Pirmasens Dahn: Geflüchteter Weltklasseläufer

Souveräner Sieger beim Dahner Kerwelauf: Kiflom Sium.
Souveräner Sieger beim Dahner Kerwelauf: Kiflom Sium.

Kiflom Sium ist ein Marathon- und Halbmarathonläufer mit Weltklasseformat. Er wohnt in Dahn und kommt aus Eritrea. Seit 2017 in Deutschland lebend, ist er inzwischen anerkannter Flüchtling. Seine Bestzeit über zehn Kilometer: 28:30 Minuten!

Den Marathon ist er schon in 2:20 Minuten gelaufen. Seine Halbmarathonbestzeit liegt bei 1:01 Stunde, das sind drei Minuten über dem aktuellen Weltrekord. Kiflom Sium wohnt in einer Flüchtlingsunterkunft in der Wasgaustadt, seine Frau, seine beiden fünf und sieben Jahre alten Töchter und sein einjähriger Sohn sitzen in einem Flüchtlingsheim in der Türkei fest und warten sehnsüchtig auf die Familienzusammenführung. Der Familienmensch leidet sichtlich unter der Trennung von Frau und Kindern. Er trainiert derzeit wenig und ist auf der Suche nach einem Verein, bei dem er unter professionellen Bedingungen trainieren darf.

Ohne Vorbereitung zum Streckenrekord

Dass in Dahn Mitte August ein Kerwelauf war, bekam er zufällig mit. Kiflom Sium meldete sich kurzfristig und ohne jede Vorbereitung an, durchlief als Erster mit neuem Streckenrekord und mit fast zwei Minuten Vorsprung auf Wasgaucup- und Pfälzerwaldmarathon-Gewinner Mark Weidler die Ziellinie. Kiflom Sium fühlt sich wohl in Dahn, die Mentalität der Menschen liegt ihm. „Ich würde gerne wieder laufen, professionell trainieren“, sagt er in seiner Heimatsprache, die ein Freund übersetzt. Hilfe erhält er von der zuständigen Mitarbeiterin der Verbandsgemeinde. Kiflom Sium packt kräftig an. Arbeit hat er in einem großen Dahner Hotel gefunden. Inzwischen besucht er einen Deutschkurs, die ersten Worte in der für ihn fremden Sprache spricht er noch zaghaft aus, er hat aber den unbedingten Willen, mit 32 Jahren Deutsch zu lernen. Erst vor zwölf Jahren begann die Laufkarriere des damals 20-Jährigen. Schnell schaffte er den Sprung in den eritreischen Nationalkader, nahm an Weltmeisterschaften teil. „Es macht mir Spaß zu laufen“, sagt der zurückhaltende Sportler. Dass vor kurzem in Pirmasens der Pfälzerwaldmarathon stattfand, habe er zu spät mitbekommen, sonst hätte er sicher mitgemacht. Seine sportliche Zukunft sieht er im Leistungssport. In einem Profiverein, vielleicht auch mal mit dem Bundesadler auf der Brust für Deutschland zu laufen, das ist sein Traum.

Regierungstruppen haben sein Haus zerstört

Auch über die Gründe seiner Flucht aus Eritrea spricht er. Im Jahr 2015 habe er mit seiner Frau ein schönes Haus in der Landeshauptstadt Asmara gebaut. Regierungstruppen hätten es dann dem Erdboden gleich gemacht. Ein Grund wurde ihm nicht genannt. Im Frühjahr 2017 nutzte er den Aufenthalt in Hamburg anlässlich eines Laufwettbewerbs, um in Deutschland zu bleiben und einen Asylantrag zu stellen – alles in Absprache mit der Familie. Einige Zeit verbrachte er in Frankfurt, bevor er im Juli 2017 in die rheinland-pfälzische Auffangstation in Ingelheim kam. Von dort aus führte ihn der Weg über Speyer in den Wasgau. Seit 19. September 2017 lebt der Eritreer in Dahn. Als Leistungssportler ist er es gewohnt zu reisen. Von daher ist er auch bereit, seinen Lebensmittelpunkt dorthin zu verlagern, wo er trainieren kann. Nicht zuletzt durch die RHEINPFALZ-Veröffentlichung hegt Kiflom Sium die Hoffnung, einen ersten Schritt in Richtung Profikarriere in Deutschland gemacht zu haben – wohlwissend, dass auch ein Marathon immer mit dem ersten Schritt beginnt.

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