Pirmasens Endstation Sehnsucht

Marina Kavtaradze begleitet am Klavier die beiden Sopranistinnen Cathrin Bungert und Hildegard Baum.
Marina Kavtaradze begleitet am Klavier die beiden Sopranistinnen Cathrin Bungert und Hildegard Baum.

Prächtige Stimmen erklangen am Sonntag zum Neujahrskonzert in der Vinninger Alten Kirche. Eingeladen waren die Sopranistinnen Cathrin Bungert und Hildegard Baum, die in Begleitung von Pianistin Marin Kavtaradze einen musikalischen Blick ins Neue Jahr warfen. Mit ihrer Musikauswahl „Das kann ja heiter werden!“ loteten die drei Frauen aus, was sich das Publikum für 2019 alles wünschen könnte. Das kam hervorragend an bei den über 70 Besuchern, die dem Frauentrio enthusiastisch applaudierten.

Den Schwerpunkt legte das Trio auf die Musik des amerikanischen Komponisten Leonard Bernstein, dem es acht von 25 Werken des Abends widmete. Mit „Somewhere“ und „I Feel Pretty“ aus dem Musical „Westside Story“ und den „Peter Pan“-Liedern „Neverland“ und „My House“ fiel ihre Wahl auf einiger der wohl bekanntesten Stücke Bernsteins. Aber auch weniger bekannte Titel wie etwa „Silhouette“ nach einem libanesischen Folksong für Jenny Tourel fanden sich im Repertoire. Gebührlich eröffnet wurde der Abend von der im Saarland lebenden Pianistin Marina Kavtaradze mit dem Klaviersolo „Boogie Woogie Etude“ von Glenn Gould. Die im georgischen Tiflis geborene Pianistin, die nach ihrem Studium am dortigen Staatskonservatorium als Solistin tätig war, überraschte am Sonntag immer wieder mit anspruchsvollen Stücken wie „Tango“ von Strawinski, „Moment Musical Op. 16/4“ von Rachmaninow und „Les Sauvages“ aus „Les Indes Galantes“ von Rameau. Mit ihrem leidenschaftlichen und federleicht wirkenden Spiel bezauberte sie das Publikum. „Die Musik muss Ideen und Sehnsüchte widerspiegeln“, fand Hildegard Baum, die eine kraftvoll schöne Stimme besitzt, die sie problemlos in Höhen und Tiefen variieren kann. Dies bewies sie besonders eindrucksvoll mit dem Song „I Hate Man“ aus „Kiss Me, Kate“ von Cole Porter. In Richtung Sehnsucht führten auch die Ufa-Lieder wie das durch Zarah Leander berühmte „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ und „Eine kleine Sehnsucht“ von Friedrich Hollaender. Hervorragend beim Vinninger Publikum kam „Ich habe eine starke und eine schwache Seite“ von Leo Leux an, dessen Strophen die beiden Sopranistinnen abwechselnd vortrugen. Der Song aus dem Film „Meine Freundin Josephine“, gesungen von der 1967 mit einem Bambi ausgezeichneten deutschen Schauspielerin Fita Benkhoff, kam Cathrin Bungert mit einem rollenden „R“ über die Lippen, das stark an Marlene Dietrich erinnerte. Mit „Die Schwestern“, dem Duett Op 61/1 von Johannes Brahms begannen die Sängerinnen im zweiten Teil des Konzerts über Frauenbilder zu philosophieren, die mit „Ich gehör nur mir“ und „Ich hab getanzt heut Nacht“ erst mal selbstbewusst daherkamen. Mit „Ohio“, einem Duett aus Bernsteins „Wonderful Town“, nahmen sie den Faden des Brahms’schen Schwesternpaares wieder auf. Ein buntes Gefühlsspektrum in Gesang und kleinen Spielszenen. Überhaupt hatten sich die beiden Frauen eine nette Moderation ausgedacht, in der sie mal im Chor, mal abwechselnd Sätze sprachen. Vor einem Jahr feierten die Saarländerinnen ihr Debüt in Vinningens Kulturzentrum, doch auch der zweite war bestimmt nicht der letzte Auftritt des Trios. Auch wenn Cathrin Bungert wegen ihrer empfindlichen Augen nicht angestrahlt werden wollte und Duette mit Hildegard Baum im Dunkeln versanken. Ihr voluminös schöner Gesang machte alles wieder wett. Die Frauen ernteten viel Applaus von den Vinningern, die „Due Voce“ nicht ohne Zugabe entließen. „Nehmen Sie sich die schönsten Erinnerungen mit nach Hause und glauben Sie an ein Happy End“. Das gaben die Sängerinnen ihrem Publikum mit auf den Weg, bevor sie sich mit „Ach, man braucht ja so wenig, um glücklich zu sein“ verabschiedeten.

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