Pirmasens Euroclassic: Bitsch tickt intensiver

Zum ersten Mal seit Bestehen des Festivals, also seit 28 Jahren, wurden nicht in der Westpfalz, sondern in Lothringen die meisten Besucher bei einem Konzert gezählt: 885 Zuhörer kamen nach Meisenthal in die ehemalige Glasbläserhalle zu den „Tambours de Bronx“, den Trommlern.

„Wie kann man die Kultur an die Leute bringen? Das ist auch bei uns ein großes Thema“, sagt Alexandre Aleksijevic, Vizepräsident der Association Cassin in Bitsch, die das Programm zusammenstellt. Dort werden vor allem Konzerte in den kleinen Dörfern organisiert. Sechs Konzerte wurden im Bitscher Land angeboten, zwei waren sehr gut besucht. Neben den Trommlern in der Industriehalle das Konzert mit dem „French Quarter Orchester“ in einer Werkshalle, der Roboterbau-Firma CMS Automatisme in Schweyen. Es war Freitag um 11 Uhr, eine Frühschoppenkonzert. „Die ganze Belegschaft war da, es war schön, auch weil wir vorher den Betrieb besichtigen konnten“, erzählt Aleksijevic. Zwei Konzerte haben ihn von der Besucherzahl her enttäuscht, zwei typisch klassische Konzerte: das „Trio Amadeus“ mit der seltenen Glasharmonika und „Sprezzatura“ mit Instrumenten wie Cristal Baschet und Theorbe, weil es Konzerte waren, in denen es um Glas und Metall geht – die frühere Industrie im Bitscher Land. Denn die Bitscher haben sich mehr Gedanken um das Euroclassic- und Kultursommer-Rheinland-Pfalz-Thema „Industriekultur“ gemacht als alle Programmgestalter in der Westpfalz zusammengenommen. „Wir fanden es spannend für diese Gegend, die ihre Industrie innerhalb von 20 Jahren verloren hat, mit Musik an die Vergangenheit zu erinnern. Das kam mit den Tambours du Bronx gut rüber.“ Seit dem vergangenen Jahr gestaltet Aleksijevic, der in München studierte und Rentner ist, das Programm. Mit Leidenschaft und Engagement. Dazu gehört auch etwas, das nicht im Programmheft steht: Das „Trio Amadeus“ ging mit seiner Glasharmonika in zwei Realschulen, um das Instrument zu erklären. „Und die Schüler vom Bitscher Gymnasium sind von sich aus gekommen, um bei Euroclassic zu filmen“, freut sich Aleksijevic. Denn er tut viel, damit junge Leute ins Konzerten kommen, die sich sonst nicht dafür interessieren.

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