Heltersberg Heltersberg: Weiter fürs Holzland kämpfen

Der Saal ist voll, die Teilnehmer diskutieren angeregt: Die Versammlung in Heltersberg am Montagabend ist kein Frontalunterricht
Der Saal ist voll, die Teilnehmer diskutieren angeregt: Die Versammlung in Heltersberg am Montagabend ist kein Frontalunterricht.

Erfolgreich haben die Heltersberger und ihre Nachbarn aus dem Holzland gegen die Entscheidung der Sparkasse Südwestpfalz demonstriert, die Filiale im Ort dichtzumachen. Damit soll die Zusammenarbeit der Anwohner nicht enden. Die Organisatoren der Demos wollen Ideen sammeln und Projekte auf die Beine stellen, um sich gegen das befürchtete Dorfsterben zu wehren.

Am Montagabend kurz vor 19 Uhr scheint halb Heltersberg auf den Beinen zu sein. Aus allen Richtungen strömen Holzlandbewohner auf die Festhalle zu. Die Protestschilder von den Demonstrationen in Waldfischbach-Burgalben und Pirmasens weisen die letzten Meter. Im Saal versammeln sich rund 130 Besucher um die Organisatoren des Widerstands gegen die Entscheidung der Sparkasse Südwestpfalz, ihre Filiale im Dorf dichtzumachen. Dagegen haben sich die Heltersberger und ihre Nachbarn aus Schmalenberg und Geiselberg heftig gewehrt – und erfolgreich, wie es aussieht. Am 20. März soll der Verwaltungsrat der Sparkasse über einen Kompromissvorschlag von Landrätin Susanne Ganster entscheiden: Demnach verliert Heltersberg zwar seine Filiale mit Angestellten, doch Selbstbedienungsterminal und Geldautomat sollen für mindestens zwei weitere Jahre im Ort bleiben.

Offener Brief oder weiterer Protest?

Initiator Egbert Besier eröffnet die Versammlung lautstark mit einer Klapper – auch ein Überbleibsel der Demos. „Wir sind wieder überwältigt, wie viele Leute hier sind“, sagt Peter Jochum. Ihr Erfolg habe viele überrascht. Vielleicht auch aufgerüttelt. Immer wieder wird an diesem Abend darauf hingewiesen, dass privates Engagement – abseits von Parteien- und Vereinsstrukturen – etwas bewegen kann. Diese Lektion ziehen die Holzlandbewohner aus ihrem Widerstand gegen ein scheinbar übermächtiges Geldhaus. Und sie wollen sie nutzen, um ihr Dorf voranzubringen.

Zunächst gelte es, den Prozess zu begleiten, bis die Selbstbedienungsfiliale in Heltersberg auf sicheren Füßen steht. Ein offener Brief an die Mitglieder des Verwaltungsrats wird bei der Einwohnerdiskussion vorgeschlagen und mit Beifall aufgenommen. Darin könnten die Demonstranten dem Verwaltungsrat noch einmal klarmachen, dass sie einen positiven Entscheid erwarten. Ein anderer Zuschauer schlägt vor, am 20. März erneut vor der Kreissparkasse zu demonstrieren: „Damit sie wissen, wir sind noch da.“ Besier mahnt, den Druck aufrecht zu erhalten, bis die Entscheidung durch ist. „Wir stehen abends an der Schranke zur Tiefgarage, und da kommt keiner raus, bevor er den Daumen gehoben hat“, scherzt er.

Die meisten Teilnehmer scheinen zu vermuten, dass Landrätin Ganster mit ihrem Kompromissvorschlag beim Verwaltungsrat durchkommt. „Die werden die Landrätin nicht so im Regen stehen lassen“, sagt eine Frau. Und falls doch, „dann stehen wir vor der Kreisverwaltung“, wird mit weiteren Demos gedroht. Viele Bewohner aus Heltersberg, Geiselberg und Schmalenberg sind in den vergangenen Wochen zum ersten Mal überhaupt auf die Straße gegangen. „Wir tun das fürs Holzland“, erinnert Besier, der seinen Stolz zeigt. „Wir haben was fertiggebracht, was wir noch nie gemacht haben.“

Stärkung der Gemeinschaft

Von mehreren Seiten wird Felix Leidecker kritisiert, CDU-Fraktionsvorsitzender im Verbandsgemeinderat Waldfischbach-Burgalben, der Heltersbergs SPD-Bürgermeister mangelnden Einsatz im Streit mit der Sparkasse vorgeworfen hatte. „Nach meiner Meinung wurde da einer vorgeschickt, der sich Meriten verdienen muss als künftiger Verbandsbürgermeister“, sagt Wolfgang Vatter.

Das Gemeinschaftsgefühl steht am Montagabend im Fokus. Viele sind gekommen, die Gemeinde stellt den Raum, die Straußjugend kümmert sich um Getränke. Von wegen, die Jugend daddele nur am Smartphone, lobt Jochum prompt. In Heltersberg engagiere sie sich. Der Kaffeeklatsch für mehrere Generationen werde gut angenommen, einige Heltersberger pflegten öffentliche Grünanlagen: „Da sieht man doch, dass es ein Dorfleben gibt“, folgert Jochum.

Wehren gegen Dorfsterben

Die eigenständige Zusammenarbeit der Bewohner solle gestärkt werden. Lebenswert und attraktiv für seine Bewohner solle das Dorf sein. Unter dem Motto „Das Holzland wehrt sich gegen das Dorfsterben“ sind die Heltersberger aufgerufen, Ideen und Anregungen fürs Dorf niederzuschreiben. Dann prüfe man, was umsetzbar ist. Das Holzland soll nicht abgehängt werden, so das Ziel. „Schreibt auf, was euch auf den Nägeln brennt“, sagt Jochum. Im Zweifelsfall werde man nicht zögern, erneut auf die Straße zu gehen, heißt es mehrfach. „Wir können auch nach Mainz gehen und uns dort hinstellen.“ Die Ankündigung von Jochum findet viel Applaus.

Freihold: Einziges Hilfsangebot der überregionalen Politik

Kritisiert werden auch die Landtags- und Bundestagsabgeordneten der Region: Bundestagsabgeordnete Brigitte Freihold (Die Linke) habe als einzige in Heltersberg Unterstützung angeboten. Die Initiatoren bestehen zwar darauf, sich von keiner Partei vereinnahmen zu lassen, dennoch ruft die Sprachlosigkeit der Volksvertreter Unverständnis hervor.

Wolfgang Vatter hat angekündigt, sich aus der ersten Reihe zurückzuziehen – aus persönlichen Gründen, wie er sagt. Er überlässt seinen Platz Franz Depper, der künftig Besier und Jochum unterstützen will.

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