Pirmasens Ganz ohne Unfug geht die Show nicht

Geistreich und perfekt pfälzisch, wie das zusammenpasst, zeigten „Spitz und Stumpf“ beim Gastspiel in Rodalben.
Geistreich und perfekt pfälzisch, wie das zusammenpasst, zeigten »Spitz und Stumpf« beim Gastspiel in Rodalben.

„Cuvée“ hatten „Spitz und Stumpf“ ihr Gastspiel in Rodalben betitelt. Getreu diesem Motto unterhielten sie am Samstag das Publikum im voll besetzten Kultursaal des Dr.-Lederer-Hauses mit vielen höchst vergnüglichen Höhepunkten aus ihren Shows der letzten Jahre.

Die Rollen bleiben immer noch verteilt wie am Anfang ihrer Bühnenkarriere. Götz Valter spielt den Weingutsbesitzer Eugen Stumpf, nach wie vor sein bester Konsument, und Bernhard Weller tritt als dessen bester Freund Friedel Stumpf auf, als BASF- erfahrener Alles- und Besserwisser. Handlungsort ist der Weinkeller geblieben. Doch mit den Jahren hat das Bühnenspiel das spaßige Plaudern in den Hintergrund gedrängt. Heutzutage spielen „Spitz und Stumpf“ mimik- und gestenreich Anekdoten und inszenieren urkomische, mitunter richtig gehaltvolle Sketche. Die Komik ergibt sich oftmals schon aus Wortspielerei. Mit diesem Stilmittel entstellen die beiden Komödianten den Wahlspruch des Bürgermeister-Kandidaten Friedel Spitz. „Visionen, Gemeinschaft und Freundschaft, gut leben“, sollte auf dem Wahlplakat stehen. Ein Missverständnis verunstaltet den Satz in „Wie sie ohne Gemeinschaft und Freundschaft gut leben“. Ein unübersichtlicher Schilderwald im Straßenverkehr liefert Gesprächsstoff für Götz Valter als Moderator des Pfälzer Senders „Radio Bichlberg“. Er, der Hobbybiologe, entlarvt dabei unter anderem die Gefahren tierischer Schilder. Wenn der Autofahrer allzu konzentriert auf das Schild mit dem „hupsenden Hirsch“ guckt, kann er „die Wildsau übersehen“, warnt der Radiotalker und stellt gleich einmal den „Spurriller“ als zermürbendes Untier dar. „Langen Beobachtungen und Nachforschungen zufolge“ weiß er, dass der „Spurriller“ sich von Asphalt ernährt, in den Fahrbahnen auf hinterlistige Weise Spuren hinterlässt und die Autofahrer „zur Flucht treibt“. Typisch für die Karikatur, setzt sich der Sketch „online beichten“ übersteigert mit der Forderung einer zeitgerecht handelnden Kirche auseinander. Das Angebot der „Online-Beichte“ lässt Wahlmöglichkeiten unter einer Vielzahl angeführter Sünden, ermöglicht das Teilen der Sünden und führt letztendlich zur „App-Solution“. Dafür sind dann aber noch Leistungen zu vollbringen aus dem Buß-Katalog wie das Beten des Rosenkranzes, erleichtert durch die Rosenkranz-App, oder schlichtweg ein Gebet, einfach durch Nachsprechen. Der Text erscheint, nicht vorhandenes Wissen vorausgesetzt, sogleich auf dem Tablet und dazu erklingt die Stimme von Herbert Grönemeyer oder Udo Lindenberg. Solche Beiträge amüsieren, entbehren jedoch nicht eines ernsten Hintergrunds. Ganz ohne Unfug geht die Show dann aber doch nicht vonstatten. Spitz und Stumpf lästern über „Leute aus Hochdeutschland“, wenn sie einfache Mitteilungen nicht verstehen, zum Beispiel die Nachricht „Mer kummen wääche Schdau e halbi Sdunn schpäder“, was doch lediglich bedeutet „auf der Autobahn staut sich der Verkehr, wir brauchen eine halbe Stunde länger“. Die Frau des römischen Geschichtsschreibers Tacitus taufen sie „Tacitussi“. Die Römer seien die Pfälzer los geworden, sagen sie, nicht aber die Badenser, die sich an den Wochenenden regelmäßig in der Pfalz einfinden, um hier „durchgefüttert zu werden“. Schließlich bauen „Spitz und Stumpf“ auch noch eigene Pfalzlieder ein, ob von den „Hottentotte“ oder von „de Duddesupp“. Die Einlagen tun der Stimmung gut. Im Hauptprogramm überzeugt das Duo durch geistreiche Originalität, perfekt pfälzisch aufbereitet.

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