Rheinpfalz Esel statt Delfine

Den respektvollen und achtsamen Umgang mit der Tierwelt zu fördern, das ist das Ziel des Vereins Eselpferdehof Südpfalz. Für seine vorbildliche Arbeit wurde der Verein mit seinem Gnaden- und Begegnungshof mit einem Tierschutz-Preis ausgezeichnet. Das Preisgeld von 2000 Euro kann Gründerin Doris Dühr-Bien gut gebrauchen, hat sie doch noch viel vor mit ihrem Verein.

Acht Esel stehen vereint auf einer weitläufigen Koppel auf dem Eselpferdehof Südpfalz am Ortseingang von Böchingen. Nur das neunte Herdenmitglied wartet allein auf der anderen Seite des Weges auf einer kleinen Wiese vor einem Stall. „Das ist unsere Krankenstation“, sagt Tierärztin Doris Dühr-Bien, die Gründerin des Gnaden- und Begegnungshofes. Calimero, so der Name des einsamen Esels, ist nach einem Aufenthalt in der Tierklinik erst kürzlich auf den Hof zurückgekehrt. Bei einem Sturz hatte er sich verletzt. „Aber er wird wieder gesund“, verspricht Dühr-Bien. Die Esel sind bei den Tierfreunden am beliebtesten, alle haben einen Paten, auch die zwölf Pferde und Mulis sind vergeben. Über einen Patenonkel oder eine Patentante würden sich vor allem die Jersey-Rinder freuen, denn nur eins der vier Tiere hat bis jetzt einen Paten gefunden. 2002 hat Doris Dühr-Bien mit vier Ponys angefangen. Mit den 25 Großtieren, die sie aktuell versorgt, sind ihre Kapazitäten erschöpft. Bei Böchingen werden die vor dem Schlachthof oder dem Abdecker geretteten Tiere auf einer 4000 Quadratmeter großen Stallanlage und mehreren Koppeln mit etwa zwei Hektar aufgepäppelt. Teilweise gehören die Wiesen Doris Dühr-Bien und ihrem Mann, zum Teil sind sie gepachtet. Weitere Wiesen und Koppeln auf einer Fläche von rund elf Hektar nutzt der Verein im Modenbachtal. Mit der Gemeinde Edesheim gibt es eine Vereinbarung über die Offenhaltung des Geländes. „Wir betreiben hier Wechselbeweidung. Esel, Pferde und Rinder sind zu verschiedenen Zeiten im Modenbachtal. Da die Tiere unterschiedliche Pflanzen bevorzugen, ist das die optimale Beweidung“, erläutert die Böchinger Tierärztin. Auf Mitgliedsbeiträge, Geld aus Patenschaften und vor allem Spenden ist der Verein angewiesen. Zwischen 70 und 100 Euro kostet die Versorgung eines Tieres pro Monat. Dazu kommen die Kosten für die Instandhaltung der Ställe und Koppeln. „Um die landwirtschaftlichen und handwerklichen Dinge kümmert sich mein Mann“, sagt Dühr-Bien, „wir haben auch schon sehr viel aus eigener Tasche bezahlt.“ Umso mehr freut sich die Tierschützerin über die 2000 Euro Preisgeld, die sie im Helping-Vets-Wettbewerb der Firma Heel Veterinär gewonnen hat. Heel ist ein pharmazeutisches Unternehmen, das Human- und Tierarzneimittel auf Basis natürlicher Wirkstoffe entwickelt und produziert. Neben der Suche nach einer tierschutzgerechten Lösung für die aufgenommenen Tiere und der Aufklärung über artgerechte Haltung in Einklang mit der Natur ist die intensive Begegnung von Mensch und Nutztier ein Vereinsziel. Dabei geht es Dühr-Bien „um die Aufklärung über tierquälerische Nutztierhaltung, erleben und erkennen der Individualität des Nutztieres und der Bedeutung für uns Menschen“. Unter anderem bietet sie Eselswanderungen und Besuche auf dem Hof an. Und noch einen Wunsch für die Zukunft hat Dühr-Bien. Sie möchte ihre Tiere für therapeutische Zwecke zur Verfügung stellen. „Man kann Esel oder Pferde auch in Ergo- oder Psychotherapie einsetzen, aber in Rheinland-Pfalz wird das kaum gemacht. In Nordrhein-Westfalen ist dies anders“, sagt die aus Köln stammende Tierschützerin. Sie befasse sich schon länger mit einer wissenschaftlichen Studie aus England, wonach die Asinotherapie genauso effektiv sei wie die Delfintherapie. Asinotherapie bedeutet, dass der Esel – wissenschaftlicher Name: Equus Asinus – als Therapiebegleittier eingesetzt wird. Info —www.eselpferdehof.de oder auf Facebook unter „Eselpferdehof Südpfalz“ —Spendenkonto: Sparkasse SÜW, Iban: DE69 5485 0010 1700 2119 13, Bic: SOLADES1SUW