Frauen aus der Ukraine Lesetipp: Aus dem Krieg in die Prostitution – was ist dran an diesem Verdacht?

Rund 25.000 Frauen haben Ende 2020 in Deutschland offiziell als Prostituierte gearbeitet. Die Anzahl der gemeldeten Prostituiert
Rund 25.000 Frauen haben Ende 2020 in Deutschland offiziell als Prostituierte gearbeitet. Die Anzahl der gemeldeten Prostituierten war damit stark rückläufig – vermutlich wegen Corona. Die Gesamtzahl soll nach verschiedenen Schätzungen allerdings weit höher liegen – bei bis zu 400.000.

„Die Nachfrage nach Frauen und Kindern aus der Ukraine ist enorm angestiegen“, berichtet die Online-Ausgabe eines großen Nachrichtenmagazins im Frühjahr und zitiert damit den Mitarbeiter einer Organisation, die sich der Bekämpfung von Menschenhandel verschrieben hat. Die Befürchtung: Geflüchtete Frauen aus der Ukraine stünden im Fokus von Menschenhändlern und Zuhältern – die ihre Notlage ausnutzen und sie zur Prostitution zwingen könnten.

Und jetzt die Langzeitbeobachtung von Mathias Müller, Erster Kriminalhauptkommissar beim Polizeipräsidium Ludwigshafen, seit 1996 mit dem Thema „Organisierte Kriminalität“ befasst und langjähriger Leiter der „Projektgruppe Menschenhandel“ beim Präsidium. „Ich sehe kaum noch Fälle von Zwang im Sinne körperlicher Gewaltanwendung“ im Milieu, meint Müller, „das ist in den letzten Jahren rar geworden.“ Was seiner Meinung nach unter anderem damit zu tun hat, dass man das Feld durchaus im Blick habe – und einigen Kontrolldruck ausübe: „Alleine in diesem Jahr vier große Kontrolltage“, sagt er.

Kaum noch Fälle: Gutes oder schlechtes Zeichen?

Ganz gravierende Rechtsverstöße sehen die Beamten dabei wohl eher selten. „Ich kann mich nicht erinnern, wann wir dabei die letzte Minderjährige hatten oder die letzte Illegale“, sagt Müller. Was man jetzt wahlweise als gutes oder schlechtes Zeichen werten kann, als Zeichen für den Erfolg oder den Misserfolg von Kontrollen. Oder schlicht als Zeichen dafür, dass das Feld eben komplex ist.

Vorab: Müller hat zurzeit keine Erkenntnisse über ukrainische Flüchtlingsfrauen, die in der Prostitution landen. Anderes sei zurzeit auch nicht zu erwarten, meint eine Mitarbeiterin der von „Pro Familia“ getragenen Prostituierten-Beratungsstelle „Roxanne“ aus Koblenz. Ein Einstieg in die Prostitution – der sei bei der Gruppe wohl vor allem dann zu erwarten, wenn bei einem längeren Aufenthalt in Deutschland wirtschaftliche Nöte aufträten, beispielsweise durch ausbleibende Hilfsleistungen. „Die Menschen sind hier – und die Menschen müssen sich ernähren“, sagt die Frau.

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