Rheinpfalz Der meiste Schweiß fließt vor und nach dem Fest

Von der Talsohle der Gemeinde geht es 276 Meter steil hoch bis auf 441 Meter zum Bergfried der Burg Gräfenstein.
Von der Talsohle der Gemeinde geht es 276 Meter steil hoch bis auf 441 Meter zum Bergfried der Burg Gräfenstein.

Das mittelalterliche Burgfest, das am kommenden Wochenende wieder in und an der Burgruine Gräfenstein stattfindet, hat seinen ursprünglichen Charme seit der Premiere 1987 nicht verloren. Aber auch die Anstrengungen, die damit verbunden sind, alles auf den Schlossberg hinaufzukarren, sind unverändert geblieben. Wenn alles dafür bereitsteht, ins Mittelalter abzutauchen, sind bei den Gemeindearbeitern und ihren Helfern viele Schweißtropfen geflossen – und werden beim Abbau erneut fließen.

Der Ursprung des Burgfestes in heutiger Ausführung war die Feier zum Fest „750 Jahre Gräfensteiner Land“. Damals hatte Rudi Gampfer, Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins, die Idee, „echte Ritterkämpfe in der Burg“ aufführen zu lassen. Und so kam es. Mit Unterstützung der Gemeindeführung unter dem damaligen Ortschef Urban Köller war der Anfang gemacht. Auch der Nachfolger von Köller, Reiner Lechtenfeld, nahm das Burgfest als „Gemeindeverpflichtung“ auf. Seit 19 Jahren alljährlich im kräftezehrenden Einsatz sind die Gemeindearbeiter Michael Cisler und Urban Heim. Sie haben zuverlässige Unterstützung von Wolfgang Link, aber auch vom afghanischen Flüchtling Momen. Unermüdlich wird der Traktoranhänger mit zumeist schweren Gegenständen beladen. Die Vorbereitungen haben schon zwei Wochen vor dem Fest begonnen. „Wir wollen nichts dem Zufall überlassen. Es kann wie im vergangenen Jahr passieren, dass dazwischen auf dem Friedhof noch ein Grab ausgehoben und wieder geschlossen werden muss“, so Heim und Cisler. Außerdem fällt im Dorf selbst auch Arbeit an. Nach dem Fest braucht es eine gute Woche, alles wieder den Berg hinunterzuschaffen: „Das ist schwieriger als umgekehrt.“ Wenn auf dem steilen und nach Regen auch noch matschigen Weg die Kühlwagen wieder ins Tal rollen, „kann man schnell den Abgang den Abhang hinunter machen. Da hält dich und dein Gefährt nichts mehr“, wissen sie aus leidvoller Erfahrung. Diffizil ist das Aufhängen der 800 Meter langen Lichterkette. Sie leitet den Besucher auch zu später Stunde noch sicher von der Schäferei durch den Waldaufgang hoch zur Burg und wieder zurück. „Wir müssen auf Bäume klettern, die Leitern herumtragen, hinauf- und hinuntersteigen.“ Das geht für die beiden „ganz schön in die Beine“, das Ergebnis präsentiert sich den Besuchern später aber als romantisches Lichtermeer. Acht Fässer mit jeweils 1000 Litern Wasser werden für die Versorgung der Toiletten hochgebracht. Zwei Fässer mit je 1500 Litern stehen für den Fußballclub (FCM) zum Spülen des Schmutzgeschirrs bereit. Zwar sind zum Transport alle noch leer, aber dennoch recht unhandlich. Die Feuerwehr Rodalben befüllt die Fässer dann mit Frischwasser. Zwei Kühlwagen werden mit dem Unimog der Stadt Rodalben hochgezogen, denn nur der packt die schwere Last. Hingegen ist es für den 69 PS starken Gemeindetraktor kein Problem, den Toilettenwagen hochzuziehen. Dazu kommen noch die Verkaufsstände des FCM mit kompletten Kücheneinrichtungen. Verlegt werden müssen zudem die Wasserleitungen und Stromkabel. Entlang des Shuttlewegs und rund um die Burg, wo die Stände stehen, muss der Bewuchs zurückgeschnitten werden. Nicht zu vergessen ist, dass die Gemeindearbeiter 80 Prozent der Anbieter mit ihren Wagen hochziehen und wieder herunterfahren, „sonst machen sie uns die ganzen Wege kaputt“, erläutert Heim den Grund für diesen Service. „Was owwe is, muss widder runner, do dra geht kä Wäg vorbei“, sagen beide lachend. Ihr Fazit fällt trotz vieler Überstunden, Wochenendarbeit und großen körperlichen Krafteinsatzes positiv aus. „Bei der Eröffnung wird immer erwähnt, dass wir viel Arbeit leisten, und man bedankt sich. Das ist schön,“ freuen sich Cisler und Heim. „Es ist ein überregionales Fest, das der Gemeinde viele Gäste beschert, die mit dem Dorf ohne dieses Burgfest nichts anfangen könnten“, befindet der erste Beigeordnete Michael Köhler. Der Ort könne sich darstellen, weshalb es gerechtfertigt sei, dass die Gemeindearbeiter hier zum Gelingen viele Arbeitsstunden einbringen. Das Brunnengässelfest sei eine Veranstaltung für Einheimische, das Burgfest überwiegend für auswärtige Besucher. „Doch die Unterstützung von außen, sprich Verbandsgemeinde, Kreis oder gar Land, hält sich doch sehr in Grenzen“, bedauert Köhler. Lediglich die Verbandsgemeinde Rodalben unterstütze das Fest mit Sachleistungen. Alle Versuche, wegen der überregionalen Bedeutung Finanzspritzen zu erhalten, seien bisher mit Verweis auf die „leeren Kassen“ gescheitert. „Der Fußballclub hält das Fest am Leben“, betont der Beigeordnete. Sollte der FCM sich einmal anders entscheiden, könne er sich nicht vorstellen, dass die Gemeinde diesen Aufwand weiter betreibe. „Das wird dann aber der Gemeinderat entscheiden“, so Köhler. Noch habe das „mittelalterliche Spectaculum“ seinen Reiz nicht verloren.

Urban Heim, Flüchtling Momen, Michael Cisler und Wolfgang Link stemmen den Spülwassertank auf ihren Platz (von links).
Urban Heim, Flüchtling Momen, Michael Cisler und Wolfgang Link stemmen den Spülwassertank auf ihren Platz (von links).
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