Pirmasens Für Schule und fürs Leben gelernt

Joanna Whittaker-Simon hat aus Irland einen Leprechaun (irischer Kobold) mitgebracht.
Joanna Whittaker-Simon hat aus Irland einen Leprechaun (irischer Kobold) mitgebracht.

Das Hugo-Ball-Gymnasium führte mit dem Castletroy College aus Irland und dem Gimnazjum Nr 1 im Orlat Lwowskich/Polen in den vergangenen beiden Jahren ein Erasmus-Plus-Projekt unter dem Titel „Back to Nature – the open air is our classroom“ durch. Zuletzt besuchten Schüler aus Polen und Irland die Pirmasenser Schule und verbrachten eine Woche in Gastfamilien. Zu den Inhalten und Zielen des Projekts hat RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Tanja Daub mit Lehrerin Joanna Whittaker-Simon gesprochen, die das Programm von Anfang an begleitet hat.

Frau Whittaker-Simon, das aktuelle Erasmus-Projekt hat gerade seinen Abschluss in Pirmasens gefunden – wie kam es dazu?

Das Projekt lief über zwei Jahre und musste beantragt werden. Zunächst haben wir uns mit den Lehrern der Partnerschulen getroffen, um uns über die Feinheiten des Antrags abzustimmen. Über alle geplanten Aktivitäten musste man ausführlich berichten, was das Ganze etwas schwierig gestaltet hat. Irgendwann wurde der Antrag bewilligt und dann konnten wir mit der Planung loslegen. In jedem Land musste eine sogenannte Mobilitätswoche mit verschiedenen Aktivitäten stattfinden, wo je vier Schüler und zwei Lehrer das jeweils andere Land bereisen sollten. Zu dem vorgegebenen Thema wurde dann vor Ort gearbeitet – an der Schule und außerhalb. Dazu gab es dann auch ein touristisches Rahmenprogramm. Die Plätze für Schüler waren also begrenzt. Wie lief da die Auswahl? Die Schüler, die mitgemacht haben, kommen alle aus unserem Erasmus- Club. Es wurde überprüft, ob sie in diesem Jahr noch eine Italien- oder Spanien-Fahrt unternehmen, die unsere Schule ebenfalls veranstaltet und ob sie und ihre Familien überhaupt dazu bereit sind, jemanden aus den Partnerschulen aufzunehmen. Denn das war die Bedingung. Wie kam der Kontakt nach Irland und Polen zustande? Ein Kollege von mir, der das Projekt ebenfalls begleitet hat, war zu Vorgesprächen zum Programm geladen und hat dort Verantwortliche aus Polen und Irland kennengelernt. Daraufhin ist er nach Irland gereist und hat sich mit den Lehrern des Colleges getroffen. Mit einer Lehrerin aus Polen blieb er ebenfalls in Kontakt. So ist die Partnerschaft ins Rollen gekommen. Wie lief das mit der Kommunikation untereinander ab? Die Kommunikationssprache in Erasmus-Projekten ist grundsätzlich Englisch. Das konnte jeder sprechen und man konnte sich verständigen. Allerdings war die Kommunikation mit den Polen etwas schwieriger. Die Gegend dort war sehr abgelegen und manche konnten weder Englisch noch Deutsch. Wenn wir in der Schule waren, lief die Kommunikation dann wieder ganz gut. Vor wenigen Tagen haben Sie zum Abschluss des Projekts Gäste in Pirmasens begrüßt. Was wurde bei dem Besuch alles unternommen? Wir haben sehr viel gemacht, da das Motto mit Natur zu tun hatte. Montags fand ein Empfang durch OB Bernhard Matheis statt, danach wurde unser Gymnasium besucht und eine Kanufahrt von Frankreich nach Deutschland unternommen. Dienstags sind wir nach einem Schulbesuch zum Barfußpfad nach Ludwigswinkel und zum Biosphärenhaus in Fischbach bei Dahn. In der Dunkelheit gab es dann eine Nachtwanderung zum Thema Fledermäuse. Mittwochs waren wir im ökologischen Schullandheim in Gersheim, wo es einen Workshop gab und donnerstags waren wir auf dem ökologischen Campus in Birkenfeld. Nachmittags waren wir in Trier und samstags haben wir eine ausgiebige Wanderung rund um Dahn unternommen. Wie wird so ein Erasmus-Projekt finanziert und wo kommt das Geld her? Die Europäische Union überweist jedem Teilnehmer das Geld. Wir als koordinierende Schule haben um die 20.000 Euro bekommen, da wir mehr Aufwand als die anderen Schulen hatten und die Anträge und Berichte zu den verschiedenen Aktionen schreiben mussten. Die Schulen aus Polen und Irland haben um die 16.000 Euro bekommen. Mit dem Geld haben wir unsere Aktionen finanziert und projektbezogene Dinge angeschafft, wie eine Erasmus-Vitrine, in der wir Gegenstände aus den zwei Jahren des Austauschs ausgestellt haben. Was hat das Erasmus-Projekt den Schülern gebracht? Haben während der zwei Jahre eine Entwicklung festgestellt? Den Schülern hat es vor allem hinsichtlich der Sprachkompetenz genützt. Sie sprechen acht Tage lang nur Englisch, weil sie sich sonst nicht verständigen können. Die Schüler sind selbst überrascht, wie flüssig sie in dieser Sprache geworden sind und welchen neuen Wortschatz sie erlernt haben. Sie bekommen zudem einen Einblick in andere europäische Länder. Das war auch für uns Lehrer interessant. Wir haben zum Beispiel erfahren, dass ein Lehrer in Polen weitaus weniger verdient als ein Lehrer in Deutschland. Für die polnischen Kinder war Deutschland sehr teuer, aber auch sie haben, wie die anderen Schüler, ein Taschengeld bekommen, mit dem sie sich ihre Sachen kaufen konnten. Sind die Erfahrungen der Schüler, die innerhalb der zwei Jahre gemacht wurden, auch für das spätere Leben nach der Schule nützlich? Ja, definitiv. Die Schüler bekommen ein Zertifikat und einen Europass, der zeigt, wie gut sie sich innerhalb Europas auskennen. Das kann später für ein Studium oder einen Beruf nützlich sein und Vorteile verschaffen. Das Hugo-Ball-Gymnasium ist zudem eine sogenannte „Europa-Schule“. Was hat es damit auf sich? Europa-Schulen weisen sich vor allem durch die Pflege von Sprachen aus. Wir sind eine Schule für moderne Sprachen, für Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch. Das ist sehr viel. Außerdem haben wir an unserer Schule den bilingualen Zweig, bei dem die Schüler am Ende ihrer Schulzeit ein höherwertiges Zertifikat erwerben können als mit normalem Englischunterricht. Hinzu kommen unsere regelmäßigen Austauschprogramme mit Partnerschulen in Italien, Spanien und Frankreich. Auch dahingehend hat uns das Erasmus-Projekt weitergebracht.

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