Saarbrücken Priester wegen sexueller Nötigung verurteilt

Der Pastor (rechts) mit seinem Verteidiger Christoph Lerg.
Der Pastor (rechts) mit seinem Verteidiger Christoph Lerg.

Das Landgericht Saarbrücken hat einen 69 Jahre alten katholischen Priester am Donnerstag zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt. Die Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Das Gericht hält den Mann für schuldig, 1997 einen damals 14 Jahre alten Messdiener sexuell genötigt zu haben. Nach Überzeugung des Gerichts hielt der Priester den Jungen im Pfarrhaus unter Anwendung von Gewalt fest, um sexuelle Handlungen zu erzwingen. Die Staatsanwaltschaft hatte zweieinhalb Jahre Haft gefordert, die Verteidigung Freispruch. Der Anwalt der Nebenklage hat kein konkretes Strafmaß gefordert. Nach RHEINPFALZ-Informationen hatte der Angeklagte die Tat in seinem Schlusswort bestritten. Die Plädoyers und das Schlusswort fanden nicht-öffentlich statt.

Zeugen: Pastor mit Messdienern in Urlaub gefahren

Der Priester war 28 Jahre lang Pfarrer von Freisen. Im Jahr 2015 hatte ihm der Trierer Bischof Stephan Ackermann die Pfarrstelle entzogen, offiziell aus disziplinarischen Gründen. Kirchenintern hingegen war schon damals gesagt worden, worum es wirklich ging: Das Bistum tadelte den Pfarrer dafür, dass er trotz Aufforderung seine Praxis nicht abstellte, einen zu engen Umgang mit Kindern und Jugendlichen zu pflegen. So war der Pastor nach Aussagen von Zeugen jedes Jahr über Fastnacht mit einem anderen Messdiener in Urlaub gefahren, der zu zweit in einer Ferienwohnung verbracht wurde.

Der Fall Freisen hatte bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt, weil gleich drei hochrangige Bischöfe der katholischen Kirche in ihrer Trierer Zeit damit befasst waren: Kardinal Reinhard Marx, der frühere Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz; Georg Bätzing, der aktuelle Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, und Stephan Ackermann, der zwölf Jahre lang Missbrauchsbeafutragter der deutschen Bischofskonferenz war. Opfervereinigungen werfen den drei Bischöfen vor, den Missbrauch von Freisen vertuscht und den Pfarrer zu lange geschützt zu haben. Freisen ist auch deshalb ein Kristallisationspunkt der Missbrauchsaffäre in der katholischen Kirche, weil bisher schon drei Priester mit einem Lebensbezug zu Freisen wegen Sexualdelikten aufgefallen sind und verurteilt wurden. Das Urteil gegen den 69-Jährigen ist noch nicht rechtskräftig.

x