Pirmasens Frühlingshafte Träume zu dritt

Carla Hussong (rechts) gehört seit 2007 zu den Stammgästen im Vinninger Kulturzentrum Alte Kirche.
Carla Hussong (rechts) gehört seit 2007 zu den Stammgästen im Vinninger Kulturzentrum Alte Kirche.

„Im wunderschönen Monat Mai“ war das Konzert betitelt, zu dem am Pfingstsonntag ins Vinninger Kulturzentrum eingeladen wurde. Dass der Saal rappelvoll sein würde, war klar, denn auf der Bühne stand die Pirmasenser Sopranistin Carla Hussong.

Natürlich ist Carla Hussong nicht alleine aus Köln angereist. Für das Konzert „Im wunderschönen Monat Mai“ hat sie den Tenor Robert Reichinek sowie die Pianistin Arina Osaki mitgebracht. Und für das Programm schöpfen die drei Künstler aus dem Vollen: Es gibt einen wunderschönen, berührenden Liederzyklus von Robert und Clara Schumann, der fast den gesamten ersten Konzertteil umfasst: kurze Stücke, die mal abwechselnd, mal gemeinsam vorgetragen werden, gefühlsgewaltige Lieder, die Spaß machen. Besonders „Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne“, ein viel zu kurzes lyrisches Intermezzo, gesungen von Robert Reichinek, bezaubert das Publikum. Reichinek, der seine Premiere in der Alten Kirche feiert, überzeugt nicht nur durch seinen warmen Tenor, sondern auch durch seine humorvolle Interpretation. Im Mittelpunkt des Abends stehen Liebeswonnen, die üppige, überbordende Natur und natürlich die Nachtigall, die von den Künstlern als Symbol des Wonnemonats ausgemacht wird. Carla Hussong verrät gleich zu Beginn die Dramaturgie des Konzerts. Es sind die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen, die sich in dem gefühlvollen Potpourri an Liedern manifestieren, und das Publikum wird hören können, wie genau diese im Laufe des Abends wahr werden, kündigt die Sopranistin an. Ein Wunschkonzert also, das mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Sehnsucht nach dem Frühling“ beginnt und mit Franz Lehárs „Kosende Wellen“ und „Warum hat jeder Frühling ach nur einen Mai“ aus „Der Zarewitsch“ endet. Carla Hussong trat bereits im November 2007 zum ersten Mal in der Alten Kirche in Vinningen auf. Damals mit der Bezirkskantorei unter der Leitung von Maurice Antoine Croissant. Seitdem kehrt sie immer wieder gerne ins dortige Kulturzentrum zurück – mit wechselnden Begleitungen und stets mit einem enormen Sprung in ihrem Können. Hussong studiert an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim und Operngesang an der Musikhochschule Köln/Aachen. Nicht gering war das Staunen im Saal über das Können der Sopranistin, die offenbar die meisten Besucher schon sehr lange kennen, und ihren musikalischen Weg beobachten. Zum Glück haben die Künstler den Frühlingsreigen aus der Operettenwelt ihrem Publikum nicht vorenthalten. Denn in der Sympathie des Publikums ganz weit vorne liegt Fred Raymonds und Heinz Hentsches „Frühling in San Remo“ aus „Maske in Blau“, das Carla Hussong mit einer so angenehmen Leichtigkeit vorträgt, dass sie dafür einen stürmischen Applaus erntet. Überhaupt ist es für die junge Frau kein Problem, trotz des kraftraubenden, anspruchsvollen Gesangs immer ein Lächeln auf den Lippen zu haben. Es ist einfach wunderschön, ihrer klaren, ausdrucksstarken Stimme zuzuhören. Besonders berührend ist jedoch das Duett „Der Zarewitsch“ von Franz Lehár, das Carla Hussong und Robert Reichinek nicht mehr Seite an Seite, sondern durchaus szenisch vortragen, und bei dem die Gefühle überschwappen. Mitten hinein in die Alte Kirche und ins Publikum. Eine unerwartete Wendung nimmt der Abend, als Lothar Feldner einem der treusten Besucher des Vinninger Kulturzentrums, Heinz Krause, zum Geburtstag gratuliert, ihm sogar ein Gedicht, einen Acht-Zeiler des volkstümlichen Dichters Ludwig Heinrich Christoph Hölty widmet, natürlich über den Monat Mai, und die Künstler bittet, dem Geburtstagskind ein Ständchen zu singen. Das tun sie gerne und laden alle ein, in das Lied einzustimmen. Carla Hussong, Robert Reichinek und die Pianistin Arina Osaki, für die es am Sonntag auch schon das dritte Konzert in der Vinninger Alten Kirche ist, schenken ihrem Publikum einen wunderbaren Konzertabend: einfühlsam und sensibel. Man spürt, dass die drei bestens aufeinander eingestimmt sind.

x