Kabinett Scholz Das sind die neuen Ministerinnen und Minister

Acht Frauen und acht Männer bilden das künftige Bundeskabinett unter dem designierten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
Acht Frauen und acht Männer bilden das künftige Bundeskabinett unter dem designierten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Bei der FDP ging es geräuschlos, bei den Grünen gab es Ärger und die SPD nahm sich ziemlich viel Zeit. Aber jetzt haben alle drei Ampel-Parteien ihr Personal für die neue Bundesregierung beisammen.

Das neue Bundeskabinett im Überblick

Olaf Scholz
Olaf Scholz (SPD): Designierter Bundeskanzler. (Letztes Amt: Bundesfinanzminister)
Wolfgang Schmidt
Wolfgang Schmidt (SPD): Designierter Kanzleramtsminister (Letztes Amt: Staatssekretär im Finanzministerium)
Vorstellung der SPD-Minister
Christine Lambrecht (SPD): designierte Bundesministerin der Verteidigung. (Letztes Amt: Bundesjustizministerin)
Vorstellung der SPD-Minister
Hubertus Heil (SPD): designierter Bundesminister für Arbeit und Soziales. (Letztes Amt: Bundesminister für Arbeit und Soziales)
Vorstellung der SPD-Minister
Nancy Faeser (SPD): designierte Bundesministerin des Innern. (Letztes Amt: SPD-Fraktionschefin im hessischen Landtag und SPD-Landesvorsitzende)
Polarisiert: Karl Lauterbach
Karl Lauterbach (SPD): designierter Gesundheitsminister. (Letztes Amt: Bundestagsabgeordneter)
Vorstellung der SPD-Minister
Svenja Schulze (SPD), designierte Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. (Letztes Amt: Bundesumweltministerium)
Vorstellung der SPD-Minister
Klara Geywitz (SPD), designierte Bundesministerin für Bau.
Christian Lindner
Christian Lindner (FDP), designierter Finanzminister. (Letztes Amt: Bundesvorsitzender der FDP)
Volker Wissing (FDP)
Volker Wissing (FDP), designierter Verkehrsminister. (Letzte Funktion: FDP-Generalsekretär)
Marco Buschmann (FDP) wird Justizminister
Marco Buschmann (FDP), designierter Justizminister. (Letztes Amt: Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion)
Bettina Stark-Watzinger
Bettina Stark-Watzinger (FDP): designierte Bundesministerin für Bildung und Forschung. (Letztes Amt: Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion)
Steffi Lemke
Steffi Lemke (Grüne): designierte Umweltministerin. (Letztes Amt: Parl. Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion)
Anne Spiegel
<p>Anne Spiegel (Bündnis90/Die Grünen): designierte Familienministerin. (Letztes Amt: Klimaschutz- und Umweltministerin in Rheinland-Pfalz)<br></p>
Cem Özdemir
Cem Özdemir (Grüne): designierter Agrarminister. (Letztes Amt: Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur)
Annalena Baerbock (Grüne) soll Außenministerin werden.
Annalena Baerbock (Grüne): designierte Außenministerin. (Letztes Amt: Ko-Chefin der Grünen-Bundespartei)
Robert Habeck (Grüne) wird Minister für Klima und Wirtschaft.
Robert Habeck (Grüne): designierter Minister für Klima und Wirtschaft. (Letztes Amt: Ko-Chef der Grünen-Bundespartei)

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Das sind die Bundesministerinnen und -minister der ersten Ampelregierung in Berlin.

Bundeskanzler: Olaf Scholz (SPD)

  • Geboren: 14. Juni 1958
  • Geburtsort: Osnabrück
  • Letztes Amt: Bundesfinanzminister

Scholz Karriere gleicht einer Berg- und Talfahrt: Er hatte vor zwei Jahren die Wahl zum Parteivorsitzenden gegen das Führungsduo Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans krachend verloren. Doch Scholz lief als Finanzminister im ersten Jahr der Corona-Krise zu großer Form auf. Als die Wirtschaft wegen der Corona-Lockdowns nach Unterstützung rief, war es Scholz, der die Milliarden locker machte. Die SPD versammelte sich hinter ihrem Vizekanzler und nominierte ihn als Kanzlerkandidaten. Vergessen ist sein wenig glückliches Wirken als SPD-Generalsekretär unter Kanzler Gerhard Schröder. Nicht ganz vergessen sind die Ungereimtheiten aus seiner Zeit als Hamburger Bürgermeister: Gewalt am Rande des G-20-Gipfels und seine Rolle um Steuererlasse für eine Hamburger Bank sind Flecken auf der sonst weißen Weste.

