Pfalz Das große Dialekt-Preisrätsel – die Auflösung und die Gewinner

Der Spruch zur Corona-Krise und den Ausgangsbeschränkungen: „Ich kinnt naus, wu kä Loch isch!“
Der Spruch zur Corona-Krise und den Ausgangsbeschränkungen: »Ich kinnt naus, wu kä Loch isch!«

„Jetzt erscht recht!“ lautete das Motto unseres Dialekt-Preisrätsels 2020. Und Die Pfälzer zerbrachen sich die Köpfe über Herrn Héche-Souppe, der Pate gestanden haben soll für die „Hechtsuppe“, über pfälzische Vielfraße und über knackige Wörter für Pfälzer Hintern. 1922 Leser haben mitgemacht – und unglaubliche 745 von Ihnen hatten alle Antworten richtig! Hier nun die Auflösung.

Frage 1, Lösung: c)

Ein Spruch, der vor allem in der Südostpfalz bekannt ist und gut zum „Social Distancing“ und zum Motto #dehäämbleiwe passt, lautet: „Ich kinnt naus, wu kä Loch isch.“

Frage 2, Lösung: d)

Ein „Grutzer“ erledigt seine Arbeit schlecht, er ist halt ein Stümper. „Grutze“ kann auch für „Kopf“ oder „Rest“, zum Beispiel vom Apfel, stehen. Ursprünglich stammt das Verb „grutzen“ wohl aus der Landwirtschaft, wo es bedeutete: den Schopf der geernteten Rübe abschneiden. Es entwickelte sich weiter zu „ungeschickt, uneben schneiden“ („Wer hot dann an dem Brot gegrutzt?“, heißt es im „Pfälzischen Wörterbuch“). Daraus wurde dann das allgemeinere „schlecht oder flüchtig arbeiten“.

Frage 3, Lösung: c)

„Blott“, „fligg“ und „naggi(s)ch“, bedeuten etwas Ähnliches: zu spärlich oder gar nicht bekleidet. „Blott“ oder „blutt“ sind Formen des Worts „bloß“, „fligg“ verweist auf das Wort „flügge“ (flugfähig, voll befiedert, den Kinderschuhen entwachsen) und steht ebenfalls für „dünn angezogen“. Das Lösungswort „äbsch“ dagegen fällt hier völlig aus der Reihe, es bedeutet „verkehrt“ oder „ungeschickt“.

Frage 4, Lösung: b)

Der Spruch „Vergess emol dei Redd nit“ (auch: „Merk dir emol dei Worte“) dient in der Pfalz dazu, einen Sprecher auszubremsen, um selbst etwas (vermeintlich Wichtiges) sagen zu können. Es gibt zwar auch die Redensart „Hoscht du Babbelwasser getrunke?“, deren vorrangiger Zweck ist es aber nicht, zu unterbrechen, um danach selbst loszuplappern.

Frage 5, Lösung: b)

Als „Pothammel“ (auch: „Podehammel“) wird in der Nordpfalz eine Stechmücke bezeichnet, manchmal auch eine Bremse. Der „Pothammel“ ist damit ein Verwandter des „Futtichel“ oder „Futtiggel“. „Bleed-“, „Neid-“ und „Streithammel“ sind klassische Schimpfwörter.

Frage 6, Lösung: d)

Bei den Fragen 6 und 7 kommen Sprichwörter zum Tragen, die den angeblichen Hang der Pfälzer zu reichlichem Essen und wenig Arbeit abfeiern. „Liewer de Maache (die Gorchel) verrenkt als em Wirt was g’schenkt“ bedeutet wörtlich: Im Restaurant lieber mit aller Gewalt den Teller leer essen oder die Flasche leer trinken als etwas zurückgehen lassen. Letztlich dient der Spruch als Ausrede, noch mehr zu essen oder zu trinken.

Frage 7, Lösung: b)

„Liewer en Ranze (oder Bauch) vum Esse als en Buckel vum Schaffe.“ Siehe Lösung zu Frage 6. Hier kokettieren die Pfälzer damit, lieber zu faulenzen als zu arbeiten, ganz nach dem Motto: „Mir schaffen nix, nix werd gedoo, krie mer aa nix abgezoo“ aus dem Lied „Tramps vun de Palz“. Fakt ist allerdings: „Faulenzer“ ist in der Pfalz alles andere als ein Ehrentitel.

