Pirmasens Feuer in Pirmasens: Was am Abend des Brands geschah

Mit der Drehleiter hat die Feuerwehr drei Menschen aus dem brennenden Haus evakuiert.
Mit der Drehleiter hat die Feuerwehr drei Menschen aus dem brennenden Haus evakuiert.

Um 17.40 Uhr rückt die Polizei am Dienstag erstmals in die Winzler Straße aus. Ein alkoholisierter Mann bedroht dort Mitbewohner mit einem Revolver. Kaum sind die Beamten abgerückt, brennt das Haus. Dabei sterben 17 Tiere.

Im ersten Stock wohnt eine Familie mit mehreren Kindern. Aus dem Erdgeschoss des Anwesens wummert laute Musik. Die Familie fühlt sich gestört. Es kommt zum Streit im Treppenhaus. Der 68-jährige Bewohner des Erdgeschosses zückt eine Pistole. Der Mann übergibt der hinzugerufenen Polizei später freiwillig seinen Revolver, der sich als ungeladene Schreckschusswaffe entpuppt. Die Beamten prüfen, ob der 68-Jährige Alkohol getrunken hat. Als „leicht alkoholisiert“ bezeichnet ihn am Mittwoch der Sprecher der Pirmasenser Polizei. Nachdem der Streit fürs Erste geschlichtet ist, rücken die Beamte wieder ab.

60 Wehrleute im Einsatz

Wenig später dringt plötzlich Rauch aus der Wohnung im Erdgeschoss. Um 18.57 Uhr melden Bewohner den Brand. Die Feuerwehr fährt vor. Insgesamt sind an diesem Abend 60 Wehrleute im Einsatz. Stadtfeuerwehrinspekteur Karl-Heinz Bär spricht von einem „größeren Einsatz“. Es geht nicht nur darum, das Feuer zu löschen und die Bewohner des Hauses zu retten, sondern auch um Dutzende Tiere. Die Bilanz des knapp zweistündigen Einsatzes: Elf Personen können das Haus eigenständig verlassen, drei müssen über die Drehleiter aus dem Anwesen geholt werden. Für etliche Tiere kommt aber jede Hilfe zu spät: acht Vögel, zwei Katzen, sechs Mäuse und ein Chinchilla, die im hinteren Teil des Hauses in Käfigen untergebracht waren, sterben. Das Tierheim nimmt weitere drei Katzen, zwei Chinchillas und drei Kaninchen in seine Obhut, wie die Geschäftsführerin des Tierheims, Evi Hopmeier, der RHEINPFALZ mitteilt.

Klingelschilder deuten auf das Gewerbe hin

Der 68-Jährige ist in der Stadt in Sachen Tierhaltung kein Unbekannter. Früher verkaufte er in dem kleinen Laden in der Winzler Straße Vögel. Laut Stadtverwaltung hat er 2011 ein Gewerbe (Handel mit Vögeln, Zubehör und Futter) angemeldet. Eine gewerberechtliche Erlaubnis sei für diese Tätigkeit nicht erforderlich. Noch heute deuten Klingelschilder an dem Anwesen auf das Gewerbe hin. Wie die RHEINPFALZ erfahren hat, gab es in der Vergangenheit mehrere Beschwerden bei Behörden wegen des angeblich schlechten Zustandes der Tiere. Das bei der Kreisverwaltung angesiedelte Veterinäramt war am Mittwoch aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, eine entsprechende Anfrage der RHEINPFALZ zu beantworten. Die Polizei hat die Wohnung am Dienstag versiegelt, allerdings war am Mittwoch, als die RHEINPFALZ vor Ort war, bereits ein Siegel zerstört. Die Ermittler prüfen derweil, ob sie den 68-Jährigen wegen fahrlässiger Brandstiftung belangen können. Ein Brandsachverständiger des Landeskriminalamtes soll in dieser Woche klären, wie es zu dem Feuer gekommen war. Nach Informationen der RHEINPFALZ ist der Brand im vorderen Gebäudeteil ausgebrochen. Dort standen am Mittwoch noch etliche Volieren und anderes Zubehör, das an die Vergangenheit des Tierladens erinnert.

Gebäude ist unbewohnbar

Ob der 68-Jährige sich auch wegen der Bedrohung seiner Mitbewohner verantworten muss, blieb am Mittwoch noch unklar. Das hänge nicht zuletzt davon ab, ob die bedrohte Familie einen Strafantrag stelle, teilte die Polizei mit. Ebenfalls offen ist, wer die Kosten für den Einsatz übernimmt. Es ist durchaus vorstellbar, dass die Brandversicherung den 68-Jährigen in Regress nimmt, sollte sich herausstellen, dass dieser grob fahrlässig gehandelt und so das Feuer verursacht haben könnte. Das Gebäude ist nach dem Brand unbewohnbar. Die Bewohner sind bei Verwandten untergekommen. Den entstandenen Schaden schätzt die Polizei auf mindestens 80.000 Euro.

An der Hausfassade sind noch Russflecken erkennbar.
An der Hausfassade sind noch Russflecken erkennbar.
Ein polizeiliches Siegel am Hauseingang ist zerstört.
Ein polizeiliches Siegel am Hauseingang ist zerstört.
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