Kanzleramtsminister: Wolfgang Schmidt (SPD)

  • Geboren: 23. September 1970
  • Geburtsort: Hamburg
  • Letztes Amt: Staatssekretär im Finanzministerium

In Berlin heißt es, niemand außer Scholz‘ Frau Britta Ernst stehe Scholz so nahe wie der Hamburger Wolfgang Schmidt. Seit fast zwei Jahrzehnten arbeiten die beiden Politiker zusammen. Als Scholz Bürgermeister in Hamburg war, fungierte Schmidt als sein Statthalter in Berlin und organisierte 2017 federführend den umstrittenen G20-Gipfel in der Hansestadt.

Verteidigungsministerin: Christine Lambrecht (SPD)

  • Geboren: 19. Juni 1965
  • Geburtsort: Mannheim
  • Letztes Amt: Bundesjustizministerin

Die Juristin, die unter anderem in Speyer Verwaltungswissenschaften studierte, war jahrelang ein unbeschriebenes Blatt in der SPD-Bundestagsfraktion. Ihren Durchbruch schaffte sie 2019 als Bundesjustizministerin. Mit neuen Gesetzen ging sie gegen Hass im Internet vor, verbesserte den Schutz von Paketboten und erweiterte das Recht von Mietern.

Minister für Arbeit und Soziales: Hubertus Heil (SPD)

  • Geboren: 3. November 1972
  • Geburtsort: Hildesheim
  • Letztes Amt: Bundesminister für Arbeit und Soziales

Der Politologe erlebte als SPD-Generalsekretär Anfang der 2000er Jahre eine äußerst zerstrittene Partei und verzichtete 2009 auf eine Wiederwahl. Als Bundesminister für Arbeit und Soziales (seit 2018) setzte er sich für das Rückkehrrecht aus Teilzeit- in Vollzeitarbeit, die Einschränkung der befristeten Beschäftigung und die Bekämpfung von Kinderarmut ein.

Innenministerin: Nancy Faeser (SPD)

  • Geboren. 13. Juli 1970
  • Geburtsort: Bad Soden
  • Letztes Amt: SPD-Fraktionschefin im hessischen Landtag und SPD-Landesvorsitzende

Nancy Faeser trat bundespolitisch noch nicht in Erscheinung. Die 51-jährige Juristin ist seit 2003 Mitglied im hessischen Landtag. Sie wurde 2019 zur Vorsitzenden der SPD-Fraktion gewählt und folgte Thorsten Schäfer-Gümbel an die Spitze der hessischen SPD. Faeser war SPD-Obfrau im hessischen Untersuchungsausschuss zu den NSU-Morden.

Gesundheitsminister: Karl Lauterbach (SPD)

  • Geboren: 21. Februar 1963
  • Geburtsort: Düren
  • Letztes Amt: Bundestagsabgeordneter

Karl Lauterbach ist Arzt und Epidemiologe, er promovierte an der Harvard Universität in Boston, USA. In den 90er Jahren war er Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität Köln und Mitglied im Sachverständigenrat zum Gesundheitswesen. Der 58-jährige SPD-Politiker ist seit 2005 Mitglied des Bundestages.

Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Svenja Schulze (SPD)

  • Geboren: 29. September 1968
  • Geburtsort: Düsseldorf
  • Letztes Amt: Bundesumweltministerium

Die studierte Germanistin und Politologin will ihren klimapolitischen Sachverstand nun bei der Entwicklungszusammenarbeit einbringen. Die heute 53-Jährige begann ihre politische Laufbahn in Nordrhein-Westfalen, wo sie SPD-Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung  war. 2018 wechselte Schulze als Bundesumweltministerin nach Berlin.

