Pirmasens Kapitulski trifft, Herberger lobt

Erinnert sich gerne daran, wie er mit dem FKP-Team nach dem erstmaligen Gewinn der Südwestmeisterschaft von 10.000 Menschen auf
Erinnert sich gerne daran, wie er mit dem FKP-Team nach dem erstmaligen Gewinn der Südwestmeisterschaft von 10.000 Menschen auf dem Exerzierplatz begeistert empfangen wurde: Heini Seebach.

«PIRMASENS.» Es war ein echter Kracher am zweiten Spieltag der Endrunde um die deutsche Fußball-Meisterschaft 1959. Der Meister der süddeutschen Oberliga, Eintracht Frankfurt, zum Auftakt 7:2-Sieger bei Werder Bremen, traf auf Südwestmeister FK Pirmasens, der sich vor rund 60.000 Zuschauern im Ludwigshafener Südweststadion mit 4:0 gegen den 1. FC Köln durchgesetzt hatte. Im Vorfeld gab es Dissonanzen, weil die Hessen den Westpfälzern weniger Karten zur Verfügung stellten, als ihnen zustanden. Letztlich reisten über 6000 FKP-Anhänger in die Großstadt am Main. „Da fuhren mehrere Sonderbusse“, erzählt Heini Seebach (81), der gegen Köln einen der vier FKP-Treffer erzielt hatte. Die Pirmasenser Fans hatten im Waldstadion, das heute Commerzbank-Arena heißt und „nur“ noch 51.500 Menschen Platz bietet, zunächst Grund zur Freude. Helmut Kapitulski, Spielmacher und Torjäger zugleich, köpfte das 1:0. Jener Kapitulski, der 1957 als amtierender Deutscher Meister mitsamt Trainer Helmut Schneider von Borussia Dortmund nach Pirmasens gewechselt war. „Zum ersten Training mit den beiden kamen 2500 Zuschauer – zum Training!“, kann Seebach es heute noch kaum fassen, wie groß die Fußball-Euphorie in der damals boomenden Schuhmetropole war. 1958, nach dem erstmaligen Gewinn der Südwestmeisterschaft, bereiteten die Pirmasenser ihren Fußball-Helden nach der Rückkehr aus Koblenz-Neuendorf einen triumphalen Empfang. Seebach: „Der Exerzierplatz war schwarz von Menschen. Über 10.000 Leute haben uns gefeiert.“ Zurück zum Rekord-Endrundenspiel in Frankfurt. Eckehard Feigenspan und Istvan Sztani trafen zum 1:1 und 2:1 für die Eintracht, Kapitulski glich zum 2:2 aus. Abermals Sztani machte das 3:2, und dabei blieb es. „Das können wir im Rückspiel noch wettmachen“, sagte Kapitulski nach dem Abpfiff dem Magazin „Kicker“. Und der zuschauende Bundestrainer Sepp Herberger urteilte: „Der Pirmasenser Sturm operierte recht gut in breiten Gassen und mit steilem Weg.“ Kapitulskis Optimismus sollte sich nicht bewahrheiten. Der FKP gewann nur noch gegen Bremen (4:1), verlor das Rückspiel vor 50.000 Zuschauern in Ludwigshafen gegen Frankfurt mit 2:6 und schloss in der Endrundengruppe A als Dritter ab, war damit die Nummer fünf im geteilten Deutschland. Die Frankfurter dagegen gewannen das Endspiel gegen den Ersten der Gruppe B, Kickers Offenbach, in Berlin mit 5:3 nach Verlängerung – es war die erste und einzige deutsche Meisterschaft der Eintracht. „Ich habe das Glück gehabt, die goldenen Zeiten des FKP komplett miterlebt zu haben“, sagt Heini Seebach, der 50 Jahre bei der Firma Semler arbeitete, erst als Zuschneider, dann in der Lederverarbeitung, später im Außendienst. Viermal erreichte er als Vertragsspieler mit dem FKP die Endrunde um die deutsche Meisterschaft (1958, 1959, 1960, 1962). Die Qualifikation zur 1963 eingeführten Bundesliga verpassten die Pirmasenser knapp. 1965/66 klopfte Seebach mit dem FKP noch mal ans Tor zur Bundesliga. Nach sechs Spielen in der Aufstiegsrunde, darunter ein 1:1 vor rund 80.000 Zuschauern im Olympiastadion gegen die Berliner Hertha, war der FKP punktgleich mit Fortuna Düsseldorf (je 8:4), aber im Torverhältnis schlechter. Heute spielt „die Klub“ in der Regionalliga, und Heini Seebach sitzt bei jedem Spiel auf der Tribüne. Dann sind die Zuschauerzahlen aber meist nur dreistellig.

81.000 Zuschauer waren am 23. Mai 1959 im Frankfurter Waldstadion, als die Eintracht gegen den FKP in der Endrunde um die deutsc
81.000 Zuschauer waren am 23. Mai 1959 im Frankfurter Waldstadion, als die Eintracht gegen den FKP in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft spielte. Hier ein Zweikampf der spannenden Partie mit dem Frankfurter Richard Kreß (links) und Ludwig Roos, Vater des späteren FCK-Profis Axel Roos.
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