Pirmasens Azubis dringend gesucht

Semler-Betriebsleiter Uwe Hartmann (links) im Gespräch mit Mustafa Amiin und Amin Jeylan (rechts) sowie Ina Dittscheid.
Semler-Betriebsleiter Uwe Hartmann (links) im Gespräch mit Mustafa Amiin und Amin Jeylan (rechts) sowie Ina Dittscheid.

Andrang ist anders. Beim Infotag der Schuhbranche mit dem hochtrabenden Namen „Step up Shoes“ hielt sich die Resonanz der jungen Leute in Grenzen. Das Interesse im Berufsinformationszentrum war überschaubar, obwohl Firmen wie Kennel & Schmenger oder Caprice händeringend Nachwuchs suchen.

Uwe Hartmann, Betriebsleiter bei der Schuhfabrik Semler mit 120 Mitarbeitern in Pirmasens, klagt: „Wir haben viel weniger Bewerber – und deren Qualität ist nicht mehr die früherer Jahre.“ Bislang hat er sechs Bewerbungen auf dem Tisch, einstellen will er zwei junge Leute, die zum Schuhfertiger ausgebildet werden sollen. „Es muss sich noch viel mehr herumsprechen, dass es in der Branche tolle Karrierechancen gibt“, sagt er. Arbeitslose Schuhfertiger, so etwas gebe es nicht. Leider habe die Schuhindustrie aber nicht das beste Image. „Die jungen Leute denken an ihre Oma, die 40 Jahre an der Steppmaschine gesessen hat“, so Hartmann. Heutzutage aber biete die Branche viele Wege an, auch ganz nach oben. „Nach der Ausbildung geht es in die Modellproduktion oder in die Kollektionsentwicklung.“ Wer gut sei, habe im Ausland gute Chancen. Semler beispielspielsweise produziert in Ungarn. „Dort wird das Know-how aus Pirmasens gebraucht.“ Veranstaltungen wie „Step up Shoes“ seien wichtig, so Hartmann. Die Branche müsse in der Stadt viel mehr Präsenz zeigen. Er vermutet, dass selbst manchen Lehrern nicht klar ist, was Pirmasens an Chancen zu bieten hat. Deshalb gebe es Überlegungen, dass die Schuhbranche verstärkt Flagge zeigt. Etwa bei Stadtfesten. Maximilian Mang, Markenmanager bei Caprice, berichtet, dass sich Caprice den Nachwuchs ganz gezielt aussucht und langfristig Perspektiven biete, beispielsweise als Standortleiter. Die Schuhfirma mit 50 Mitarbeitern vor Ort hat Standorte in Pakistan, Myanmar, China. „Wir expandieren und brauchen Leute, um die Qualität hochhalten zu können.“ Er habe gute Erfahrungen damit gemacht, zunächst ein Praktikum anzubieten. „Wenn es passt, schaffen wir den Ausbildungsplatz.“ Mit dem Informationstag bei der Agentur für Arbeit ist er sehr zufrieden. Er hat etliche Bewerbungen erhalten. Wichtig sei das persönliche Gespräch. Darin macht Mang den Schülern beispielsweise klar, dass die Schuhherstellung nur zu einem Teil digitalisiert werden kann. „Es wird immer das menschliche Auge brauchen, das Geschick.“ Personalleiter Markus Weissenegger von Kennel & Schmenger tut ebenfalls viel, um für das 100 Jahre alte Traditionsunternehmen mit 220 Mitarbeitern zu werben. Er geht in Schulen, bietet Praktika an, spricht über Vorzüge, die Kennel & Schmenger anbiete: Yogakurse, Rabatte für Mitgliedschaften im Fitnessstudio. Die Durchlässigkeit in der Schuhbranche nach oben sei sehr hoch, sogar ohne Studium, schwärmt er. Er sei selbst das beste Beispiel. „Ich bin im Jahr 2000 auch als Azubi eingestiegen.“ Die Branche biete wie kaum eine andere Möglichkeiten, auf der ganzen Welt zu arbeiten, von Rosenheim bis Malaysia. Weissenegger sagt, dass die Schüler oft große Augen machen, wenn er ihnen erkläre, wie viele Arbeitsschritte in einem Schuh stecken. „150 nämlich.“ Er mache den Leuten klar, dass arbeiten am Schuh Leidenschaft erfordere, genauso wie handwerkliches Geschick. „Da sieht manch einer die Möglichkeiten in einem anderen Licht.“ Pia Rutschke-Haber, Assistentin der Geschäftsleitung am Internationalen Schuhkompetenzzentrum auf der Husterhöhe, wirbt für eine Ausbildung direkt beim ISC. Sie sagt, Nachwuchs werde händeringend gesucht. „Schuhtechniker haben so viele Weiterbildungsmöglichkeiten, egal ober sie sich auf Technik oder Design spezialisieren.“ Viele würden schon während der Ausbildung abgeworben, auch von großen Unternehmen wie Adidas oder Nike. Die kennen das ISC, weil sie ihre Leute zur Weiterbildung nach Pirmasens schicken, wo es eine Musterfabrikation gibt. Dennoch sei die Nachfrage auch am ISC mau. „Zuletzt hatten wir im Schnitt 25 Bewerbungen für drei Lehrstellen, wenn wir Industriekaufleute suchen sind es 100.“

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