Pirmasens Auf großem Fuß zur Husterhöhe

Nach der Ausbildung am Niederrhein studierte Liselotte Vijselaar an der Hochschule Pirmasens. Die Abteilungsleiterin beim PFI ha
Nach der Ausbildung am Niederrhein studierte Liselotte Vijselaar an der Hochschule Pirmasens. Die Abteilungsleiterin beim PFI hat ihren Lebensmittelpunkt in Pirmasens gefunden.

Liselotte Vijselaar hat Lederverarbeitung und Schuhtechnik an der Hochschule in Pirmasens studiert. Heute arbeitet sie als Abteilungsleiterin beim PFI und ist in Pirmasens sesshaft geworden.

Wenn sie genug von Hügeln und Bergen hat, setzt sich Liselotte Vijselaar einfach ins Auto und fährt in die Region, in der sie aufgewachsen ist. Die Niederländerin lebte zunächst in ihrem Heimatland, dann verschlug es ihre Eltern beruflich bedingt an den Niederrhein. Flachlandfahren steht bei Niederrheinbesuchen auf dem Plan der passionierten Radfahrerin. Mit dem Fahrrad fährt sie auch schon mal zu ihrem Arbeitsplatz, dem Prüf- und Forschungsinstitut (PFI). „Aber es ist nicht ungefährlich hier im Straßenverkehr“, hat sie festgestellt. In der Region werde das Fahrrad in erster Linie als Sport- und Freizeitgerät gesehen. Am Niederrhein sei es alltägliches Fortbewegungsmittel. Das Gefühl, dass Pirmasens Heimat ist, „das gibt es aber auf jeden Fall“, sagt Vijselaar. Seit ihrem Studienbeginn sind es, mit kurzer Unterbrechung, schon 18 Jahre, die sie in Pirmasens lebt. Mittlerweile sogar im eigenen Haus. Dass sie so lange in Pirmasens bleiben würde, „das habe ich ehrlicherweise nicht gedacht“, bekennt sie. Aber dass das mit Pirmasens als Ort zum Arbeiten und Wohnen etwas werden könnte, das hatte sich schon vor ihrem ersten Tag als Studentin gezeigt. Mit Sack und Pack angereist, verfuhr sie sich im Pirmasenser Einbahnstraßendschungel gründlich. „Damals gab es noch keine Navis.“ Aber nette Pirmasenserinnen. Als sie nach dem Weg zur Husterhöhe fragte, bot ihr die angesprochene Frau an, vorzufahren. „Sie hat gesagt: Fahren Sie mir einfach nach“, erinnert sich die 39-Jährige. Es ließe sich denken, dass jemand, der wie Vijselaar auf großem Fuß lebt – Schuhgröße 43 hat sie – oder dessen Opa Schuhmachermeister war, sich mindestens wegen einem dieser beiden Gründe mit dem Thema Schuhe beruflich befassen wollte. Falsch gedacht. Kleve war wie Pirmasens einst eine Schuhregion. Da lag ein Berufseinstieg in die Branche nahe. „Ich wollte nach dem Abitur erst einmal eine Lehre machen“, sagt Vijselaar. Beim damals weltweit bekannten Kinderschuhhersteller Elefanten-Schuhe absolvierte sie eine Lehre als Schuhfertigerin. Dann gab es zwei Optionen: Zunächst als Gesellin weiter arbeiten und in Pirmasens den Schuhtechniker an der Deutschen Schuhfachschule machen. Oder studieren, sagt Vijselaar. Sie entschied sich fürs Studium, dachte zunächst über ein Maschinenbaustudium nach, stieß dann auf den Studiengang Leder- und Schuhtechnik in Pirmasens. Im Vergleich zu anderen Studienorten sei Pirmasens ein günstiger Hochschulstandort gewesen. „Mit einem Nebenjob konnte ich das Studium alleine finanzieren“, sagt sie. Und der Studiengang sei klein gewesen. „Wir haben zu viert angefangen, zu zweit abgeschlossen“, erinnert sie sich. Das habe ermöglicht, schon früh sehr praxisorientierte Sachen zu machen. Was ihr auch gefallen hat, war die soziale Komponente am Studium. „Das ist schon wichtig“, sagt sie und erinnert sich an den guten Zusammenhalt unter den Studenten an der kleinen Hochschule. Man habe viel gemeinsam unternommen. In der Stadt, sei aber auch gemeinsam ins Theater oder zu Konzerten gegangen. „Man ist ja von hier aus schnell in Frankfurt, Mannheim oder Saarbrücken.“ Ihren Studienort verließ sie, als die Diplomarbeit Thema wurde. Sie arbeitete beim deutschen Schuhhersteller Gabor in der Slowakei, fertigte dort ihre Diplom-Arbeit. Die Schuhindustrie war und ist sehr international, erzählt Vijselaar. Deshalb sei es für sie von Anfang eine Option gewesen, die Diplomarbeit im Ausland zu schreiben. „Das war eine wahnsinnige Erfahrung.“ Auch weil es in Europa damals noch viele Grenzen gab. „Ein niederländischer Pass und ein Auto mit deutschem Kennzeichen, das sorgte für einige Herausforderungen“, berichtet sie lachend. Über eine ehemalige Kommilitonin habe sie den Tipp bekommen, dass das PFI jemand suche. Ursprünglich als Schwangerschaftsvertretung eingestellt, folgte die Festanstellung und schließlich übernahm sie in der Abteilungsleitung Verantwortung. Dass sie so lange in Pirmasens geblieben ist, hat auch mit der spannenden und abwechslungsreichen Arbeit am PFI zu tun. „Wir haben hier mit allen Schuh- und Materialherstellern zu tun“, sagt Vijselaar. Die Schuhbranche sei klein, sehr familiär. Ein bisschen wie Pirmasens. Genau das schätzt sie.

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