Kino Filmfestival Mannheim-Heidelberg: Hauptpreis geht nach Spanien

Hat aus Urlaubsfilmen der Großeltern einen eigenen Film entwickelt: Nuria Giménez Lorang. Ihr Debüt „My Mexican Bretzel“ gewann
Hat aus Urlaubsfilmen der Großeltern einen eigenen Film entwickelt: Nuria Giménez Lorang. Ihr Debüt »My Mexican Bretzel« gewann den Hauptpreis des 69. IFFMH.

Rein digital musste das 69. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH) wegen der Pandemie stattfinden, die Auszeichnungen sind nun am Sonntagmittag ebenfalls online vergeben worden. „My Mexican Bretzel“ der Spanierin Nuria Giménez Lorang ist mit dem Hauptpreis geehrt worden.

Von Susanne Schütz

„Kein anderer Film schaffte es, uns so viel Freude zu bereiten wie dieser ungemein exzentrische, unterhaltsame Debütfilm, der zugleich hinterfragt, was ein Film ist und was ein Film darf“, lobte die dreiköpfige internationale Jury „My Mexican Bretzel“. Der Film von Nuria Giménez Lorang erzählt zu Bildern, die ihre eigenen Großeltern bei Reisen in den 1950er Jahren zeigen, eine Geschichte über eine nicht ganz glückliche Ehe, in der es auch um die Suche nach Glück und die Überwindung von Einsamkeit geht. Die Filmkritikerjury Fipresci zeichnete ebenfalls „My Mexican Bretzel“ aus.

Neuer Fassbinder-Preis geht nach China

Der neue Rainer-Werner-Fassbinder-Preis, dotiert mit 10.000 Euro und vergeben für ein außergewöhnliches Drehbuch, geht an den chinesischen Autorenfilmer Zhang Qi für „Single Cycle“, eine meditative, geisterhafte Geschichte über eine junge Frau, die sich in ihrer Lebenswelt nicht zurechtfindet. Ein „schöner, eindringlicher und seltsamer Debütfilm“, befand die Jury.

Publikum schätzt „Lorelei“

Eine lobende Erwähnung ging an den deutschen Film „Der Siebzehnte“ von Saskia und Ralf Walker über ein vom Regieduo selbst gespieltes Paar, das einen gemeinsamen Liebhaber hat. Von einem Film, der viel riskiere und mit seiner „maßlosen Intimität“ überzeuge, spricht die Jury. Eine zweite lobende Erwähnung ging an „Beginning“ von Dea Kulumbegashvili (Georgien/Frankreich), die schwer erträgliche und im Grunde ärgerliche Geschichte einer Frau, die Erniedrigungen erschreckend duldsam erträgt. Ein provokatives und zutiefst verstörendes Drama, sieht die Jury darin.

Der Publikumspreis und der Hauptpreis der Jungen Jury gingen an „Lorelei“ von Sabrina Doyle, die Geschichte einer liebevollen Familie, die in den USA am Rand des Existenzminimums lebt und trotzdem versucht, Träume wahr werden zu lassen.

Festivalleiter lobt „vielfältige Stimmen“

Der Preis der Ökumenischen Jury ging an „Una Promessa“ von Gianluca und Massimiliano de Serio, ein Drama über ausbeuterische Feldarbeit in Süditalien, das auf einem wahren Fall beruht. Der Film sei „ein starkes Plädoyer für Menschenwürde und die Notwendigkeit, den Kreislauf von Ausbeutung und Gewalt zu durchbrechen“. Eine lobende Erwähnung ging an das irnaische Drama „Slaughterhouse“ über dubiose Dollargeschäfte in dem wirtschaftlich gebeutelten Land.

„Wir freuen uns ungemein, dass die Jurys in ihren Entscheidungen die Bandbreite des Programms so umfassend würdigen“, sagte Festivalleiter Sascha Keilholz über die Preisvergabe. „Vom grenzensprengenden Essayfilm über das poetische Melodrama und den neo-neorealistischen märchenhaften Alptraum bis hin zur intensiven Sozialstudie finden sich unter den Preisträgerinnen und Preisträgern wunderbar vielfältige Stimmen des Kinos.“

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