Pirmasens Ex-FKP-Kicker überzeugt in Aachen

Nach neun Jahren beim FK Pirmasens trägt er nun das Trikot des Ex-Bundesligisten Alemannia Aachen: Alexander Heinze.
Nach neun Jahren beim FK Pirmasens trägt er nun das Trikot des Ex-Bundesligisten Alemannia Aachen: Alexander Heinze.

Nein, überraschend kommt das nun nicht: Fußballer Alexander Heinze (24), bis Mai feste Größe beim FK Pirmasens, hat sich auch bei seinem neuen Klub durchgesetzt. Beim Regionalligisten Alemannia Aachen hat der Innenverteidiger noch keine Pflichtspiel-Minute verpasst. Und ihm ist ein ganz besonderer Treffer gelungen.

«AACHEN/FORBACH.» Nicht mal für einen Kurz-Abstecher in die „alte Heimat“ blieb Zeit: Vorbei ging’s am Landstuhler Kreuz, wo die A 62 in der einen Richtung nach Kusel, in der anderen nach Pirmasens führt. In der Schuhstadt, die er neun Jahre lang zum Training oder Spiel angesteuert hat, hätte Alexander Heinze den früheren Kameraden einen Besuch abstatten können. In Gegenrichtung ist die Familie zu finden, auch die Freundin des 24-Jährigen kommt aus der Kuseler Kante. Der Mannschaftsbus der Alemannen aber steuerte schnurstracks auf die deutsch-französische Grenze zu, ehe es am Abend direkt wieder Richtung Dreiländereck ging. Mit im Rückreisegepäck: eine Packung, sechs Gegentore dick. Mit 0:6 hatte die Alemannia aus Aachen das Winter-Testspiel gegen die SV Elversberg verloren.

Heinze sieht Gegentore locker

Sechs Gegentore: Das kann keinem Spieler, schon gar nicht einem Defensivakteur schmecken. Heinze indes sah es locker, obwohl er im Testkick wahrlich nicht seinen besten Tag erwischt hatte. Egal: Wenn’s ernst wird, dann wird auch Heinze wieder seine Form finden. Davon ist er selber, davon ist auch sein Trainer überzeugt. „Mister 100 Prozent“, so nannte Fuat Kilic seinen langen Innenverteidiger im Gespräch mit der RHEINPFALZ gleich mehrmals, sei ein Ass. Der Alemannen-Coach fügt hinzu: „Das sieht ja wegen seiner Körpergröße nicht immer schnell und geschmeidig aus. Aber er kriegt sie halt alle – zu 100 Prozent.“

Keine Minute verpasst

Bei 100 Prozent liegt auch die Einsatzquote des Innenverteidigers: Heinze hat als einziger Akteur vom Tivoli keine Minute verpasst, hat in allen bislang 18 Saisonspielen in der Regionalliga West vom An- bis zum Schlusspfiff auf dem Platz gestanden. Kein Zweifel, dass der Dauerbrenner auch beim für morgen geplanten ersten Pflichtspiel im neuen Jahr aufgelaufen wäre. Die Partie der Aachener beim Tabellenletzten Westfalia Rhynern ist allerdings abgesetzt worden. „Mir gefällt’s prima“, sagt Heinze, der in Aachen heimisch geworden ist, eine Wohnung bezogen hat. Er lässt es sich indes nicht nehmen, möglichst einmal monatlich ins Kuseler Land zurückzukehren. Als Schulbub ist Heinze in die Westrich-Kreisstadt gekommen, zusammen mit Mutter Katrin, die dort ihr privates Glück gefunden hatte. Bei ihr und ihrem Lebensgefährten Matthias Drumm, Optikermeister mit eigenem Unternehmen, ist Heinze aufgewachsen.

Neue Herausforderung

Nahe lag für den talentierten Kicker, sich der SG Blaubach-Diedelkopf anzuschließen. Der Stammverein von Miroslav Klose war damals noch beste Adresse für Nachwuchsspieler. Doch stellte sich der Abwehrspezialist bald eine neue Herausforderung. Alexander wechselte 2008 nach Pirmasens, spielte mit den B-Junioren sogar in der Bundesliga. 21 Partien in der U17-Eliteliga standen für Heinze in der Saison 2009/2010 für „die Klub“ zu Buche. Das Abenteuer Bundesliga fand ein schnelles Ende, der FKP stieg ab. Heinze blieb – und schaffte auf Anhieb den Sprung zu den Herren. Auf 25 Spiele in der Oberliga-Saison 2012/2013 folgten 34 im Meisterjahr 2013/14. In den folgenden drei Regionalliga-Spielrunden war der 1,96 Meter große Abwehrhüne in 101 Partien am Ball. Mit dem Wechsel nach Aachen hat Heinze nun fast den Sprung vom Feierabend- zum Profifußballer geschafft. Im dualen Betriebswirtschafts-Studium mit Fachrichtung Steuerwesen und Wirtschaftsprüfung beim Bachelor angelangt, arbeitet er noch 16 Stunden die Woche bei einem Steuerberater unweit des Tivoli und darf sich ansonsten dem Fußball widmen.

Keine Aufstiegsambitionen

Die wirtschaftlich angeschlagenen Alemannen sind momentan zumindest sportlich auf gutem Wege: „Für uns völlig überraschend“, kommentiert der Coach den fünften Platz, auf dem die Aachener überwintern. Geht der Blick nach oben? Nein, Aufstiegsambitionen hegt Trainer Kilic nach eigener Aussage nicht. Der Saisonstart war etwas in die Hose gegangen, danach hatte sich sein Team berappelt – nicht zuletzt dank des Neuzugangs aus der Westpfalz. Heinze war nun zwar mit dem Testspiel-Auftritt gegen die SV Elversberg – bei dem es für einige Minuten zum direkten Aufeinandertreffen mit Ex-FKP-Junior Kai Merk kam – nicht sonderlich glücklich. Doch ein anderes Erlebnis hatte ihn vorab schon entschädigt: Im Testspiel gegen Zweitligist VfL Bochum hatte Heinze den 1:0-Siegtreffer für die Gelb-Schwarzen markiert. Ein ganz besonderes Tor für ihn: „Hat mich mächtig gefreut“, sagt Heinze rückblickend. Denn zur Stadt Bochum und deren Vorzeigeverein pflegt er eine besondere Beziehung: In Bochum hat Heinze an Heiligabend 1993 das Licht der Welt erblickt.

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