 Finanzminister: Christian Lindner (FDP)

  • Geboren: 7. Januar 1979
  • Geburtsort: Wuppertal
  • Letztes Amt: Bundesvorsitzender der FDP

Der FDP-Vorsitzende ging früh in die Politik und stieg dort schnell auf. Nebenher arbeitete er als Unternehmensberater. Im Alter von 21 Jahren zog er im Jahr 2000 als jüngster Abgeordneter in den Landtag von Nordrhein-Westfalen ein. Vor acht Jahren übernahm der heute 42-Jährige dann das Amt als Parteichef und führte die Liberalen 2017 zurück in den Bundestag.

 Verkehrsminister: Volker Wissing (FDP)

  • Geboren: 22. April 1970
  • Geburtsort: Landau
  • Letzte Funktion: FDP-Generalsekretär

Nach dem Abitur 1989 in Bad Bergzabern studierte Volker Wissing in Saarbrücken und Freiburg Jura, 1997 promovierte er in Münster. Er arbeitete unter anderem als Staatsanwalt und Richter. Von 2004 bis 2013 war er Bundestagsabgeordneter und galt zum Schluss als Finanzexperte. Seit 2011 ist er rheinland-pfälzischer FDP-Vorsitzender. 2016 wurde er in der ersten rheinland-pfälzischen Ampelkoalition Wirtschaftsminister. Seit September 2020 ist er FDP-Generalsekretär.  

Justizminister: Marco Buschmann (FDP) 

  • Geboren: 1. August 1977
  • Geburtsort: Gelsenkirchen
  • Letztes Amt: Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion 

Der promovierte Jurist, aufgewachsen im Ruhrgebiet, gilt als Jugendfreund und enger Vertrauter von Parteichef Christian Lindner. Als Bundesgeschäftsführer ab 2014 trieb Marco Buschmann maßgeblich die organisatorische und programmatische Neuaufstellung der FDP voran. Der Liberale sitzt, mit vierjähriger Unterbrechung, seit 2009 im Bundestag. 

Bildungs- und Forschungsministerin: Bettina Stark-Watzinger (FDP)

  • Geboren: 12. Mai 1968
  • Geburtsort: Frankfurt
  • Letztes Amt: Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion

Die Diplom-Volkswirtin aus dem Taunus hat unter anderem an der Universität Mainz studiert und arbeitete als Geschäftsführerin einer Forschungseinrichtung. Seit 2017 Bundestagsabgeordnete stieg die 53-Jährige in der FDP rasch in Führungspositionen auf. Im Wahlkampf hat sie sich für einen Systemwechsel in der Bildungspolitik stark gemacht.

Umweltministerin: Steffi Lemke (Grüne)

  • Geboren: 19. Januar 1968
  • Geburtsort: Dessau
  • Letztes Amt: Parl. Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion

Steffi Lemke übernimmt ein Umweltministerium, das den Klimaschutz an das Wirtschaftsministerium abgegeben hat. Zwischen 2002 und 2013 hat Lemke als politische Bundesgeschäftsführerin Wahlkämpfe und Parteitage der Grünen organisiert. Der Diplom-Agraringenieurin, die mehrere Wahlperioden im Bundestag saß, liegt besonders der Naturschutz am Herzen.

Familienministerin: Anne Spiegel (Grüne)

  • Geboren: 15. Dezember 1980
  • Geburtsort: Leimen
  • Letztes Amt: Klimaschutz- und Umweltministerin in Rheinland-Pfalz 

Als Kind wollte Spiegel Pinguinforscherin werden. Doch daraus wurde nichts. Aufgewachsen in Speyer und Ludwigshafen arbeitete sie als Sprachtrainerin und ist seit 2011 Mitglied des Landtags Rheinland-Pfalz. 2016 wurde sie als Integrations- und Familienministerin erstmals Teil der Landesregierung. Noch wohnt die 40-Jährige in Speyer, bald will sie nach Berlin ziehen.

Agrarminister: Cem Özdemir (Grüne)

  • Geboren: 21. Dezember 1965
  • Geburtsort: Bad Urach
  • Letztes Amt: Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur

Mit Landwirtschaft hat man den Namen Cem Özdemir bisher nicht zusammengebracht. Doch an dem „anatolischen Schwaben“, der zu den beliebtesten Grünen-Politikern zählt und der seinen Wahlkreis in Stuttgart 2021 direkt gewann, führte dann doch kein Weg vorbei. Innen- und Außenpolitik, Özdemirs bisherige Themenfelder, waren aber bereits anderweitig besetzt.

