Rechtsextremismus „NSU 2.0“-Drohschreiben: Verdächtiger festgenommen

Auch die Linken-Vorsitzende Janine Wissler erhielt Drohschreiben.
Auch die Linken-Vorsitzende Janine Wissler erhielt Drohschreiben.

Im Fall der mit „NSU 2.0“ gezeichneten Drohschreiben meldet die Polizei einen Ermittlungserfolg. In Berlin wurde ein 53-jähriger Mann unter dem dringenden Verdacht verhaftet, seit 2018 die Faxe und Mails mit Todesdrohungen und rechtsextremistischen Schmähungen verschickt zu haben, wie das Hessische Landeskriminalamt (LKA) und die Frankfurter Staatsanwaltschaft in der Nacht zum Dienstag bekanntgaben.

Verdächtiger bereits einschlägig bekannt

Adressaten der Schreiben waren neben anderen die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz, die Linken-Politikerin Janine Wissler und die Kabarettistin Idil Baydar. Persönliche Informationen über die drei Frauen waren zuvor von Polizeicomputern in Frankfurt am Main und Wiesbaden abgerufen worden. Der am Montag in Berlin festgenommene Verdächtige sei aber zu keinem Zeitpunkt Bediensteter einer hessischen oder sonstigen Polizeibehörde gewesen, heißt es in der Mitteilung. Es handele sich um einen Erwerbslosen deutscher Staatsangehörigkeit, der bereits in der Vergangenheit wegen zahlreicher Straftaten rechtskräftig verurteilt worden war, darunter auch rechtsmotivierte. Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, sagte: „Der Tatverdächtige ist gestern festgenommen worden am offenen Rechner.“ Die Absenderkennzeichnung „NSU 2.0“ nahm Bezug auf die Mordtaten der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) zwischen 2000 und 2007.

Datenträger werden ausgewertet

„Sehr aufwendige und zeitintensive gemeinsame Ermittlungsmaßnahmen“ der Staatsanwaltschaft und des hessischen Landeskriminalamtes haben den Angaben zufolge zur Identifizierung des Beschuldigten geführt. Die Auswertung der bei der Durchsuchung sichergestellten Datenträger sowie die weiteren Ermittlungen dauerten an.

Heikel war der Fall auch, weil es den Anschein hatte, dass der oder die Täter sich Insiderwissen der Polizei zunutze gemacht haben könnten. Nach dpa-Informationen soll sich der Festgenommene die Informationen über die Angeschriebenen mutmaßlich auch bei Behörden beschafft haben: Dafür soll er möglicherweise telefonisch etwa beim Einwohnermeldeamt entsprechende Anfragen gestellt haben.

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