Vorhaben, Schuhe hochwertig in Deutschland zu produzieren. Mit sieben Köpfen startete die Schuhmanufaktur. Heute seien es 20, stellt Hummel fest – und sie suchten noch Mitarbeiter. Doch es sei schwierig, junge Leute für die Fertigung zu finden, auch für eine Ausbildung, stellt er frustriert fest. Daher wurden sechs Flüchtlinge angelernt – „nach einem langen Tanz durch die Instanzen“, meint der Unternehmer, dem so einige bürokratische Vorgaben ein Dorn im Auge sind. Mit den neuen Mitarbeitern sei er aber „sehr zufrieden“, betont er.

Keine Dumpingpreise

Handwerk wie in Münchweiler ist nicht zum Dumpingpreis zu haben: 270 Euro kosten „Collabo“-Schuhe, die limitiert angeboten werden in ausgewählten Läden. Ein Preis, den Sneaker-Fans ohne Wimpernzucken bezahlen. Mancher Sammler legt sogar noch viel mehr hin. Ein „Ovis“-Modell sei unter Sammlern gar mit 1600 Euro gehandelt worden, hat Hummel beobachtet. Was die „Jägermeister-Sneaker“ erzielen können, weiß noch keiner. Ausverkauft waren sie jedenfalls nach zwei Stunden.

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