Pirmasens Es klingt das Lied durch die Epochen

Wieder in Pirmasens: Klaus Mertens ist ein immer wieder gerngesehener Gast auf Pirmasenser Bühnen.
Wieder in Pirmasens: Klaus Mertens ist ein immer wieder gerngesehener Gast auf Pirmasenser Bühnen.

Dass Menschen Gefühle haben, ist unvermeidlich. Schwierig wird es jedoch, diese Gefühle mit anderen zu teilen. Worte allein genügen oft nicht. Und so hat man schon im Mittelalter das Lied erfunden, die einfachste und eingängigste Form der Lyrik. Gerade in Deutschland hat diese Kunstform große Erfolge gefeiert, wie man bei der Matinee der Mozartgesellschaft am Sonntag in der Pirmasenser Festhalle erleben durfte.

Rund 350 Musikfreunde hatten sich dort zu einer Liedmatinee zusammengefunden, zu der der renommierte Bass-Bariton Klaus Mertens eingeladen wurde. Zusammen mit dem Pianisten Volodymyr Lavrynenko gab er einen chronologischen Überblick über die Entwicklung des deutschen Liedes vom Barock bis zur Romantik, dem Höhepunkt dieses Genres. Da war es fast unvermeidlich, mit Johann Sebastian Bach anzufangen. Den Barockmeister kennt man überwiegend von seinen Instrumental- und Chorwerken. Dass er auch als Liedkomponist interessante Stücke geschrieben hat, erlebten die Pirmasenser Zuhörer anhand von zwei Beispielen. Zum Auftakt „Willst du dein Herz mir schenken“ und im Anschluss „Die Tobackspfeife“. Die Pirmasenser Musikfreunde kennen Klaus Mertens als Sänger von ausgefeilten und komplexen Bach-Kantaten. Daher verblüffte es, dass er auch auf den ersten Blick einfachere Kompositionen ganz anders, aber dennoch sehr interessant zu interpretieren wusste. Reduktion war das Zauberwort dabei, durch das sich sowohl Mertens als auch sein Pianist wohltuend hervortaten. Denn wenn auch die Strukturen der Lieder vergleichsweise einfach zu sein schienen, die Ausdruckskraft und Emotionalität, die der Sänger darin entfalten konnte, begeisterten in jeder Phase des Konzertes. Interessant die Lieder Georg Philipp Telemanns. Waren weltliche Lieder zu dessen Wirkenszeiten eher eine Sache der Jugend, komponierte Telemann dieses Genre im Alter von über 60 Jahren. Eines der bekanntesten Beispiele aus dessen Liedsammlung, „Die Jugend“ kam bei der Matinee zum Vortrag, ebenso das beliebte Thema „Toback“. Das Thema, das Carl Philipp Emanuel Bach für sein Lied wählte, war schon ein Hinweis auf Themen, die in der Klassik ihren Höhepunkt erreichen sollten. „Freude, du Lust der Götter und Menschen“. Auch hier erlebte man das besondere Gespür von Klaus Mertens für die Formensprache des Barock. Dadurch stellte er eindrucksvoll musikalische Aspekte diese Epoche vor, die man sonst nur selten auf der Konzertbühne hören kann. Zwischen den Liedvorträgen hatte Pianist Volodymyr Lavrynenko immer wieder Gelegenheit, sein Können als Solist zu präsentieren. Auch hier erwies sich der Ukrainer zunächst zurückhaltend wie in seiner Rolle als Liedbegleiter. Doch gerade dadurch ermöglichte er Feinheiten von Kompositionen wie Felix Mendelssohn-Bartholdys „Lied ohne Worte“ filigran herauszuarbeiten. Dieser Komponist stand auch im zweiten Konzertteil auf dem Programm von Klaus Mertens. Der Sänger präsentierte dabei die Weiterentwicklung des weltlichen Liedes, indem die Zuhörer nicht nur durch Text, sondern auch durch die Melodie mit der Thematik der Stücke vertraut gemacht wurden. So hörte man den munteren „Wasserfall“ ebenso wie das fleißige Arbeiten in „Sicheln schallen, Ähren fallen“. Schließlich durfte beim Thema Lied Franz Schubert nicht fehlen. Viel Applaus ernteten Mertens und sein Pianist für Stücke wie „Das Rosenband“ oder das berühmte „Heideröslein“. Insgesamt ein interessantes und angenehmes Konzert der Mozartgesellschaft. Es führte durch die spannende Musikgeschichte und ließ auch Joseph Haydn und Altmeister Mozart nicht aus. Man erlebte Klaus Mertens trotz seiner annähernd 70 Lebensjahre mit Elan und Frische. Und ein Teil des nicht enden wollenden Applauses war sicherlich der erstaunlichen Bandbreite und Wandelbarkeit seiner Stimme zu verdanken, die immer wieder für Überraschungen sorgte.

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