Brasilien Unter Mordverdacht: Justiz fahndet nach deutschem Diplomaten

Schickes Strandviertel Ipamena: Der Konsul soll seinen Mann hier in der gemeinsamen Wohnung erschlagen haben.
Schickes Strandviertel Ipamena: Der Konsul soll seinen Mann hier in der gemeinsamen Wohnung erschlagen haben.

Die brasilianische Justiz will einen deutschen Diplomaten von Interpol suchen lassen, weil er seinen Ehemann umgebracht haben soll. Ein Richter in Rio de Janeiro ordnete am Montag Untersuchungshaft gegen den Konsul an, der am Vortag nach Deutschland abgereist war. Nun solle er auf die Liste der Flüchtigen der internationalen Polizeiorganisation Interpol gesetzt werden, erklärte der Richter Gustavo Kalil.

Anfang August festgenommen

Der Diplomat war Anfang August in Rio de Janeiro festgenommen worden. Er soll seinen belgischen Ehemann in der gemeinsamen Wohnung im schicken Strandviertel Ipanema getötet zu haben. Eine Richterin ordnete aber vergangene Woche aber die Freilassung des Verdächtigen an. Sie urteilte, dass die Staatsanwaltschaft eine Frist für das Einreichen von Anklagedokumenten habe verstreichen lassen. Seinen Pass musste der Diplomat nicht abgeben.

Die Staatsanwaltschaft bestreitet, eine Frist verpasst zu haben. Sie beschuldigte den Mann am Montag und damit einen Tag nach seiner Ausreise aus Brasilien formell des Mordes. Der Ehemann des Diplomaten soll zu Tode geprügelt worden sein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Rio de Janeiro soll der Diplomat extrem besitzergreifend gewesen sein: Er soll seinen Partner „finanziell und psychologisch unterjocht“ und ihm jegliche Unabhängigkeit und Freundschaften mit anderen verwehrt haben.

Seit 20 Jahren verheiratet

Der Diplomat selbst gab laut Polizei an, sein Ehemann sei an einem Freitagabend plötzlich zusammengebrochen und habe sich dabei tödliche Kopfverletzungen zugezogen. Örtliche Medien berichteten, der deutsche Diplomat, der im Generalkonsulat in Rio arbeite, habe versucht, vor dem Eintreffen der Polizei Spuren zu beseitigen. Er habe zudem ausgesagt, dass sein Mann viel getrunken und Schlafpillen genommen habe. Der deutsche Diplomat und sein belgischer Partner waren den Berichten zufolge seit 20 Jahren verheiratet.

Die Polizei zeigte sich nun schockiert, dass der Diplomat das Land verlassen konnte. Die Ermittler seien „perplex“, sagte Kommissarin Camila Lourenço der Zeitung „O Globo“. Die Justiz hätte nach der Freilassung des Diplomaten zumindest dessen Pass einbehalten können. „Das hätte seine Flucht erschwert.“

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