Pirmasens Hebammen in Pirmasens: Lage entspannt sich

Gabriele Kuntz Geschäftsführerin des Hebammen Haus. Mit einer Puppe übt Kuntz den Umgang mit dem Baby mit werdenden Eltern.
Gabriele Kuntz Geschäftsführerin des Hebammen Haus. Mit einer Puppe übt Kuntz den Umgang mit dem Baby mit werdenden Eltern.

Die Geschäftsführerin des Hebammenhauses, Gabriele Kuntz, ist deutlich entspannter als noch vor einem halben Jahr. Mit dem Pflege-Neuordnungsgesetz, das eine höhere Präsenz freiberuflicher Hebammen in Kreißsälen vorsieht, hat sie sich arrangiert. Zwei neue Hebammen haben den Weg ins Hebammenhaus in der Lemberger Straße gefunden.

Vor einem halben Jahr hatten die Hebammen in Pirmasens noch einen riesigen Berg Arbeit zu bewältigen und sind aufgrund höherer Geburtenraten in Pirmasens an ihre Grenzen gestoßen. Das Pflege-Neuordnungsgesetz fordert, dass eine Hebamme im Kreißsaal nur noch zwei Geburten gleichzeitig betreut, um ein persönlicheres Verhältnis zu gewährleisten. Das stellte Kuntz und ihre Mitstreiterinnen zunächst vor eine gewaltige Herausforderung. Nun hat sich die erste Aufregung gelegt, denn das Hebammenhaus hat Verstärkung bekommen. „Aufgrund des Artikels, der im Januar in der RHEINPFALZ erschienen ist, haben sich zwei Hebammen bei uns gemeldet, die wieder in ihren Beruf einsteigen wollten“, sagt Kuntz. Zwei weitere Kolleginnen, die sich derzeit noch in Ausbildung befinden, stoßen ab Oktober zu Kuntz und ihrem Team. „Das hat dazu geführt, dass wir Kurse, die wir aufgrund des neuen Gesetzes ausfallen ließen, wieder aufgenommen haben. Unsere vier Hebammenpraxen in Pirmasens, Rodalben, Dahn und Zweibrücken sind nun wieder in vollem Umfang für die Schwangeren erreichbar“, freut sich die Hebamme. Alle Kurse, die man in den vergangenen Jahren angeboten hat, können nun, nach der Zwangspause, wieder angeboten werden. Auch die Nachsorge sei besser zu bewerkstelligen.

Es hat sich eingespielt

Laut Kuntz verfügt das „Hebammenhaus plus Gesundheitspflege“ derzeit über 25 Hebammen, von denen zwei über Tag im Kreißsaal anwesend seien, um Geburten zu begleiten. Hinzu komme eine Ambulanzhebamme, die sich um Schwangere mit Beschwerden kümmere und für Geburten nicht versichert sei. Nachts wiederum seien ebenfalls zwei Hebammen anwesend, die den Standardkreißsaal bedienen. Hinzu komme eine Rufbereitschaft für den Notfall. Alles in allem laufe die Neustrukturierung gut, mittlerweile habe sich alles eingespielt, berichtet die Chef-Hebamme. Als das Gesetz im Januar in Kraft trat, habe man eingehende und gute Gespräche mit der Geschäftsführung des Pirmasenser Krankenhauses geführt, dem Partner des Hebammenhauses in der Lemberger Straße. „Das Pirmasenser Krankenhaus rund um Geschäftsführer Martin Forster hat uns wahnsinnig unterstützt, um Abläufe zu optimieren und dem Mehraufwand an Bürokratie, der mit der Umstrukturierung einherging, Herr zu werden. So langsam ordnen sich die Dinge, und wir kommen zur Ruhe“, sagt Kuntz und berichtet von fast 400 Geburten, die Ärzte und Hebammen im ersten Halbjahr in Pirmasens begleitet haben.

Kuntz: "Wir haben niemanden vor der Tür stehen lassen"

Während es „schon immer“ werdende Eltern aus Stadt, Umland und Landkreis nach Pirmasens gezogen habe, freue man sich nun zusätzlich über einen Großteil an Zweibrückern, die nach der Schließung des dortigen evangelischen Krankenhauses nach Pirmasens kämen und die Pfälzer Hebammen den saarländischen Kolleginnen vorzögen. „Die Situation im Saarland ist aufgrund des Hebammenmangels schlechter als in der Pfalz. Hier vor Ort läuft es noch ganz gut, man darf sich eigentlich nicht beschweren“, sagt Kuntz. Doch im Saarland hätten viele Hebammen wegen hoher Versicherungskosten ihren Beruf an den Nagel gehängt. Nachwuchs komme kaum nach. „Deshalb freuen wir uns, dass wir ab Oktober zwei frisch gebackene Hebammen bei uns begrüßen dürfen, die dann mit ihrer Ausbildung fertig sind und sich für den Standort Pirmasens entschieden haben“, sagt Kuntz, die betont, dass auch während der schwierigen Phase der Neustrukturierung niemand abgewiesen worden sei. „Wir haben in dieser Zeit zahlreiche Überstunden angehäuft, aber niemanden vor der Tür stehen lassen.“ Trotz aller Euphorie, die Umstrukturierung weitestgehend überstanden zu haben, ist Kuntz nur verhalten optimistisch: Der bundesweite Hebammenmangel weite sich in Zukunft sicherlich auch auf die Pfalz aus. „Hoffen wir, dass die Politik das ihrige unternimmt, um diesen Beruf wieder so attraktiv wie möglich zu gestalten. Gesetze, die das Ganze erschweren, haben wir schon genug“, meint Gabriele Kuntz. Auch aus finanzieller Sicht müsse mehr für freiberufliche Hebammen getan werden. Schließlich hätten die Frauen derzeit durch die Reduzierung der Geburtspauschale mehr Arbeitsaufwand bei gleicher Entlohnung.

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