Drogen Experten: Cannabis-Grenzwert im Straßenverkehr sinnlos

Die kleinstmögliche sicher nachweisbare THC-Konzentration im Blut genügt, damit eine Autofahrt als Drogenfahrt gilt.
Die kleinstmögliche sicher nachweisbare THC-Konzentration im Blut genügt, damit eine Autofahrt als Drogenfahrt gilt.

In der Debatte um die Freigabe von Cannabis fordern Experten eine Erhöhung des THC-Grenzwertes im Straßenverkehr. Der bisherige Grenzwert bestrafe auch Menschen, die nach dem Cannabiskonsum bereits wieder fahrtüchtig seien, hieß es. THC ist der psychoaktive Wirkstoff in Cannabis. Von Mittwoch an diskutieren Fachleute auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar über das Thema.

„Der bisherige Grenzwert bei der THC-Konzentration taugt nicht, da er keine Aussage über Fahruntüchtigkeit trifft“, sagte Andreas Krämer vom Deutschen Anwaltverein. Der Wert müsse wie beim Alkohol so festgelegt werden, dass nur berauschte Fahrer sanktioniert würden. Derzeit werde ab einem Wert von einem Nanogramm – der kleinstmöglichen sicher nachweisbaren Konzentration – eine Drogenfahrt angenommen.

Problematisch ist, dass der Cannabis-Wirkstoff THC, anders als Alkohol, bei verschiedenen Menschen ganz unterschiedliche Reaktionen auslöst, erklärte der Leiter der Unfallforschung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, Siegfried Brockmann. Er plädiert für einen Grenzwert von drei Nanogramm THC pro Milliliter Blut.

ADAC gegen Liberalisierung

Die Fachleute nehmen in der kommenden Woche an einem Arbeitskreis zu dem Thema beim Verkehrsgerichtstag teil, der von Mittwoch an in Goslar stattfindet. Der jährliche Kongress zählt zu den wichtigsten Treffen von Verkehrssicherheitsexperten in Deutschland. Er endet am Freitag mit Empfehlungen an den Gesetzgeber.

Der Präsident des Bundes gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr, Helmut Trentmann, geht davon aus, dass mit der Freigabe von Cannabis die Zahl der Fahrten unter Cannabiseinfluss steigen wird. Er fordert deshalb unter anderem eine breite Aufklärung aller Verkehrsteilnehmer. Darüber hinaus sollten Alkohol- und Drogenkontrollen im Straßenverkehr erhöht werden.

Der ADAC will wegen der teils unklaren Dosis-Wirkungs-Beziehung an der Ein-Nanogramm-Grenze festhalten. „Die Sicherheit im Straßenverkehr darf nicht zur Disposition stehen“, sagte ein Sprecher. dpa

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