Pirmasens „Mal satirisch überzogen, mal mit subtilen Untertönen

Eine beklemmende Szene zeigen „Flamettis Erben“, wenn vier Migranten (v. li.: Laura Roth, Hannah Franke, Carolina Seebald und Li
Eine beklemmende Szene zeigen »Flamettis Erben«, wenn vier Migranten (v. li.: Laura Roth, Hannah Franke, Carolina Seebald und Lima Buchner) in einem Kühltransport ersticken.

Dreimal standen „Flamettis Erben“ für die Aufführung ihres neuen Stückes „Maschine Mensch – Wir drehen am Rad“ auf der Bühne, dreimal waren die Zuschauer beeindruckt von Qualität und Intensität, mit der die Truppe um Regisseur Achim Ropers anspruchsvolle Inhalte zu interpretieren vermochte.

Das Pirmasenser Kulturforum Alte Post war am Freitag dritte und letzte Spielstätte, nachdem „Flamettis Erben“ bereits im Dahner Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium und in der Pirmasenser Jugendkulturwerkstatt, in der auch geprobt wird, für Furore gesorgt hatten. Auszüge aus dem neuen Programm waren bereits im Rahmen der Pirmasenser Industrie-Kultur zu sehen und hatten dort ein breites Publikum erreicht. Sechs Einzelszenen liefern in „Maschine Mensch“ einen bedrückenden Eindruck von der Unbarmherzigkeit, mit der die industrielle Entwicklung den Menschen überrollt hat. Insgesamt zwei Stunden lang schafften es die jungen Darsteller, rund 80 Zuschauer in den Bann zu ziehen, indem sie Ohnmacht und Verzweiflung der Opfer spürbar machten. Mit erstaunlichem Einfühlungsvermögen lösten sie dabei die anspruchsvolle Aufgabe, mal satirisch überzogen, mal mit subtilen Untertönen, die grundverschieden angelegten Szenen allesamt so auf die Bühne zu bringen, dass es bleibenden Eindruck hinterließ. Zwei Beispiele: Als Clowns fädelten Regierungsvertreter und Waffenproduzenten ihre todbringenden Deals ein – hier sorgte der fast schon perverse Kontrast zwischen schriller Maskierung und schockierender Kaltblütigkeit für durchaus beabsichtigtes Schaudern. „Beihilfe zum Export“, so der Titel der Szene, war übrigens von der „Berliner Compagnie“ unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden. An den Schluss des Abends setzten „Flamettis Erben“ mit „Kühltransport“ eine Szene, in der auf beklemmende Weise das unvorstellbar grausige Schicksal von Migranten dargestellt wird, die in einem Lkw ersticken. Hier blieb einem tatsächlich der Kloß im Halse stecken – und man hatte vollkommen vergessen, dass hier eine reine Schüler-Laientruppe am Werke ist, die gerade mal ihr zweites Stück nach den „Jagdszenen in Niederbayern“ im letzten Jahr auf die Bühne gebracht hat. Mit Recht stolz auf seine Schauspieler ist Achim Ropers: „Die machen das alles außerhalb der Schule, ohne Zwang“, freute sich der Regisseur, der aus den Reihen von „Flamettis Erben“ gewiss das eine oder andere Talent künftig auch im „Armen Kreativen Theater“ begrüßen kann. Infos —Proben: „Flamettis Erben“ treffen sich freitags, 14 - 17 Uhr, in der JuKuWe – neue Gesichter sind jederzeit willkommen. —Darsteller: Céline Baquet, Lisa-Marie Buchner, Hannah Franke, Jolanda Kirchner, Jessica Konietzko, Leonie Leiner, Jon Müller, Jule Nikolaus, Laura Roth, Julian Schuster, Carolina und Franziska Seebald, Henrik Sittel, Alina Sprau und Franz Stark.

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