Pirmasens Autos sollen draußen bleiben

Die Einzelhandelsflächen im früheren Kaufhaus Moster in der Fußgängerzone sind fast alle vermietet, unter anderem dank Post und
Die Einzelhandelsflächen im früheren Kaufhaus Moster in der Fußgängerzone sind fast alle vermietet, unter anderem dank Post und DAK.

Klaus Piezonka, der vor Jahren das frühere Kaufhaus Moster kaufte, sanierte und mit der Post einen wichtigen Mieter gewinnen konnte, kann das Gejammer der Pirmasenser nicht mehr hören. Es laufe nicht gut mit der Vermietung der Einzelhandelsflächen in der oberen Fußgängerzone. Das sei aber kein spezielles Pirmasenser Problem. „Auch in Städten mit hoher Kaufkraft wie Bad Homburg, Frankfurt oder München gibt es Leerstand. Die heulen aber nicht so extrem herum“, so Piezon-kas Beobachtung. Der in Bad Homburg lebende Immobilienunternehmer hat sein Objekt, was die Einzelhandelsflächen betrifft, fast komplett vermietet. Die Post, eine Spielhalle und ein Syrer mit einer Art Pizzeria finden sich im Erdgeschoss des früheren Kaufhauses. Bei den Büros könnte er noch größere und kleinere Flächen vermieten, darunter auch das vornehm gestaltete Dachgeschoss mit 260 Quadratmetern Fläche. Chinesische Unternehmer, die über den Wirtschaftsförderer Mark Schlick zu Piezonka gekommen sind, seien ohne zu mieten wieder verschwunden. „Von denen habe ich nichts mehr gehört. Die hatten wohl behördliche Schwierigkeiten“, vermutet Piezonka. Zur Belebung der Fußgängerzone fände Piezonka einen kleinen Bauernmarkt einmal in der Woche rund um den Schusterbrunnen toll. „Das bringt Leute in die Fußgängerzone.“ Wobei der Bad Homburger die Belebung nicht allein an Aktionen und Veranstaltungen im direkten Bereich der Fußgängerzone zwischen Sandstraße und Schusterbrunnen festmachen will. Pirmasens müsse mehr Großveranstaltungen anbieten. Das riesige Stadion könnte Kulisse für große Konzerte sein. „Dann kommt Leben in die Stadt. Davon profitieren alle“, zeigt sich Piezonka überzeugt. Eine Öffnung für den Autoverkehr lehnt Piezonka ab. Und auch eine Neugestaltung mit anderem Pflaster hält er für unnötig. „Das kann eine Stadt machen, wenn sie Geld zu viel hat. Es ist aber so in Ordnung, wie es ist“, findet Piezonka. „Es fehlt an Gastronomie. Ein Café oder Restaurant müsste hier sein und Leute anziehen“, meint Gabriele Babilon vom gleichnamigen Spielwaren-Geschäft am Eingang der Fußgängerzone. Die Läden der Syrer, die ringsum öffnen, hätten bereits Publikum angezogen, bringen aber nicht so viel Frequenz, wie nötig wäre. Für ihr eigenes Geschäft, eines der letzten inhabergeführten der Stadt, sieht Gabriele Babilon kein Problem durch die fehlende Frequenz an Laufkundschaft. „Wir haben eine große Stammkundschaft“, sagt Babilon, die auf ihr Sortiment für Modelleisenbahnfreunde verweist. „Wir sind die einzigen weit und breit mit diesem Angebot.“ Für Babilon ist eine Aufhebung der Fußgängerzone keine Lösung. „Für uns hätte das eh keinen Vorteil. Unsere Leute finden immer einen Parkplatz“, sagt Babilon. Ähnlich gehe es dem Modehaus Witt-Weiden gegenüber, das von der Nähe zu den Parkplätzen in der Sandstraße profitiere. Es sei einfach nicht die Zeit für Gastronomie, glaubt Margit Gardlowski vom Kaiserslauterer Unternehmen Ottmann & Thomas, das das größere Haus zwischen Babilon und Bastelladen vermarktet. In dem Gebäude gibt es zwei Flächen mit 130 und 90 Quadratmetern für Gastronomie mit oben gelegener Terrasse für die Gäste. Früher waren dort auch Cafés und Kneipen. „Es gibt keine Interesse, da etwas zu machen“, sagt Gardlowski. „Die Zeiten ändern sich. Die Leute sitzen vor dem Internet oder auf einer Parkbank und spielen mit dem Handy rum“, nennt Gardlowski einen Grund für das Kneipensterben, der aber nicht nur auf Pirmasens zutreffe. In Kaiserslautern gebe es heute auch deutlich weniger Ausgehmöglichkeiten, weil einfach die Gäste ausblieben. „An der Miete kann es nicht liegen“, sagt Gardlowski, die versichert, dass ihr Unternehmen die Miethöhe an die Pirmasenser Verhältnisse angepasst habe. Was sich nicht ändern sollte, sei der Status der Fußgängerzone. „Das muss sein, damit wenigstens noch ein bisschen Idylle in dem Bereich ist.“

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