Rheinpfalz Hermsberg: Maler auf Motivjagd im Pfälzerwald

Thomas Bolds Bilder entspringen auch immer ein bisschen seiner Fantasie. „Ich male nie nach einer einzigen Fotovorlage“, sagt er
Thomas Bolds Bilder entspringen auch immer ein bisschen seiner Fantasie. »Ich male nie nach einer einzigen Fotovorlage«, sagt er. Oft komponiert Bold seine Gemälde aus zwei oder mehr Fotografien.

Thomas Bold gehört zu jenen Menschen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben: Vor 13 Jahren gab er seinen Job als Wintergartenmonteur auf und machte sich als Maler und Zeichner selbstständig. Seine Motive: Rehe, Füchse, Vögel und alles, was ihm bei seinen Spaziergängen im Pfälzerwald begegnet.

Das Haus, in dem Thomas Bold mit seiner Familie und seinen beiden Hunden lebt, könnte gut als Hintergrund für eines seiner Bilder herhalten. Etwas versteckt steht es da, umringt von meterhohen Nadelbäumen, zwischen denen eine benachbarte Pferdekoppel zu sehen ist. Ein kleines Stückchen Wald am Rande des Hermersberger Gewerbegebiets. Im Vorgarten begrüßt den Besucher eine Fuchsfigur aus Gips.

Tausende Bilder gemalt

Im Inneren sind die Wände des Hauses gepflastert mit Ölgemälden und Zeichnungen von Wildtieren – alles Werke von Thomas Bold. „Das ist nur ein kleiner Ausschnitt“, sagt der 55-Jährige. „Ich habe in meinem Leben bereits Tausende solcher Bilder gemalt.“ Bolds Leidenschaft für Kunst begann als Hobby. Schon in der Schule sei Bildende Kunst sein Lieblingsfach gewesen, erzählt er. Darüber hinaus besuchte er allerdings nie einen Malkurs. Er brachte sich das Handwerk selbst bei. Das erste Tier, das er jemals gezeichnet hat? „Das muss ein Reh gewesen sein“, sagt Bold. „Das war schon immer mein Lieblingstier.“ Später erweiterte der Autodidakt sein Repertoire um Ölgemälde. Eigentlich ist Bold gelernter Zimmermann. 25 Jahre arbeitete er als Wintergartenmonteur im Betrieb seines Vaters. Doch irgendwann war er damit nicht mehr glücklich. „Ich wollte einfach was anderes machen, mich selbstständig machen.“ Einige Tierzeichnungen hatte er zu dem Zeitpunkt bereits über das Internet verkauft. 2004 dann der Entschluss, das Hobby zum Beruf zu machen: „Ich dachte einfach, ich probier’s mal.“

Keine tierischen Produkte mehr

Tiere haben Bold schon immer fasziniert. Bereits während seiner Kindheit hat der gebürtige Landauer regelmäßig nach der Schule einen befreundeten Jäger in den Wald begleitet, wo er Rehe und Füchse in freier Wildbahn beobachten und zeichnen konnte. „Das war das Größte für mich“, erinnert er sich. Zur Jagd ging Bold eine Zeit lang selbst. 2003 machte er die Jägerprüfung, seit drei, vier Jahren lässt er sein Gewehr jedoch im Schrank. Der Grund: Bold bringt es nicht mehr übers Herz, Tiere zu essen – geschweige denn zu töten. Seit rund zehn Jahren verzichtet er auf Fleisch, seit drei, vier Jahren lebt er sogar vegan, nimmt also gar keine tierischen Produkte zu sich. „Ich weiß nicht, was mich mal geritten hat, auf Tiere zu schießen“, sagt er heute.

Aus Fotos entstehen Bilder

In den Wald geht Bold immer noch – jeden Tag spaziert er dort, gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Hunden. Immer griffbereit: sein Fotoapparat, mit dem Bold alles knipst, was ihm vor die Linse springt. „Er sieht im Wald wirklich jedes Reh“, sagt Bolds Frau Silke. „Ich bemerke die Tiere fast nie, und für ihn reicht es schon, wenn irgendwo im Gebüsch ein Ohr rausguckt.“ Die Gemälde und Zeichnungen, die nach den Spaziergängen zuhause entstehen, sind nie exakte Abbildungen eines einzigen Fotos. Bold komponiert seine Bilder: „Ich fotografiere zum Beispiel einen interessanten Baumstamm oder einen Felsen und überlege mir dann, welches Tier in diese Landschaft passen würde“, erklärt er. In einer Herbstlandschaft sei das zum Beispiel ein Hirsch, weil die Brunftzeit der Tiere in diese Jahreszeit fällt. Auch Auftragsarbeiten nimmt der Künstler an. „Jäger, die zum Beispiel ihren Lebenshirsch erlegt haben, also ein besonders prächtiges Tier, wollen ihn oft in einem Gemälde verewigt sehen, lebend, vor einer Waldkulisse“, erklärt Bold.

Bis zu zwölf Bilder monatlich

Zwischen zehn und zwölf Bilder fertigt Bold im Monat an. Die Preise für ein Ölgemälde bewegen sich zwischen 200 und 1000 Euro. Seine Werke verkauft der Künstler meist an einen festen Stammkundenkreis, zu denen Jäger, Kunstsammler und sogar Hundebesitzer gehören, die ihre Vierbeiner gerne auf der Leinwand verewigt sehen. Auch in einigen Fachzeitschriften sind Bolds Bilder zu finden. Seine Pfälzerwald-Motive finden mittlerweile allerdings auch Abnehmer außerhalb von Deutschland. So habe ein Kunde aus Spanien bereits ein drittes Jagdbuch veröffentlicht, das illustriert ist mit Bolds Bildern. Auch hat der Hermersberger einige seiner Tiergemälde an deutsche Kunden verkauft, die nach Australien und Kanada ausgewandert sind. „Die sehnten sich dort einfach nach einem Stück Heimat“, sagt er.

x