Henry Kissinger Ex-US-Außenminister: Russlands Interessen einkalkulieren

Henry Kissinger (links) hat Wladimir Putin (rechts) so oft getroffen wie kein anderes Mitglied der US-amerikanischen Politikelit
Henry Kissinger (links) hat Wladimir Putin (rechts) so oft getroffen wie kein anderes Mitglied der US-amerikanischen Politikelite.

Der 99-jährige frühere US-Außenminister Henry Kissinger hat in seinem aktuellen Buch „Staatskunst“ davor gewarnt, Russlands Entschlossenheit zu unterschätzen. „Die russische Außenpolitik übersetzt einen mystischen Patriotismus in ein imperiales Anspruchsgehabe, das aber mit einem dauerhaften Unsicherheitsgefühl verbunden ist“, so Kissinger im Nachwort zu seinem 600-Seiten-Werk. Was Russland in der Ukraine tue, sei eine Fortsetzung des Bemühens der Zaren, einen Sicherheitsgürtel um Russland zu legen.

Schon im Mai hatte Kissinger mit einer Aussage für Aufsehen gesorgt, weil Beobachter darin Verständnis für den Angriffskrieg des Kreml lasen. Damals, beim Davoser Weltwirtschaftsforum, sagte Kissinger: „Verhandlungen müssen in den nächsten zwei Monaten beginnen, bevor sich Umwälzungen und Spannungen manifestieren, die nicht so leicht zu überwinden wären. Idealerweise sollte die Aufteilungslinie eine Rückkehr zum Status quo ante sein. Den Krieg darüber hinaus zu führen, ginge es dann nicht um die Freiheit der Ukraine, sondern um einen neuen Krieg gegen Russland selbst.“ Im Nachgang relativierte Kissinger seine Worte – er sei überhaupt nicht dafür, Russlands völkerrechtswidrige Taten einfach hinzunehmen.

Mehr zum Buch „Staatskunst“ in „Tüchter’s 51 States“

x