Pirmasens In der Tradition seiner Lehrer

Volker Bengl sang in der Rodalber Marienkirche.
Volker Bengl sang in der Rodalber Marienkirche.

Ganz in der Manier seines Lehrers Rudolf Schock präsentierte Startenor Volker Bengl am Samstag sein Konzert „In mir klingt ein Lied“ in der Marienkirche in Rodalben. Dass er bei Rudolf Schock und Erika Köth, den größten deutschen Sängern der 50er und 60er Jahre, sein Handwerkszeug gelernt hat, konnte man hören und während des gesamten charmant-professionellen Auftritts spüren.

Bengl, der 1960 in Ludwigshafen geboren wurde, blieb der Region zunächst treu. Er studierte, nachdem er eine Ausbildung als Chemielaborant abgeschlossen hatte, Gesang an der Hochschule für Musik Mannheim/Heidelberg und trat sein erstes Engagement am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken an. Sein zweites Engagement führte ihn ans Staatstheater am Gärtnerplatz in München, wo er 16 Jahre lang festes Ensemblemitglied war. Daneben sang er als Gast Opernpartien an vielen renommierten Opernhäusern und gab über tausend Konzerte weltweit. Seine Bühnenlaufbahn hat Volker Bengl mittlerweile beendet und ist nur noch als Konzertsänger unterwegs. Viele bekannte Melodien aus dem weltlichen wie sakralen Bereich hatte Bengl in seinem Programm und verband diese geschickt durch kurze Ansagen und Überleitungen, so dass aus der bunten Mischung ein durchdachtes Gesamtkonzept entstand mit den Schwerpunkten Frühling und Pfalz. Sein Programm eröffnete er mit dem bekannten und passenden Volkslied „Der Mai ist gekommen“ – überraschenderweise nicht mit der angekündigten Klavier- sondern mit Orgelbegleitung. Die Distanz zwischen dem Sänger im Altarraum und dem Organisten auf der Empore ist enorm. Zudem sitzt der Organist mit dem Rücken zum Sänger. Daher dauerte es ein Paar Takte, bis beide ein gemeinsames Tempo gefunden hatten. Frühlingshaft ging es weiter mit einem der schönsten und bekanntesten Kunstlieder der Romantik, „Frühlingsglaube“ von Franz Schubert. Bei allen Schubert-Liedern ist der Klavierpart keine Begleitung, sondern gleichberechtigter Partner der Singstimme. Das war mit der Orgel unmöglich und jeder Gestaltungsversuch der Sängers wurde von der dynamisch viel zu unflexiblen Orgel im Keim erstickt. Schade, denn Volker Bengls schön schwingende Stimme ist modulationsfähig, metallisch in der sicheren Höhe und weich im Piano, das aber leider allzu oft von der Orgel nahezu zugedeckt wurde. Um genau dies zu vermeiden, hatte der Organist Frank Oidtmann alle Stücke möglichst zart registriert. Es gelang leider nur teilweise und führte andererseits dazu, dass die Begleitung bei allen Stücken gleich klang. Dem schönen Pfälzer Wald widmete der Ludwigshafener Tenor die drei Stücke „Waldandacht“, „Im schönsten Wiesengrunde“ und das „Kuseler Lied“, das der große deutsche Tenor Fritz Wunderlich für seine Heimatstadt komponiert hat. Die geistlichen Stücke waren „Still wie die Nacht“, ein typisches Hochzeitslied, und das ökumenische Kirchenlied „So nimm denn meine Hände“, das Friedrich Silcher 1862 im zweistimmigen Satz nach dem Text von Julie Hausmann vertonte. Es ist das meistgesungene Lied bei Trauerfeiern. Bengl und Oidtmann trugen es in sehr getragenem Tempo vor. Eigentlich war das Tempo bei allen Stücken des Abends eher langsam. Gelegentlich hatte man jedoch den Eindruck, dass der Sänger sich bei dem einen oder anderen Titel ein weniger ruhiges Tempo gewünscht hätte. Das „Ave Maria“ von Franz Schubert ist eigentlich gar kein Kirchenlied. Es stammt aus dem sieben Kunstlieder umfassenden Zyklus „Ellens Gesänge“ und ist die „Hymne an die Jungfrau“. Einige der Titel des Konzertes hat man noch von Bengls Förderer Rudolf Schock im Ohr, da er diese mit Vorliebe bei Konzerten oder Fernsehauftritten gesungen hat: Gerhard Winklers „Mutterhände“, „Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde“ von Herbert Ernst Groh, Silchers „Ännchen von Tharau“ , „O Mädchen, mein Mädchen“ aus dem Singspiel Friederike“ von Franz Lehár und vor allem „Ach ich hab in meinem Herzen da drinnen“ aus der ansonsten unbekannten Oper „Schwarzer Peter“ von Norbert Schultze aus dem Jahr 1936. Bei zwei Orgel-Solo-Stücken konnte sich der Sänger ausruhen und der Organist konnte zeigen, was wirklich in ihm und in der Orgel der Marienkirche steckt. Frank Oidtmann ist Bezirkskantor in Plochingen. Er studierte am Konservatorium in Würzburg und an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und nahm an mehreren internationalen Meisterkursen teil. Zwei Zugaben gaben Bengl und Oidtmann dem begeisterten Publikum. Beim berühmten „Wolgalied“ aus der Operette „Der Zarewitsch“ von Lehár floss so manche Träne und bei dem bekannten Volkslied „Kein schöner Land“ durften die Zuhörer, die bei den vielen bekannten Melodien schon leise mitgesummt hatten, nun auch wirklich mitsingen und das taten sie aus vollem Hals und kannten den Text aller drei Strophen.

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