Rheinpfalz Einmaliges zeigen und damit Akzente setzen

Auf diesem gemeindeeigenen Gelände Ecke Industrie-/Bergstraße soll der „Schuhplatz“ entstehen.
Auf diesem gemeindeeigenen Gelände Ecke Industrie-/Bergstraße soll der »Schuhplatz« entstehen.

Mehr als zweieinhalb Stunden Zeit nahm sich der Ortsgemeinderat am Mittwoch, um Projekte zu diskutieren und zu beschließen, die die Attraktivität der Schuhmeile steigern sollen. Es wurde aber auch höchste Zeit: Die zur Umsetzung eines seit Jahren vorliegenden Rahmenplans zugesagten Fördergelder drohen zu verfallen (die RHEINPFALZ berichtete).

Mit großen Mehrheiten entschied sich der Rat, folgende Projekte aus dem bereits 2014 beratenen Maßnahmenplan auf den Weg zur Umsetzung zu schicken: Themenweg „Schuhgeschichte“ Seit Jahren schon diskutiert man Möglichkeiten, das Dorf und die Shoppingmeile zu verknüpfen, um die Kunden von dort in das Schuhdorf zu locken. Viele Vorschläge wurden gemacht, ebenso viele wurden verworfen. Bewegung brachte ein Vorschlag aus dem Kultur- und Tourismusausschuss der Gemeinde, die Strecke mit „Ensembles“ zu gestalten. Diesem Vorschlag kommt man nun ziemlich nahe. Der Weg soll auf Vorschlag der CDU die Bahnhofstraße an der Turnhalle verlassen und über Pirminius-, Marien-, Kirch- und Dahner Straße zum Marktplatz, zur Friedenssäule und zum Zwickerdenkmal führen und über Rathaus- und Johann-Naab-Platz das Schuhmuseum erreichen. Eine alternative Strecke, die auf Vorschlag von Stefan Kölsch (Grüne/Bündnis 90) über die Sommerstraße und den Bruchweg zurück zur Bahnhofstraße führen sollte, fand keine Mehrheit. Entlang der Strecke soll an mehreren Stationen ein „Außenmuseum zur Schuhgeschichte“, wie es Ortsplaner Roland Kettering nannte, entstehen mit einer Vielzahl von Elementen: Alte Schuhmaschinen könnten gezeigt werden, überdimensionale Schuhe mit Blumen bepflanzt werden, historische Fotos auf die Geschichte des Schuhdorfs verweisen. Stelen seien denkbar oder Mitmachaktionen über QR-Codes und eine „Lauf-App“. Allerdings: „Eine Maschine hinstellen, dazu ein großer Schuh und ein paar Blümchen – das ist zu wenig“, betonte der Ortsplaner: „Wir brauchen eine klare Leitlinie und eine Signalwirkung.“ Und die sei nur zu erreichen, wenn „wir Einmaliges zeigen und damit Akzente setzen“. Das freilich koste, „wenn man es konsequent macht“, 200.000 Euro. Diese Summe wollte Ortschef Bernhard Rödig „in Frage stellen. Wir haben alles diskutiert, es war uns zu teuer. Es müssen einfache und finanzierbare Lösungen her“, forderte er, was Andreas Wilde (SPD) veranlasste, ihm vorzuwerfen, „jetzt aber mit beiden Füßen auf der Bremse zu stehen.“ Michael Zimmermann (CDU) gab zu bedenken, dass „ein ordentliches Konzept mit der von uns erhofften Wirkung eben seinen Preis“ habe. „Schuhplatz“ Auf dem gemeindeeigenen Grundstück an der Ecke Industrie-/Bergstraße, wo früher ein Baustoffhändler beheimatet war, soll der „Schuhplatz“ entstehen, nachdem in den zurückliegenden Jahren die Bemühungen der Gemeinde erfolglos geblieben waren, dieses schon als „Filetstück“ der Schuhmeile bezeichnete Gelände zu vermarkten. Jetzt soll das noch bestehende Gebäude –„ein Schandfleck“ (Michael Zimmermann) – abgerissen werden. Gefördert werden könne der Abriss aber nur, wenn eine entsprechende Nachnutzung erfolge. Und da war man sich im Rat weitgehend einig, hier eine Ruhezone mit sparsamer Möblierung und einen Spielbereich für Kinder einzurichten, denn „für die Kids gibt’s nix“ in der Schuhmeile, wie Manfred Seibel (Grüne) einwarf. Andreas Wilde (SPD) dagegen warnte davor, „noch einen weiteren Platz herzurichten“, weil man mit der Pflege gemeindeeigener Plätze eh nicht nachkomme. Gegen die zwei Stimmen aus der SPD beschloss der Rat, die Realisierung des „Schuhplatzes“ in die Wege zu leiten. Industriestraße – ShoeCity Um einen Rundweg von der Schuhmeile zur ShoeCity einzurichten, war vor Jahren die Idee eines Aufzugs diskutiert worden, der die Schuhkunden von Schuh-Merkel hinunter zur ShoeCity bringt. Der Aufzug – damals mit 185.000 Euro veranschlagt – spielt wegen der Folgekosten und aus Wartungsgründen keine Rolle mehr. Ins Auge gefasst wird nun – bei zwei Gegenstimmen – ein „Zickzack-Weg“, der den Höhenunterschied überwindet und beispielsweise mit Kinderwagen zu befahren ist. Videowall Am Gelände des Josef-Seibel-Outlets soll eine Videowall installiert werden, über die beispielsweise eine Diashow über die landschaftlichen Vorzüge der Region ebenso laufen könnte wie Hinweise auf Einrichtungen wie das Wasgaufreibad und das Schuhmuseum und auf Veranstaltungen im Dorf. Gewerbliche Werbung sei, wenn die Videowall gefördert wird, nicht möglich. Als Kosten waren vor Jahren eine Summe zwischen 25.000 und 50.000 Euro genannt worden. Die Realisierung der Videowall, der der Rat bei einer Enthaltung zustimmte, sei „zeitlich kein großes Problem“ und könne sehr zeitnah umgesetzt werden, meinte Rödig. „Unrealistisch“ nannte es Ortsplaner Kettering aber, die größeren Maßnahmen vor dem 30. Juni durchziehen zu können, vor jenem Termin also, zu dem Fördermittel in Höhe von 600.000 Euro verfallen werden, wie die Leiterin des VG-Bauamts Gabi Sommer noch einmal unterstrich. Mit „Verfallsdatum“ 31. Dezember 2018 stehen noch Fördermittel in Höhe von 255.000 Euro und zum 31. Dezember 2019 noch 147.000 Euro zur Verfügung, wobei bei allen Maßnahmen die Gemeinde einen Anteil von 25 Prozent der Kosten zu tragen hat. Zu Beginn der Sitzung hatte Kettering die vielen seit 2009 bereits planerisch erarbeiteten Maßnahmen vorgestellt, die – wie er es nannte – „wegdiskutiert“ und deshalb nicht realisiert worden seien, nun aber wieder auf der Agenda stehen. Auf seinen Vorschlag hin solle man alle Maßnahmen zunächst mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, die über die Förderfähigkeit zu entscheiden hat, abstimmen. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse dieser Sondierungen sei dann endgültig zu beschließen, konkret zu planen und auszuschreiben.

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