Fussball Eckel-Erbe: Hoffen bei Auktion auf„weißen Ritter“
„Wenn es einen anderen Weg gäbe, würde ich ihn nehmen“, sagt Dagmar Eckel über die geplante Auktion des Nachlasses ihres Vaters Horst, der im Dezember als letzter noch lebender Fußball-Weltmeister von 1954 gestorben war. Am Montag wurde bekannt, dass viele Erinnerungsstücke aus Eckels Fundus, unter anderem das Trikot, das er beim Endspiel vom 4. Juli 1954 gegen Ungarn im Berner Wankdorfstadion getragen hatte, versteigert werden soll.
Tochter Dagmar habe sich mit dieser Entscheidung nicht leicht getan, sagte sie in Mannheim, wo sie ihr Vorhaben am Dienstag vorstellte. Es gehe ihr darum, ihre pflegebedürftige Mutter Hannelore weiterhin unterstützen und deren Pflege finanzieren zu können. „Meine Eltern waren immer strebsam und haben einiges angespart, aber irgendwann ist auch das weg“, sagt sie. Es wäre ihr am liebsten, wenn sie nichts hergeben müsste. Das sei allerdings nicht möglich. „Es heißt auch, sich von Dingen zu trennen“, sagte Eckel. Der Schritt, den Auktionsplan öffentlich zu machen, sei ebenfalls nicht einfach gewesen. „Das ist auch eine Frage des Stolzes“, sagte sie. Sie möchte alles unternehmen, um ihrer Mutter ein würdige Leben zu ermöglichen.
Die Sammlung besteht aus über 500 Einzelstücken, die in 243 Positionen versteigert werden sollen. Neben dem WM-Trikot zählen unter anderem auch die Fußballschuhe, die Eckel beim Wunder von Bern trug, und die Goldmedaille, die die Weltmeister erhielten, zum Paket. Auch ein Kühlschrank, den die Spieler zum Titel erhielten, ist Teil der Sammlung – genauso wie Stücke aus seiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern, mit dem Eckel 1951 und 1953 deutscher Meister wurde.
Trikot aktuell noch im Fußballmuseum
Am liebsten wäre es Dagmar Eckel, wenn alles im Paket in neue Hände ginge. Ein Auktionshaus aus Kassel ruft dafür einen Mindestpreis von 280.000 Euro auf. „Wir hoffen auf einen weißen Ritter, der sich der Sammlung annimmt“, sagte Auktionator Wolfgang Fuhr, „es handelt sich um sport- wie kulturhistorische Exponate.“ Einen solchen Interessenten zu finden, sei allerdings schwierig. Sollte sich bei einer Privatauktion Anfang November kein Abnehmer für das Konvolut finden, gehen die Sammlerstücke als Einzelobjekte in eine Auktion am 18. und 19. November in Mannheim.
Aktuell befindet sich beispielsweise das WM-Trikot Eckels im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. Den noch bis 2025 laufenden Leihvertrag hat Tochter Dagmar bereits gekündigt. „Vielleicht findet sich ja ein Liebhaber, der es dem Museum weiter zur Verfügung stellt“, sagte sie. Im Vorfeld habe sie Kontakt mit dem DFB und und dem FCK gehabt, um sie über die geplante Auktion zu informieren und ihre Beweggründe zu erklären. Nach RHEINPFALZ-Informationen waren Verantwortliche von Verein und des Deutschen Fußballmuseums von dem Schritt jedoch überrascht und vor den Kopf gestoßen.
Die Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußball-Bundes beispielsweise setzt sich für Hinterbliebene von verdienten Fußballern ein und unterstützt sie nach vorheriger Bedürftigkeitsprüfung auch finanziell. Dies käme für die Witwe von Horst Eckel jedoch nicht in Frage, sagte Tochter Dagmar: „Es ist ja noch Geld da.“ Derzeit gebe es keinen Antrag auf finanzielle Unterstützung von Hannelore Eckel, bestätigt derweil die Herberger-Stiftung um Geschäftsführer Tobias Wrzesinski und teilt auf RHEINPFALZ-Anfrage mit: „Frau Eckel und ihre Familie wissen, dass wir auch im Lichte der langjährigen Verbundenheit und großen Wertschätzung jederzeit bereit wären, auf Basis unserer Satzung einen solchen Antrag unter den gemeinnützigkeitsrechtlich zu beachtenden Voraussetzungen zu prüfen und in dem Fall, dass Hilfe notwendig und steuerrechtlich möglich wäre, diese auch leisten würden.“
Warum sich Dagmar Eckel zur Auktion entschied, lesen Sie hier.