Pirmasens Die ganze Bandbreite der Emotionen

Daniela Schick und Peter Floch singen im Duett.
Daniela Schick und Peter Floch singen im Duett.

Das Thema „Liebe“ in seinen unterschiedlichsten Erscheinungsformen überspannte den Opern- und den Operettenteil des Neujahrskonzerts der Volkshochschule Rodalben am Sonntag im Kultursaal des Dr.-Lederer-Hauses. Anspruchsvolle Stücke und unterhaltsame Lieder verschmolzen in dem zweistündigen Programm zu einer musikalischen Einheit als Einladung, Kunstvolles zu genießen und ein wenig die Seele baumeln zu lassen.

Erwartungsvoll gestimmte Besucher füllten den am Ende proppenvoll besetzten Saal. Das Konzert hatte seinen Star in Peter Floch, bekannt durch seine mannigfache Konzerttätigkeit an großen Bühnen in Bayern (München, Augsburg, Nürnberg) sowie in Norddeutschland (Hamburg) und durch Gastauftritte in Kaiserslautern. Seit drei Jahren gehört Floch zur Stammbesetzung des Pfalztheaters. Der große Zuspruch beruhte aber auf dem Mitwirken der weiteren, in der Region geschätzten Akteure, allesamt studierte Musikerinnen: die Sopranistinnen Daniela Schick und Ursula Herzel sowie die Instrumentalistinnen Anne Schmitt (Klavier) und Cornelia Fels (Violine). Am Anfang des Konzerts stand die „Kleine Nachtmusik“, Mozarts wohl populärste Komposition, die das inhaltliche Leitmotiv vorgab: Unterhaltungsmusik auf hohem Niveau sollte folgen. Sie brachte das Kernthema „Liebe“ in Arien variationsreich zur Entfaltung. Liebe lässt die Prinzessin Ilia in der Oper „Idomeneo“ Vater und Brüdern „Lebe wohl“ sagen. Liebe beschwört Eifersucht und Beschwichtigungsversuche herauf wie in der Arie der Zerlina, „Batti, batti, o bel Masetto“, aus der Oper „Don Giovanni“. Liebe kann provozieren und Leid verursachen. Davon kündet die Arie der Nedda, „Stridono lassù“, aus der Oper „Der Bajazzo“. Liebe kann auch herausfordern. Der Jägersbursche Max muss in der Oper „Der Freischütz“ (Carl Maria von Weber) die Bewährungsprobe als Schütze bestehen – beruflich und für die Eheschließung. Zwischen diesen Beiträgen flackert immer wieder Sehnsucht auf, wie in der Arie „Amor ti vieta“, dem wohl bekanntesten Stück aus der Oper „Fedora“, mit der ehedem der Aufstieg Carusos begann. Süße Klänge zaubert die Violine bei Franz Schuberts „Serenade“ hervor: „Leise fliehen meine Lieder durch die Nacht zu dir.“ Entspannung bringt vor der Pause das „Intermezzo sinfonica“ aus der berühmten Oper „Cavalleria rusticana“ (Pietro Mascagni). Der zweite Teil des Neujahrskonzerts fühlte sich leichter und beschwingter an. Dafür standen schon die Komponisten Johann Strauß, Franz Lehár, Fred Raymond oder Emmerich Kálmán. Jeder kennt den Schweinezüchter aus der Operette „Der Zigeunerbaron“ (Johann Strauß), den Charmeur aus „Die Fledermaus“ (Johann Strauß), der sich gern Gäste einlädt oder den Casanova aus Lehárs „Die lustige Witwe“, den es „ins Maxim“ zieht. Jetzt waren Evergreens der leichten Muse an der Reihe, Lieder wie „Wer uns getraut“ (Johann Strauß) oder „In dir hab’ ich mein Glück gefunden“ (Kálmán). Diesen Reigen durchbrach nur das Stück „Csárdás“ des Italieners Vittorio Monti, das auf einem ungarischen Csárdás basiert. Hier hatte die Violinistin Gelegenheit, sich durch schnelles und stilsicheres Spiel auszuzeichnen. Eine herausragende Leistung aber boten alle Akteure. Die Sopranistinnen Daniela Schick und Ursula Herzel überzeugten mit fester Stimme in allen Tonlagen, zeigten sich wandlungsfähig und belebten ihre Auftritte mit schauspielerischen Elementen. Peter Flochs kräftige Tenorstimme verlieh Emotionen, Freude wie Empörung, einen markanten Ausdruck. Den Instrumentalistinnen gelang es, sich glanzvoll in Szene zu setzen. Sie mussten fortwährend den Gesang in seiner Vielfalt von Stimmungen unterstützen. Anne Schmitt und Cornelia Fels waren bei diesem Gastspiel pausenlos gefordert. Zum Schluss, als Daniela Schick und Peter Floch zur Melodie von „An der schönen blauen Donau“ Wiener Walzer tanzten, hatte die Stimmung unter den Zuschauern ihren Höhepunkt erreicht. Eines der gelungensten Neujahrskonzerte in Rodalben ging mit „Wiener Charme“ zu Ende.

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