Pirmasens Eine junge Sängerin, die staunen lässt

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Der Saisonabschluss bei den Dahner Jazzfreunden hat trotz des immer beachtlichen Publikumszuspruchs stets etwas von einem fast privaten Treffen unter Freunden bei gutem Essen und guter Musik. Am Sonntag war das nicht anders, dieses Mal allerdings gekrönt von der Entdeckung einer jungen Sängerin, die staunen ließ.

Die „offene Bühne“ ist Tradition bei den Dahner Jazzfreunden. Anstatt sich wie sonst bei den Konzerten einfach nur an den auftretenden Künstlern zu erfreuen, zeigen viele von denen, die sonst eben nur im Publikum sitzen oder mit Catering und Organisation beschäftigt sind, dass sie selbst sehr passable bis hervorragende Instrumentalisten und Sänger sind. Mit der Hausband – Lothar Frary (Klavier), Benno Stoeckel (Gitarre), Martin Stoeckel (E-Bass) und Dietmar Bäuerle (Schlagzeug) – steht noch jedes Jahr eine zuverlässige Combo zur Verfügung, die ihren jeweils spontan einsteigenden Solisten ein so stabiles wie flexibles Fundament zur Verfügung stellt. Gute Übung ist es auch, dass der Jazz-Chor der Kreismusikschule, in dem ebenfalls viele der Jazzfreunde aktiv sind, unter der Leitung von Lothar Frary den Stand seiner musikalischen Entwicklung präsentiert – in diesem Jahr mit drei Songs, darunter „Top Of The World“ aus dem Repertoire der Carpenters oder der alte Gospel-Rock „Proud Mary“ von Creedence Clearwater Revival. Gesetze Gäste sind auch die jungen Musiker der jeweils aktuellen Inkarnation der Rock-Bigband des Otfried-von-Weißenburg-Gymnasiums, die kürzlich den 25. Jahrestag ihrer Gründung feiern konnte. Unter der Leitung von Holger Ryseck, der auch Vorsitzender der Dahner Jazzfreunde ist, standen dieses Mal flotte Titel wie „Happy“ von Pharrell Williams, „Roots To Grow“ der Schweizerin Stefanie Heinzmann, die letztes Jahr beim Kimmle-Stiftung-Open-Air in Pirmasens zu hören war, oder das unverwüstliche „Davy ’s On The Road Again“ von Manfred Mann’s Earthband auf dem Programm. Erstmals bei den Dahner Jazzfreunden zu Gast war auch die Rockband der Kreismusikschule „Just4Fun“, bei der vor allem gereiftere Jahrgänge zu Instrumenten und Gesangsmikro greifen. Lothar Frary (Tasten), Bruno Steigner (Gesang, Gitarre), Jack Keller (Gitarre), Norbert Zell (Schlagzeug), Monika Buschmann (Bass), Flo (Tasten), Josef Böshans (Gitarre) und Max Schmitt (Gesang, Gitarre) treffen sich einmal pro Woche zum gemeinsamen Proben und hatten schon viel beachtete Auftritte im Dahner Kurpark. Dieses Mal hatten sie Songs wie „Crossroads“, „Take It Easy“ oder „The Weight“ auf dem Spielzettel. Zahlreiche weitere Musiker fanden vorher und danach ein aufgeschlossenes Publikum für kurze Jams mit der Hausband. Für ein wirkliches Aufhorchen sorgte allerdings schon ziemlich zu Beginn des Nachmittags die erst siebzehnjährige Sängerin Lisa Scharf. Was für eine Stimme, was für eine schon verblüffend reife Interpretin da – am Klavier begleitet von Chris Heber – auf der Bühne stand. Nur drei Lieder hat sie gebraucht, um das Publikum buchstäblich in ihren Bann zu ziehen. Eine eigentlich schüchterne junge Frau, die ihre ersten Auftritte – noch im Alter von 15 Jahren – bei Parksong hatte und schon damals verblüffte, zeigte eine unglaubliche Präsenz. Fantastisch, wie abgeklärt sie die alte Cole-Porter-Nummer „Miss Otis regrets“ durchs Mikro drückte; dann ein federleichtes „It’s only a Papermoon“, das sich auch im Repertoire von Ella Fitzgerald befand. Dass sie dann aber – stilistisch ganz anders gelagert – auch noch souverän in das dräuende Pathos der James-Bond-Melodie „Skyfall“ wechseln konnte, war schon mehr als außergewöhnlich. Hier wächst eine Künstlerin heran, die mit einem entsprechenden Stipendium unbedingt in ihrer weiteren Entwicklung gefördert werden sollte.

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