Frage 8: em Ochs ins Horn petze

Die Frage brachte vielerorten Hirnschmalz zum Erhitzen beim Übersetzen. „Die Situation stellt sich für mich dar, als übte ich mit zwei Fingern Druck auf den Auswuchs am Kopf eines kastrierten Boviden aus“ lässt sich ins Pfälzische übertragen als „Des isch graad wie em Ochs ins Horn gepetzt“. Es geht um von vornherein sinn- oder aussichtslose Bemühungen. Wir haben natürlich auch alle Lösungen gelten lassen, die einfach nur „(d)em Ochs ins Horn petze“ lauteten.

Frage 9, Lösung: a)

Eine „Dorfplätsch“ ist eine Klatschbase. Mit der „Plätsch“ kann man in der Pfalz Mücken jagen oder Tischtennis spielen. Wie beim hochdeutschen Wort „Klatschbase“ das „klatschen“ kann auch das pfälzische „plätsche“ für „plaudern“ und „schwätzen“ stehen. Zur Ehrenrettung aller Dorfbewohner(innen) weisen wir darauf hin: Es gibt auch eine „Stadtplätsch“.

Frage 10, Lösung: d)

Während man niemals „schuhich“ oder „kappich“ sagen würde, wenn jemand das Haus in Schuhen oder mit einer Mütze verlässt, gibt es im Pfälzischen tatsächlich das ungewöhnliche Wort „strimbi(s)ch“ für „bestrumpft“.

Frage 11, Lösung: c)

Diese Frage führt zu einem fast vergessenen Wort, also etwas weiter zurück in die Pfälzer Sprachvergangenheit. „Geerschtsche“ oder auch „Geerschtel“ ist die Verkleinerungsform der Getreidesorte „Gerste“. In der landwirtschaftlich geprägten Pfalz wurde der Gerstevorrat im Getreidelager zum Synonym für „Hab und Gut“. Für jemanden, der seine gesamten Besitztümer durchgebracht hat, gibt es den Spruch: „Der hot soi Gerschdel verbambuschiert.“

Frage 12, Lösung: b)

„Dich kammer schicke“ ist ein Pfälzer Lob, ein anerkennendes „Dich kann man mit einer Aufgabe betrauen!“

Frage 13, Lösung: a)

Wer „atzelt“, der stiehlt. Hier steht die diebische Elster Pate, die in der Pfalz auch „ Atzel“ heißt. Die Menschen im gleichnamigen Stadtteil von Landstuhl können nichts dafür.

Frage 14, Lösung: b)

Unsere vier Wortpaare mit nicht sehr bekannten Begriffen erwiesen sich als schwierige Aufgabe. Dreimal hatten unsere Wortpaare nichts gemein: „Kannel“ steht für „Kanal“ oder „Auffangrohr“, die „Lambrie“ ist eine Abschlussleiste am Boden. „Pitsch“ steht für „Pfütze“ (in der Westpfalz auch bekannt als „Lätsch“), „Schlerr“ steht für „Schnute“. „Bimbes“ bedeutet „Geld“, „Bolles“ ist der „Knast“. Aber: „Dokes“ (aus dem Jiddischen) und „Bobbes“ (von „Popo“) bedeuten dasselbe und stehen für „Hintern“.

Frage 15, Lösung: b)

„Geggeschwier“ oder „Gecheschwier“ haben nichts mit „Geschwüren“, „Schwur“ oder „Schwere“ zu tun, sondern sind „Gegenschwieger“: So stehen die Eltern eines Ehepaars jeweils zueinander. Man trifft sich (unter anderem und nur zu Nicht-Corona-Zeiten) auf Familienfesten.

Frage 16, Lösung: c)

„Schloße“ ist ein pfälzisches Wort für „Hagelkörner“. Wie groß die Hagelkörner sein müssen, um „Schloße“ genannt zu werden, dazu gibt es je nach Region unterschiedliche Meinungen. Das Wort wird so gut wie immer in der Mehrzahl verwendet. „Riwwele“ sind „Streusel“, „Dubbe“ sind „Punkte“. Ein „Hewwel“ ist ein ungehobelter Kerl.

