Pirmasens Der erste Ball-Kontakt in Leipzig

Ernst Teubner im Jahr 2000 in seiner Hugo-Ball-Schatzkammer.
Ernst Teubner im Jahr 2000 in seiner Hugo-Ball-Schatzkammer.

Ernst Teubner feiert heute seinen 80. Geburtstag. Das Alter sieht man ihm nicht an. Als früherer Leiter der Stadtbücherei ist Teubner vielen Pirmasensern noch immer ein Begriff. International ist er weiterhin geschätzt als Experte für Hugo Ball und war im vergangenen Jahr noch bei der Herausgabe des Ball-Werks „Die Flucht aus der Zeit“ involviert.

Nach Pirmasens kam der in Frankenberg bei Chemnitz geborene Ernst Teubner relativ spontan. Nachdem er 1960 nach dem Studium in Leipzig die DDR verlassen hatte, musste er zunächst ein Praktikum und eine Prüfung in der Pfalzbibliothek in Kaiserslautern absolvieren, da der DDR-Abschluss hier nicht anerkannt wurde. Nach der Prüfung erhielt er eine Zusage für Mannheim, als der Anruf aus Pirmasens eintraf, der ihm auch hier eine Stelle versprach. Teubner entschied sich spontan für Pirmasens, da dies näher zu seinem damaligen Wohnort Kaiserslautern lag. Nach Pirmasens ist er später umgezogen. 1962 startete sein Arbeitsleben in der Stadtbücherei als Mitarbeiter der Jugendfreihandbücherei. Sieben Jahre später avancierte er zum Büchereileiter und diese Funktion übte er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2000 aus. Die Bücherei entwickelte sich in seiner Amtszeit enorm. Beim Start zählte der Bestand 43.000 Medien und 88.000 Ausleihen pro Jahr. Ein Jahr vor seinem Ruhestand waren die Zahl der Medien auf 81.000 und die Ausleihen auf 165.000 angewachsen. Teubner konnte die Bücherei auch räumlich erweitern und die früheren Büros des Kulturamts dazu bekommen. Eine Erweiterung, die beileibe nicht ausreicht für das heutige Medienangebot der Bücherei. Seiner Nachfolgerin Ulrike Weil war der Umzug in neue und größere Räume bisher nicht vergönnt. In seine Zeit als Büchereileiter fiel auch eine Entscheidung, gegen die er lange gekämpft hatte: die Einführung von Gebühren, die einen Einbruch bei den Ausleihzahlen zur Folge hatte. Eine Leidenschaft von Ernst Teubner war und ist die Forschung über den aus Pirmasens stammenden Dramatiker und Dada-Begründer Hugo Ball. 1968 legte Teubner den Grundstein für die heute international geschätzte Hugo-Ball-Sammlung, die bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt auf über 3000 Exponate angewachsen war. Lange Zeit danach betreute er immer noch die Sammlung, bevor er diese in die Hände des Literaturwissenschaftlers Eckhard Faul geben konnte. Hugo Ball hat ihn aber auch im hohen Alter nicht losgelassen. An der im vergangenen Jahr erschienenen Neuausgabe „Die Flucht aus der Zeit“ arbeitete Teubner maßgeblich mit und heute sieht man den früheren Büchereileiter immer noch bei fast jeder Veranstaltung, die sich um Ball und Dada dreht. Ob er sich das damals in den 50er Jahren gedacht hatte, als er das erste Lautgedicht von Ball in Leipzig hörte?

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