Panorama Boris Becker im Interview: „Es ging ums nackte Überleben“

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Der Sender Sat.1 zeigt das erste Interview mit Boris Becker nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis. Moderator Steven Gätjen spricht mit dem ehemaligen Tennis-Star über seine Verurteilung, seine Erfahrungen im englischen Gefägnis und die Lehren, die der 55-Jährige daraus gezogen hat. Der Moderator versprach den Zuschauern in den ersten Minuten „Das ehrlichste Interview, das Boris Becker in seiner Karriere geführt hat“.

Gleich zu Beginn gibt Boris zu: „Ich war schuldig im Gefängnis. Ich habe Fehler gemacht.“ Unter anderem habe er Gelder von seinem Firmenkonto genommen, um private Schulden zu zahlen. Außerdem habe er auch einige Schulden verheimlicht. So habe er eine Hypothek auf dem Haus der Mutter in Leimen geheim gehalten. Das Haus der Mutter in Leimen gehöre übrigens nicht mehr ihm. Ein Investor habe es gekauft. Becker habe allerdings schon vor Jahren ein lebenslanges Wohnrecht für seine Mutter in den damaligen Kaufvertrag geschrieben.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via Glomex.

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Alltag im Gefängnis

Demütiger und Schlauer habe ihn das Gefängnis gemacht. Er hat sichtlich an Gewicht verloren, habe „Hunger gefühlt“ – ein Gefühl, das er vorher nicht kannte. Insgesamt habe er sieben Kilo während seiner Haft verloren. Emotional wird der Ex-Tennis-Profi, als es um seine Familie und seine Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro geht. Die Frau, mit der Becker seit 2020 liiert sein soll, hatte ihn in der ganzen Zeit sehr unterstützt.

Er erzählt auch vom Alltag im Gefängnis: „Hier geht es ums nackte Überleben.“ Drogen und selbstgebrannter Alkohol habe es zwar im Gefängnis gegeben, er habe darauf aber verzichtet.

Todesangst im Gefängnis

Am meisten habe er Angst vor einer Zweibett-Zelle und vor den Duschen gehabt. Beide Ängste hätten sich jedoch nicht bestätigt. Da der 55-Jährige in die Kategorie „High Risk“ (Hohes Risiko) eingestuft wurde, saß er in einer Einzelzelle. Diesen Status bekämen gefährliche Gefangene und Häftlinge, die laut Becker „etwas zu verlieren haben“. Laut dem Ex-Tennis-Profi hatte das Gefägnis Angst, dass Häftlinge ihm etwas antun könnten. Mit seinem Prominenten-Status habe das aber nichts zu tun gehabt.

Er habe tatsächlich ernste Feinde im Gefängnis gehabt. Unter anderem erzählt Becker von einem Mann, der ihn umbringen wollte: „Ich hatte Angst um mein Leben.“ Allerdings hätten befreundete Häftlinge ihn vor Schlimmeren bewahrt. Becker zeigt sich im Interview oft sehr emotional, unterbricht sogar, weil er seine Tränen nicht zurückhalten kann.

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Nach zehn Tagen im Gefängnis habe er dort ein Job-Angebot bekommen. Er habe andere Häftlinge in Mathe und Englisch unterrichtet. „Das war eine Erleichterung, weil ich aus der Zelle kam.“ Das habeetwas Normalität in seinen Alltag gebracht.

Lichtblicke in Haft

In seiner Haftzeit hatte Becker auch hohen Besuch. Unter anderem der Moderator Johannes B. Kerner. Jürgen Klopp hingegeben, ein sehr guter Freund des Ex-Tennis-Stars, habe ihn aufgrund seiner Bekanntheit nicht besuchen dürfen. Telefonieren durfte Becker jedoch erst nach drei Monaten in Haft. Weitaus früher, nämlich an Muttertag, habe er jedoch schon mit seiner Mutter sprechen können. Ein Priester habe Becker damals geholfen, die 87-Jährige telefonisch zu kontaktieren.

Ein weiterer, besonderer Moment in Haft sei der 55. Geburtstag des Ex-Sportlers gewesen. „Ich habe drei Schokoladenkuchen von meinen Mithäftlingen bekommen. Die haben wir alle miteinander geteilt. Das war ein besonderer Moment für mich.“ Er habe solchen Zusammenhalt wie im Gefängnis noch nicht erlebt. „Es ist so, als wären wir zusammen im Krieg gewesen“, so der 55-Jährige.

Der Kontakt zu seinen vier Kindern sei ihm eine große Stütze in der Zeit gewesen. Besonders intensiv sei dabei die Kommunikation zu seiner Tochter gewesen. „Es brauchte ein Gefängnis, um uns näher zu kommen als Vater und Tochter“, erzählt er im Interview. Er sei sehr stolz auf sie.

Wieder in Freiheit

Seit einer Woche ist Boris Becker wieder auf freiem Fuß. Am Ende des Interviews mit Moderator Steven Gätjen ist der Ex-Häftling deutlich: „Ich habe das gebraucht. Ich habe meine Fehler eingesehen.“ Er habe über Jahre falsche Freunde gehabt und sei faul gewesen. Der 55-Jährige habe den Tennis wieder für sich entdeckt. „Ich habe eine zweite Chance bekommen. Jetzt liegt es an mir, das zu nutzen.“

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