Frage 17, Lösung: d)

Die Zeilen aus einem Kinderlied, die sich ins kollektive pfälzische Gedächtnis gebrannt haben, lauten: „Ich will der was verzehle vun de alte Bele (wann se kä Kartoffle hott, dann kann se aach kää schele)“. Ob die „Kartoffeln“ hier wegen des Sprachrhythmus die pfälzischen „Grumbeere“ verdrängt haben oder weil das Lied nicht aus der Region stammt, ist unklar.

Frage 18, Lösung: d)

„Neh mer känn Knopp an de Backe!“ heißt so viel wie „Erzähl mir nichts“! Subtext: „Ich lasse mir kein X für ein U vormachen.“

Frage 19, Lösung: c)

Ja, wir geben es zu: Es hat viel Spaß gemacht, die drei falschen Lösungen für die Frage zu erfinden, wie der Spruch „Es zieht wie Hechtsupp“ entstanden ist, der übrigens nicht nur in der Pfalz bekannt ist. Nein, hier hatte kein menschenfeindlicher Dirigent namens Eugène Héche-Souppe seine Finger im Spiel. Das Wort „Hechtsuppe“ geht auf die jiddischen Wörter „hech“ und „supha“ für „starken Wind“ zurück.

Frage 20: Die bucklich Verwandtschaft

Hier war nochmals Übersetzungsgeschick gefragt. „Näherer oder weiterer Familienkreis, dessen Mitglieder sich allesamt durch eine unnatürliche Verformung des hinteren Rumpfes vom Nacken über den Schulter- bis zum Lendenbereich auszeichnen?“ Das kann nur die „(krumm-)bucklich Verwandtschaft“ sein!

Die Gewinner: 27 aus 745

Aus den 745 Einsendungen mit 20 richtigen Antworten haben wir die 27 Gewinner gezogen. Der Einkaufsgutschein für die Wasgau-Supermärkte über 150 Euro geht an Regina Lang (Frankenthal). Den 100-Euro-Edeka-Gutschein gewinnt Doris Jakobi (Dellfeld). Einen schicken RHEINPFALZ-Rucksack gewinnen Paula Kaltenborn (Rülzheim), Erich Hoffmann (Neupotz), Sandra Folz (Ludwigshafen), Gerlinde Jetter-Wüst (Freckenfeld) und Gernot de Schryver (Otterbach). Unser cooles Plakat mit den besten Pfälzer Schimpfwörtern gewinnen: Helge Steigner (Pirmasens), Ingrid Schneider (Waldsee), Kathrin Graus (Vinningen), Johannes Großhans (Kaiserslautern), Bernd Zimmermann (Wachenheim), Petra Gemmel (Dannstadt), Walter Zöllner (Schifferstadt), Rita und Ruprecht Döring (Gönnheim), Karin Küfer (Weilerbach), Rolf Leeb (Landau), Thomas Mechnich (Carlsberg), Lukas Pfannebecker (Hanhofen), Julius Berg (Schweigen-Rechtenbach), Peter Lorenz (Altrip), Josef Kobel (Schweighofen), Elke und Volker Spielmann (Frankenthal), Uwe Rapp (Heltersberg), Hartmut Ecksturm (Neustadt), Recep Karakaya (Ludwigshafen) und Carmen Marx-Becker (Brücken). Alle Preise senden wir den Gewinnern zu.

Zum Nachlesen: Hier geht’s zum Rätsel

Die „Dorfplätsch“, auch bekannt als „Retsch“ (oben in der Zeichnung, unten: eines der Opfer).
Die »Dorfplätsch«, auch bekannt als »Retsch« (oben in der Zeichnung, unten: eines der Opfer).
Mit zwei Fingern Druck ausüben auf den Auswuchs am Kopf eines kastrierten Boviden? Na, petzen Sie emol emme Ochs ins Horn!
Mit zwei Fingern Druck ausüben auf den Auswuchs am Kopf eines kastrierten Boviden? Na, petzen Sie emol emme Ochs ins Horn!
Wer ist was zu wem? Schöner als auf dieser Zeichnung lassen sich pfälzische Familienverhältnisse schlichtweg nicht darstellen.
Wer ist was zu wem? Schöner als auf dieser Zeichnung lassen sich pfälzische Familienverhältnisse schlichtweg nicht darstellen.
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