Außenministerin: Annalena Baerbock (Grüne)

  • Geboren: 15. Dezember 1980
  • Geburtsort: Hannover
  • Letztes Amt: Ko-Chefin der Grünen-Bundespartei

Eine härtere Gangart gegenüber autoritären Staaten - mit dieser Botschaft tritt Annalena Baerbock als Außenministerin an. Sie, die keine Regierungserfahrung besitzt, war von den Grünen als erste Person überhaupt für eine Kanzlerkandidatur nominiert worden. Seit 2013 sitzt Baerbock, die in Potsdam lebt, im Parlament. Ihre Themen waren Klima, Wirtschaft und EU.

Klima- und Wirtschaftsminister: Robert Habeck (Grüne)

  • Geburtsdatum: 2. September 1969
  • Geburtsort: Lübeck
  • Letztes Amt: Ko-Chef der Grünen-Bundespartei

Als die Grünen 2021 zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Kanzlerkandidaten aufstellten, musste Robert Habeck Annalena Baerbock den Vortritt lassen. Doch nachdem die Grünen bei der Wahl weniger gut abschnitten als erwartet, durfte sich Habeck seinen Ministerposten aussuchen. Lange machte er kein Hehl daraus, dass er gerne Finanzminister würde – weil der eben das Geld verwaltet. Geld, das notwendig ist, um den Klimaschutz voranzubringen. Doch Habecks Pläne scheiterten an der FDP. Der Grüne zimmerte sich ein Super-Wirtschaftsministerium, das er um das Thema „Klima“ erweiterte. Er kann hier seine Erfahrungen als schleswig-holsteinischer Energie- und Umweltminister einbringen. In Kiel war Habeck, promovierter Philosoph und Autor, von 2012 bis 2018 überdies stellvertretender Ministerpräsident.

 

Das neue Kabinett, an dessen Spitze Olaf Scholz als Kanzler stehen soll, weist einige Besonderheiten auf:

 

  • Die neue Regierung ist größer als bisher. Durch das neu geschaffene Bauministerium wächst sie von 16 auf 17 Mitglieder. Davon sind nur vier bereits jetzt in der Regierung. Und nur einer von diesen Vieren bleibt auf seinem Posten.
  • Das Durchschnittsalter des Kanzlers und seiner 16 Ressortchefs liegt bei 50,4 Jahren. Damit ist die neue Regierung jünger als jede der vier Regierungen unter Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem Amtsantritt. Ihre letzte Regierung war 2018 im Durchschnitt 51,2 Jahre alt. Die jüngsten Ministerinnen sind Annalena Baerbock und Anne Spiegel von den Grünen mit 40, der Senior im Kabinett ist der Chef Scholz selbst mit 63.
  • Der Frauenanteil ist zwar so hoch wie noch nie zu Beginn einer Wahlperiode. Trotzdem hat Scholz es nicht geschafft, eine Regierung mit mindestens genauso vielen Frauen wie Männer zu bilden. Unter den 17 Kabinettsmitgliedern sind neun Männer und acht Frauen. „Ein von mir als Bundeskanzler geführtes Kabinett ist mindestens zur Hälfte mit Frauen besetzt“, hatte Scholz schon lange vor der Bundestagswahl versprochen. Um auf die Parität zu kommen, zählt er sich nun selbst nicht mit. „Die Parität ist mir wichtig, deswegen werden von 16 Ministerinnen und Ministern acht Männer und acht Frauen sein“, sagte er bei der Vorstellung des SPD-Ministerteams. „Und selbstverständlich wird es dann noch einen Bundeskanzler geben, der für alle gemeinsam zuständig ist.“
  • Unterrepräsentiert sind in der neuen Regierung auch die gebürtigen Ostdeutschen. Von den 17 Kabinettsmitgliedern sind nur zwei in Ostdeutschland aufgewachsen: Steffi Lemke und Klara Geywitz. Es gibt aber auch noch zugezogene Ostdeutsche wie Scholz und die als Außenministerin nominierte Annalena Baerbock, die beide in Potsdam leben und dort ihren Wahlkreis haben.
  • Mit Cem Özdemir soll es erstmals einen Minister mit türkischen Wurzeln geben.
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