Berlin Boris Becker als Berlinale-Star

War acht Monate und 26 Tage in Haft: Boris Becker, hier beim Pressetermin am Sonntag in Berlin.
War acht Monate und 26 Tage in Haft: Boris Becker, hier beim Pressetermin am Sonntag in Berlin.

Ex-Tennisprofi Boris Becker hat ein filmreifes Leben, dachte sich der Streamingdienst Apple. Und gab eine Doku über das einstige Tennis-Idol in Auftrag. Der erste Teil davon durfte nun Weltpremiere auf der Berlinale feiern. Inklusive Auftritten von Boris Becker, der kurz vor der Premiere auch mit der Presse sprach.

„Ich hoffe, dass der Film eine neue Seite von mir zeigt und eine neue Sichtweise auf mein Leben zulässt“, sagte Becker, der mit seltsam hochragendem Rollkragenpulli auftrat. Die Apple-Produktion „Boom! Boom! The World vs. Boris Becker“ von Oscarpreisträger Alex Gibney ist zweiteilig, auf der Berlinale wird jedoch nur der erste Teil gezeigt, der sich auf die Jahre 1985 bis 1995 konzentriert – und auf Beckers Tenniserfolge.

Der Londoner Prozess kommt nur eingangs vor: Becker gab Gibney zwei Tage vor der Urteilsverkündung ein emotionales Interview. „Ich bin am Boden“, sagt er angeschlagen im Film. In Berlin nun gibt er sich vor allem „dankbar, dass ich ein neues Leben aufbauen darf“.

Wenn Becker spricht, klingt er auf Englisch deutlich souveräner und glaubwürdiger als auf Deutsch. Er ist auf Englisch durch seine BBC-Moderationen rhetorisch geschult, stellt sich selbst gern eine Frage, um sie sofort knapp zu beantworten („Habe ich Fehler gemacht? Selbstverständlich!“).

Becker sei „ein großer Geschichtenerzähler“, sagt Regisseur Alex Gibney, der sich als Becker-Fan bezeichnet. Wobei im Lob ein kleiner Giftstachel mitschwingt, schließlich hat er ja eine (Auftrags)Dokumentation gedreht, kein Märchen.

Die Doku, die Produzent John Battsek 2019 begann, empfindet Boris Becker als „seinen“ Film. Und so hat er auch die These des ersten Teils als Erklärung für sein aus dem Ruder gelaufenes Leben verinnerlicht: Im Spiel habe er sich bewusst gern in scheinbar ausweglose Situationen manövriert, um erst richtigen Siegeswillen zu entwickeln. Das habe im echten Leben nur nicht immer geklappt, sagt er nun.

Nur eine kritische Frage wird ihm beim Pressetermin gestellt. Deutsches Boulevard-Fernsehen möchte wissen, wie er es sieht, dass seine Gläubiger auch einen Film planen und warum er wieder ein Luxusleben führe. Becker antwortet freundlich, aber ausweichend. Lieber sind ihm die Fragen eines Rumänen zu Ion Tiriac („Ich kann ihn immer noch anrufen“) oder eines Italieners zum heutigen Tennis („Novak Djokovic ist der König, der beste Spieler aller Zeiten“): Im Ausland hat Becker nach wie vor einen guten Ruf.

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