Pirmasens Lebensretter auf dem Fußballplatz

«Landau.» „Die Katze“ springt ein, wenn die erste Fußball-Mannschaft des SV Landau West einen Torhüter braucht. Torhüter ist eigentlich Peter Lloyd, doch er hat sich in der Vorbereitung zwei Finger gebrochen. „Die Katze“ ist Dirk Jäger, der im Verein die F-Jugend trainiert. Beinahe wäre er am Sonntag beim B-Klasse-Spiel gegen die SpVgg Bad Bergzabern gestorben.

Ihm werde schwarz vor Augen, er sehe nichts mehr, soll er gesagt haben, kurz bevor er in der 84. Minute des Spiels zusammenklappte. Landaus Spieler Maximilian Krauss und Bergzaberns Spielleiter Torsten Trösch eilten zu ihm. Zunge verschluckt. Da konnten die ausgebildeten Sanitäter sofort helfen. Jedoch: kein Puls. Die beiden begannen Jäger zu reanimieren. Puls da. Puls wieder weg. Wieder Herzmassage. Wie lange dauert es noch, bis der Notarzt kommt? Den Spielern kam es wie eine Ewigkeit vor. Im Rettungswagen wurde Jäger noch mal reanimiert. Klinik. Am Abend gegen 22 Uhr mit dem Rettungshubschrauber nach Ludwigshafen. Beinahe euphorisch war Peter Schilinski, Spielleiter des SV Landau West, am Donnerstagnachmittag: „Wir fühlen uns gerade gut.“ Die Ärzte seien zufrieden mit dem Patienten Jäger. Beim Eingriff hatten sie festgestellt, dass nicht eine, dass beide Herzklappen gerissen sind. Noch einige Zeit im Krankenhaus, danach Reha, der Weg zur Gesundung scheint vorgezeichnet zu sein. Heute hat Jäger, Lehrer in Bellheim, Geburtstag. Der 48. müsste es sein, sagt Schilinski. An Fußball denken die Mitspieler gerade nicht. Statt Training war am Dienstag Gesprächstherapie im Clubheim angesetzt. Schilinski – mit dem Trainer und Angehörigen war er am Sonntagabend im Krankenhaus dabei gewesen – sieht es als Aufgabe an, die Mannschaft mit dem Erlebten nicht alleine zu lassen. Reden, sich darüber unterhalten, Ängste und Sorgen teilen. Auf den Fußballplatz auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände will so schnell keiner mehr. Die Meisterschaft geht indes weiter. Der vorgesehene Gegner am Sonntag wollte angeblich spielen, eine Absage nicht akzeptieren. Den Spielern, sagt Schilinski, wäre das egal gewesen, keiner wäre aufgelaufen. Inzwischen habe der Verband entschieden, „dass wir am Sonntag nicht spielen müssen“. Ähnlicher Fall in Hauenstein Einen ähnlich dramatischen Fall gab es 1995 im Wasgaustadion beim Regionalligaspiel SC Hauenstein gegen FC Gütersloh. Damals prallte Güterslohs Andreas Ellguth mit Hauensteins Keeper Mike Englert zusammen und blieb dann bewusst- und atemlos im Strafraum liegen. Ellguths Zunge blockierte die Atemwege, sein Kiefer ließ sich zunächst nicht öffnen. SCH-Mannschaftsarzt Jürgen Birkenmeier aus Dahn erfasste sofort die Situation, hebelte mit einem Reflexhammer den Kiefer des stark blutenden Ex-Bundesligaprofis auf, machte somit die Atemwege wieder frei und bewahrte den Gütersloher, der bereits Anzeichen von Sauerstoffmangel gezeigt hatte, vor bleibenden gesundheitlichen Schäden.

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