Rheinpfalz Man trifft sich an der Cap-Bank

130.000 Kilometer hat das Cap-Mobil seit Februar 2011 zurückgelegt. 850 Artikel haben die Mitarbeiter ständig an Bord. Werner Kl
130.000 Kilometer hat das Cap-Mobil seit Februar 2011 zurückgelegt. 850 Artikel haben die Mitarbeiter ständig an Bord. Werner Klein (rechts an der Kasse), seit 2014 hauptverantwortlich im Cap-Mobil, und Nico Setto gehören zu dem hilfsbereiten Team, das aus Sicht der Bürger großen Anteil am Erfolg des rollenden Supermarkts hat.

Thaleischweiler-Fröschen: Cap-Mobil versorgt Dörfer seit 2011 mit Waren – Nun soll ein neues Fahrzeug her

Es ist eine Erfolgsgeschichte: Seit dem 28. Februar 2011 rollt das Cap-Mobil, der fahrende Supermarkt, den die gemeinnützige Pirminus GmbH betreibt, durch den Landkreis Südwestpfalz, genauer gesagt durch 36 Orte, vornehmlich im westlichen Teil des Kreises, und versorgt die Bürger dort ein- oder zweimal wöchentlich mit Essen, Trinken, Putzmitteln und vielem mehr. 130.000 Kilometer hat das Fahrzeug mittlerweile absolviert, die Gedanken an die Beschaffung eines neuen Fahrzeugs werden konkreter.

"Hoffen, neun Jahre Laufzeit zu schaffen"

Innerhalb der Pirminus gGmbH, einem zur Heinrich-Kimmle-Stiftung gehörenden Integrationsbetrieb, ist das Thema bereits angedacht. In den nächsten Monaten geht es an die konkreten Planungen, und im zweiten Halbjahr 2019 könnte es ein dringlicher Punkt werden, erläuterte Markus Matheis, Geschäftsführer der Pirminius gGmbH, den Mitgliedern der CDU-Kreistagsfraktion, die sich das Fahrzeug am Freitag an der letzten Haltestelle des Tages – dem Seniorenheim Bethesda in Thaleischweiler-Fröschen – genauer anschauten. „Wir hoffen schon, die neun Jahre Laufzeit mit dem Fahrzeug zu schaffen“, sagte Matheis. Grundsätzliche Überlegungen, etwa dass es bei einem Fahrzeug bis 7,5 Tonnen bleiben soll, damit der Fahrer keinen speziellen LKW-Führerschein benötigt, gründen sich auf die Erfahrungen, die mit dem Cap-Mobil seit der Inbetriebnahme gemacht wurden. Trotz steigender Nachfrage solle kein zweites Fahrzeug auf die Straße geschickt werden.

Immer mehr Produkte an Bord

Der Supermarkt auf vier Rädern ist von Montag bis Samstag unterwegs. An den einzelnen Haltestellen ist er zwischen 20 und 30 Minuten anzutreffen. Gibt es Verschiebungen durch eine veränderte Nachfrage, „müssen wir den Tourenplan verändern“, sagte Matheis. Das sei mehrfach geschehen. Der Tourenplan werde ständig im Auge behalten. Da das Cap-Mobil ein vom Kreis unterstütztes Projekt sei, werden nur Orte im Landkreis Südwestpfalz angefahren. Seit das Cap-Mobil durch den Landkreis rollt, stieg nicht nur die Anzahl der angefahrenen Orte – in manchen Orten gibt es mehr als eine Haltestelle –, das Fahrzeug hat auch immer mehr Produkte an Bord. Mit 650 Artikeln sei man gestartet, mittlerweile habe das Team regelmäßig 850 Artikel dabei, erläuterte Matheis. Dazu nehmen die Fahrer Bestellungen für die nächste Woche an. „Dann auch mal Backwaren und Kuchen“, berichtete Matheis. Nach wie vor gelte, was schon beim Start des Cap-Mobils ein eherner Grundsatz gewesen war: In Orten, in denen es eine funktionierende Versorgung gibt, sei es stationär oder etwa über Bäckerwagen, die den Ort anfahren, soll das Cap-Mobil keine Konkurrenz sein. „Das war uns von Anfang an wichtig, mit dem Kreis auch so besprochen“, sagte Matheis. Es funktioniere.

