Pirmasens „Golf ist billiger“

Samstagmorgen um 8.45 Uhr auf der Anlage des SV Edelweiß Waldfischbach: bedeckter Himmel, zwei Grad Celsius, fünf Männer, vier Ordonnanzgewehre und vier Zielscheiben in 100 Meter Entfernung. Die Vorbereitungen auf den ersten Wettbewerb bei den bis Ende März andauernden Kreismeisterschaften im Sportschießen laufen. Jürgen Roos (Thaleischweiler-Fröschen), Ludger Grünfelder (JSC Pirmasens) sowie Andreas Peifer und Franz Matheis vom neuen Sportschützenzentrum (SSZ) Lindersbach/Rodalben haben bereits ihre Gewehre parat liegen. „Wenn ihr fertig seid, können wir mit den Probeschüssen beginnen“, sagt der die Aufsicht führende Helmut Fremgen vom SV Edelweiß. Dann legen sich die vier Männer auf der harten Liege zurecht. Nur Matheis, der mit der Waffe 2016 Deutscher Mannschaftsmeister wurde, hat einen Schießanzug an. Er benutzt auch als Einziger einen Handschuh. Und gleich nach dem ersten Probeschuss befindet er: „Der Schießstand ist zu dunkel.“ Mit seinem Spektiv kann er nicht genau erkennen, wo seine Treffer das schwarze Innere der Zielscheibe gelocht haben. „Man müsste eine Taschenlampe da vorne aufstellen“, schlägt er nicht ganz ernst gemeint vor. Immer wieder bringt er sein „Schweden-Mauser-Modell“ in Anschlag. Einatmen, ausatmen, für einen Moment nicht atmen und den Schuss kommen lassen. Vorzugsweise in die Zehn. So einfach kann schießen sein. Ist es aber nicht. Schließlich ist die britische „Enfield“, die Roos benutzt, rund vier Kilogramm schwer. Und die muss nun 40-mal ganz ruhig gehalten werden, um die Munition 55 x 6,5 100 Meter weiter mittig lochen zu lassen. Würde man die Patronen kaufen, käme ein Schuss auf rund zwei Euro. „Da schießt man jedes Mal ein Bockwürstchen vorne raus“, macht sich Harry Hein, der gemeinsam mit Matheis den Titel auf Bundesebene geholt hat, lustig. Hein schießt nach Matheis im zweiten Durchgang. Weil allerdings die Schützen ihre Munition – mit der entsprechenden Erlaubnis – selbst herstellen, kommt ein Schuss auf etwa 70 Cent. Inklusive der Probeschüsse investieren die Schützen daher rund 35 Euro in einen Durchgang. „Golf ist billiger“, scherzt Hein weiter. Nach den Probeschüssen ist es dann Grünfelder, der den ersten Schuss der Kreismeisterschaften 2018 abgibt. Zigtausende werden folgen. Nach 20 Schüssen steigen die vier Männer von ihrer Liege runter, klappen die vordere Hälfte zurück, denn nun werden 20 Schüsse im stehenden Anschlag abgegeben. „Jetzt erst wird der Wettkampf entschieden“, befindet Matheis. Schließlich ist der Wackelfaktor ungleich höher, die zu treffende Zehn indes nicht größer. Zufrieden ist Matheis mit seinem Ergebnis überhaupt nicht, denn er hat „vier Weiße“, was gleichbedeutend mit vier Sechsern ist. „Ich hatte mir vorgenommen, keinen Weißen zu schießen“, sagt der 51-jährige Rodalber. „Der schießt ja auch mit einer Mädchenladung“, spottet Roos ein wenig. Mädchenladung? Während Matheis seine Patronen mit einer Ladung von rund 18 Grain (ein Grain entspricht etwa 65 Milligramm) nach vorne schickt, benutzen die anderen drei Schützen Ladungen von 38 bis 44 Grain. Der Rückstoß ist bei 18 Grain geringer, es ballert nicht so laut und vor allem: Die Waffe wird nicht so schnell heiß. So etwa ab dem 30. Schuss wird das Sportgerät dann doch etwas warm. Weil es aber mit Holz umbaut ist, besteht nicht die Gefahr, dass man sich verbrennt, „aber die Treffsicherheit könnte leiden“, merkt Matheis an. Mit 328 Ringen belegt er deutlich hinter Vereinskollege Hein (363 Ringe) Rang zwei. Matheis: „Mir ist egal, ob ich hier Erster oder Zweiter werde. Wichtig ist die Qualifikation zur Landesmeisterschaft.“ Und die scheint sicher. Auf dem Schaft von Matheis’ Sportgerät zeugen 14 Aufkleber von 14 Teilnahmen bei Landesmeisterschaften. Da wird wohl in diesem Jahr Nummer 15 dazukommen ... Die Ergebnisse Ordonnanzgewehr geschlossene Visierung 100 m: 1. Harry Hein 363, 2. Franz Matheis (beide SSZ Lindersbach) 328, 3. Ludger Grünfelder (JSC Pirmasens) 289. Mannschaftswertung: 1. Lindersbach (Hein, Matheis) 691 Perkussionsfreigewehr: 1. Alexander Hensel (SSV Waldfischbach) 120, 2. Peter Wagner 119, 3. Roger Edrich (beide SV Waldfischbach) 118 Perkussionsdienstgewehr. 1. Edrich 132, 2. Hensel 120, 3. Wagner 92.

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