Pirmasens Entlassungen bei Peter Kaiser

Erst im September weihte Peter Kaiser seinen Werksverkauf am Stammsitz ein. Jetzt wird dort die Schuhproduktion weiter herunterg
Erst im September weihte Peter Kaiser seinen Werksverkauf am Stammsitz ein. Jetzt wird dort die Schuhproduktion weiter heruntergefahren.

Das Papier ist gerade trocken: Am Dienstag wurde der Sozialplan von Geschäftsführung und Betriebsrat unterschrieben, der dem Interessensausgleich folgte. Rund 40 der knapp 100 Mitarbeiter in der Produktion werden dieses Jahr ihren Arbeitsplatz verlieren, weil in Pirmasens weniger Schuhe hergestellt werden sollen, wie Geschäftsführer Stefan Frank gestern informierte. Nur noch 700 bis 800 Paar Damenschuhe pro Tag statt 1400 Paar sollen am Stammsitz der ältesten deutschen Schuhfabrik gefertigt werden; die Kapazität wird nicht völlig aufgegeben, ein Teil davon ins Werk Portugal verlagert, wo bisher 2200 Paar Schuhe entstanden. Getestet wird zudem, ob Schäfte in Albanien gefertigt werden können; Asien komme aber nicht in Frage, betont Frank. Produziert werde weiter in Europa, auch in Pirmasens. Das sind die Zahlen. Doch Frank ist bewusst, dass dahinter Schicksale stehen. Vor allem die jener Mitarbeiter, die seit Jahren beim „Kaiser“ arbeiten. Zum Teil 30 oder 40 Jahre. Denn vor allem Ältere sind von der Entlassung betroffen – das Durchschnittsalter in der Produktion wird nun von Mitte 50 auf 50 sinken. Sie hätten versucht, eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Köpfen zu halten, betont Frank mit Blick auf die demografische Entwicklung. Diese verstärkt ein Problem, das nicht nur Peter Kaiser hat: Immer weniger junge Leute wollen an Maschinen arbeiten. Hauptgrund für die Entlassungen ist für Frank allerdings die angespannte wirtschaftliche Situation, die sich auch in rückläufigen Umsätzen spiegelt; für 2018 erwartet Frank nur noch einen Erlös von rund 50 (2016: rund 55) Millionen Euro. Zu kämpfen hat Peter Kaiser einmal mit dem Umbruch in der deutschen Einzelhandelslandschaft infolge der Digitalisierung, zum anderen mit dem Faktor Wetter, der das Saisongeschäft mit dem Schuh verhageln kann. Für den Hersteller eleganter Damenschuhe ist der Facheinzelhandel nach wie vor wichtigster Vertriebspartner und Deutschland der größte Einzelmarkt. Der Umsatz im eigenen Online-Geschäft nehme zwar zu, stellt Frank fest, aber nicht in dem Maße, wie der Handel vor Ort wegbreche. Hinzu kam 2018 der lange Sommer ohne Frühjahr und Herbst, wodurch der Handel noch volle Lager habe. Nach zwei schlechten Jahren stehe auch 2019 ein anspruchsvolles Jahr bevor, sagt Frank, der seit über einem Jahr die Geschäfte mit Manfred Klumpp führt. Deswegen müsse man nun die Produktion reduzieren auf ein Maß, das sich rechne. Gespart hätten sie aber nicht nur dort: Zunächst sei die Verwaltung verschlankt worden. Künftig werden in Pirmasens noch 200 Mitarbeiter bleiben, von zuletzt 270. Dabei setze man nicht nur auf Kostenreduzierung, so Frank. So stärke man den Vertrieb, habe für Schuhhändler die „Shoe-Bar“ mit größerer Modell-Auswahl entwickelt, die bereits erste Erfolge zeige. Nicht verhindern ließ sich der Stellenabbau für den Betriebsrat, dessen im Januar neu gewählter Vorsitzender Andreas Freier-Palm schwer frustriert ist. Als er vor 20 Jahren angefangen habe, hätten sie in Pirmasens noch 7000 Paar Schuhe produziert, seitdem gehe es abwärts, stellt er fest. Er und seine Kollegen erleben den dritten Sozialplan seit 2012; damals waren rund 100 Stellen abgebaut worden, zwei Jahre später nochmals etwa 50. Jetzt müssen 40 Menschen gehen. Für Freier-Palm bitter: „Wir haben ja fast nur noch langjährige Mitarbeiter, und die Treuen trifft es.“

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