"Gute Investition"

Die Idee des rollenden Supermarktes war 2010/11 aufgekommen, nachdem die drei damals bestehenden Dorfläden in Battweiler, Herschberg und Höheinöd aus finanziellen Gründen schließen mussten. 32.000 Euro, die dem Jahresverlust der Dorfläden für den Kreis entsprachen, steuerte der Landkreis damals zur Anschaffung des Cap-Mobils bei. Es war eine von drei Finanzierungsquellen für das Fahrzeug. „Eine gute Investition“, bilanzierte CDU-Fraktionssprecher Dirk Palm und versicherte, dass seine Fraktion auch die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges finanziell unterstützen wolle. Zumal die Sicherstellung der Grundversorgung im ländlichen Raum – dazu gehören auch Themen wie Internet und ärztliche Versorgung – ein wichtiger Punkt sei, sagte Palm. „Das Cap-Mobil ist ein absolutes Erfolgmodell“, sagte der Landtagsabgeordnete Christof Reichert. Das Projekt zu unterstützen, auch finanziell, dürfe keine Frage sein, unterstrichen Michaela Hüther und Martina Wagner, die Bürgermeisterinnen von Reifenberg und Kleinsteinhausen, deren Orte vom Cap-Mobil angefahren werden.

Gleiche Preise wie im Supermarkt

Thaleischweiler-Wallhalbens Verbandsbürgermeister Thomas Peifer ergänzte: „Wenn wir den ländlichen Raum als attraktiven Lebensraum erhalten wollen, darf nicht alles nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten berechnet werden.“ Er spielte damit auf Matheis Bericht an, demzufolge das Cap-Mobil jedes Jahr einen Verlust zwischen 9000 und 10.000 Euro einfährt. Unter anderem sei das der Tatsache geschuldet, „dass wir die Artikel im Cap-Mobil zu exakt den gleichen Preisen anbieten wie im Supermarkt“, sagte Matheis. Der Betrieb des mobilen Supermarktes funktioniere durch die Quersubventionierung mit dem Cap-Markt in Thaleischweiler-Fröschen. Ein entscheidender Grund, warum sich die Gesellschaft für das Projekt Cap-Mobil entschieden hatte, sei die ureigenste Aufgabe der Pirminus gGmbH gewesen: Arbeitsplätze schaffen für Menschen mit Beeinträchtigungen und diese möglichst dauerhaft im Arbeitsmarkt zu integrieren. Zweieinhalb sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze sind mit dem Cap-Mobil verbunden. Die teilen sich formal auf in eineinhalb Stellen für Menschen ohne Beeinträchtigung, einen Inklusionsarbeitsplatz und einen Außenarbeitspatz der Pirminus-Werkstatt.

Bei der Bevölkerung beliebt

Das Team um Werner Klein, der seit Juni 2014 verantwortlich dafür ist, dass der Wagen gut bestückt durch die Region rollt, ist bei der Bevölkerung beliebt, wie Hüther und Wagner berichteten. Das Cap-Mobil ermögliche vielen Menschen erst das selbstständige Einkaufen. Die Kunden wüssten zu schätzen, dass die Waren an Tagen, an denen es jemandem zum Beispiel gesundheitlich nicht gut geht, ins Haus gebracht werden. Zudem erfülle das Cap-Mobil eine soziale Funktion im Ort: „Die Menschen treffen sich schon vorher, reden miteinander“, berichtete Michaela Hüther. „In Riedelberg gibt es zum Beispiel eine sogenannte Cap-Bank, an der sich die Menschen treffen“, erzählte Wagner. Diese persönliche Note, da sind sich Betreiber und Bürgermeister einig, dürfe nicht verloren gehen.

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