Pirmasens Mieter profitieren von Solarstrom

Die Solaranlage auf dem Patio-Gebäude lieferte im ersten Betriebsjahr 18.000 Kilowattstunden Strom.
Die Solaranlage auf dem Patio-Gebäude lieferte im ersten Betriebsjahr 18.000 Kilowattstunden Strom.

Die Pirmasenser Bauhilfe ist zusammen mit den Stadtwerken bundesweiter Vorreiter in Sachen Mieterstrom. Seit Juli 2017 liefern 106 Solarmodule auf dem zweiten Patio-Wohnblock in der Winzler Straße Solarstrom für die Mieter im Haus, die diesen zu billigeren Konditionen erhalten als den normalen Stadtwerke-Stromtarif. Bauhilfe und Stadtwerke waren mit diesem Mieterstrom-Modell nach eigenen Angaben die ersten Anbieter in ganz Deutschland.

Das seit einem Jahr laufende Solarkraftwerk wurde von den Stadtwerken errichtet, die den Mietern einen speziellen Stromtarif anbieten, erläuterte Johannes Kreuter, Bereichsleiter für die Netze bei den Stadtwerken. Im Gegensatz zu anderen Anlagen liefern die Solarzellen jedoch nicht allein den Strom für das Netz, sondern er wird zur Hälfte direkt vor Ort von den 16 Mietern verbraucht. 18.000 Kilowattstunden lieferten die Solarzellen im ersten Betriebsjahr. Alle Mieter hätten sich an dem Mieterstrom-Modell beteiligt. Die Stadtwerke bieten dafür einen um einen bis 1,5 Cent billigeren Strompreis an. Die gesetzliche Vorgabe sei maximal 90 Prozent des Basistarifs, so Kreuter, der schätzt, jeder Mieter werde im Schnitt 30 bis 40 Euro pro Jahr an Stromkosten weniger zahlen durch den Sonnenstrom vom eigenen Dach. „Nachhaltigkeit ist schon immer ein Thema für uns“, meinte Bauhilfe-Geschäftsführer Ralph Stegner gestern. Dementsprechend sei es keine Frage gewesen, dass die Bauhilfe bei dem Projekt mitmacht. Immerhin stehen auf Bauhilfe-Häusern schon 12.000 Quadratmeter Solaranlagen, beispielsweise in der Albrechtstraße im Schachen. Diese wurden teilweise schon vor zehn Jahren von einer Zweibrücker Investorengruppe angemietet. Beim jetzigen Projekt mit 260 Quadratmetern profitierten jedoch nicht allein der Investor und die Bauhilfe, sondern auch die Mieter im Haus. „Das ist praktisch eine Win-Win-Win-Situation“, sagte Stegner. Die Mieter beziehen ab Einzug in die Wohnungen den Solarstrom. Der zweite Patio-Wohnblock wurde im Juni 2017 fertig. Wobei der Solarstrom nur 36 Prozent des Strombedarfs der Mieter ausmachte. Im ersten Jahr verbrauchten die Patio-Mieter 25.000 Kilowattstunden. 9000 davon konnten mit dem Solarstrom gedeckt werden, da der Sonnenstrom nachts und an Schlechtwettertagen nicht verfügbar ist. 9000 Kilowattstunden gingen ins Netz, da bei Sonnenschein oft mehr produziert als gerade in dem Moment gebraucht wurde. Eine Batterie im Keller zur Speicherung des überschüssigen Sonnenstroms sei noch nicht wirtschaftlich genug, meinte Johannes Kreuter von den Stadtwerken. Bei der Installation der Anlage sei jedoch der Platz für eine zukünftige Batterie eingeplant worden. Der Patio-Wohnblock sei optimal für ein Mieterstrom-Modell mit Sonnenstrom, da die Patio-Mieter fast alle tagsüber zu Hause seien und deshalb bei Tageslicht Strom verbrauchten, betonte Kreuter. In anderen Wohnblöcken mit mehr jungen Mietern, die bei Tageslicht arbeiten, sei dies nicht der Fall. Bundesweit sind laut Stegner drei Megawatt an Solaranlagen im Mieterstrom-Modell realisiert worden. Patio sei die erste Anlage im ganzen Land gewesen, die registriert wurde. Weitere Mieterstrom-Modelle gibt es nicht in Pirmasens. „Wir sind sehr daran interessiert, weitere Anlagen zu realisieren“, betonte gestern Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Dörr. Auch Bauhilfe-Chef Stegner berichtet von vielen Anfragen seiner Mieter nach solchen Anlagen. An der aktuellen Gesetzeslage müsste jedoch etwas geändert werden, fordert Stegner. Unter anderem sei die Art der Besteuerung eine Katastrophe für die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Außerdem sei eine „unglaubliche Bürokratie“ vonnöten. Was vielleicht auch der Grund ist, warum andere Stadtwerke außerhalb von Pirmasens nicht so angetan vom Mieterstrom-Modell seien, so Stegners Einschätzung.

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