Sinsheim Über 3500 Menschen wollen zu Querdenker-Demonstration

Teilnehmer an der Querdenker-Demonstration in Sinsheim.
Teilnehmer an der Querdenker-Demonstration in Sinsheim.

[Aktualisiert 23:00 Uhr] In Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) haben sich am Sonntagnachmittag mehrere Hundert Teilnehmer einer Querdenker-Demonstration versammelt. Insgesamt versuchten etwa 3500 Menschen per Auto, Bus oder Bahn an der Kundgebung teilzunehmen, weshalb es zu erhebtlichen Störungen und Sperrungen im Verkehr kam.

Da auf dem Veranstaltungsgelände lediglich 800 Teilnehmer zugelassen waren und mit einer weitaus größeren Anzahl an Teilnehmern zu rechnen war, hatte die Polizei ihr Einsatzkonzept flexibel angepasst. Nachdem am Versammlungsort die zugelassene Teilnehmeranzahl erreicht worden war, wurden alle weiteren Personen, an mehreren Stellen, insbesondere an den drei Autobahnabfahrten der A6 und am Bahnhof Sinsheim konsequent abgewiesen, berichtet die Polizei. Die Versammlung auf dem Schwimmbadparkplatz in der Lilienthalstraße verlief überwiegend störungsfrei, teilte der Polizei-Pressesprecher Christopher Weselek mit.

Spontanversammlungen im Stadtgebiet

Angekündigt und genehmigt war die Veranstaltung auf dem Schwimmbadparkplatz für 800 Teilnehmer zwischen 13 und 17.30 Uhr. Aufgrund des hohen Andrangs wurden von der Polizei weitere 150 Teilnehmer in Absprache mit der Versammlungsbehörde der Stadt Sinsheim nachträglich auf das Gelände eingelassen, um die Verdichtung an Personen an einer Engstelle zu entzerren.

Laut Polizei wurde die Kundgebung ordnungsgemäß und pünktlich von den Veranstaltern beendet. Zu größeren Zwischenfällen kam es nicht, berichtet Weselek. Insgesamt strömten etwa 3500 Demonstranten nach Sinsheim, wurden aber von der Polizei am Veranstaltungsort abgewiesen. Daraufhin hielten sie sich in kleineren oder größeren Gruppen im Stadtgebiet auf. Dabei kam es auch zu der ein oder anderen Spontanversammlung, die allerdings sofort von der Polizei beendet wurde.

Eine Personengruppe meldete eine Spontanversammlung an, die allerdings durch die Versammlungsbehörde der Stadt Sinsheim nicht zugelassen wurde. Zu dieser hatten sich 500 Personen am Hauptbahnhof in Sinsheim eingefunden. Da sich die Personengruppe auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht auflöste, wurden auch hier die Personalien aller Teilnehmer erhoben und Platzverweise ausgesprochen.

Gegen sie wurden Anzeigen gefertigt. Aufgrund der polizeilichen Maßnahmen mussten in der Innenstadt immer wieder Straßen gesperrt werden.

Wasserwerfer kamen nicht zum Einsatz

Schon im Vorfeld der Querdenker-Demo wurden zahlreiche Stimmen laut, dass die Corona-Auflagen eingehalten und umgesetzt werden müssen. In den sozialen Medien wurde auch zu Gegendemonstrationen aufgerufen.

Die Polizei war mit Kräften in dreistelliger Höhe vor Ort und hatte bereits im Vorfeld Straßen abgeriegelt und Kontrollstationen errichtet. Neben den Einsatzhundertschaften der Bereitschaftspolizei waren auch Wasserwerfer einsatzbereit, die jedoch nicht eingesetzt werden mussten.

Insgesamt kam es bei dem Einsatz zu neun Straftaten, darunter eine gefährlichen Körperverletzung (ein Polizeibeamter wurde von einem Auto touchiert und zog sich dabei Prellungen zu, konnte aber im Dienst bleiben), zwei Ermittlungsverfahren wegen tätlichen Angriffs und Widerstands gegen Polizeibeamte sowie zu mehreren Beleidigungen gegen eingesetzte Beamte und einem Verstoß gegen das Waffengesetz.

Sperrungen der Autobanabfahrten und Straßen

Es wurden 1561 Personen und 460 Fahrzeuge kontrolliert. Gegen 387 Personen wurden Platzverweise ausgesprochen, rund 600 Personen erhielten Ordnungswidrigkeitenanzeigen wegen Verstößen gegen die Coronaverordnung, eine Person wurde wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz angezeigt.

Aufgrund des weiterhin starken Zustroms musste die Autobahnabfahrt Sinsheim-Süd kurzzeitig komplett gesperrt werden. Da einige Teilnehmer versuchten über die Bahngleise zum Veranstaltungsort zu gelangen musste auch der Bahnverkehr zwischen Heilbronn und Heidelberg von 13.15 Uhr bis gegen 16.45 Uhr voll gesperrt werden. Es wurde ein Ersatzverkehr eingerichtet. Im Anschluss wurde der Bahnverkehr freigegeben. Die Züge fuhren hierbei im Bereich Sinsheim nur noch auf Sicht.

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Bei der Kundgebung wurde auf der Leinwand auch der Sinseheimer HNO und ,,Querdenker-Arzt“ Bodo Schiffmann zugeschaltet. Er hatte in seiner Praxis gegen Corona-Auflagen verstoßen und seine Patienten mit gefälschten Masken-Befreiungen versorgt. Bei Querdenker-Demos trat er in der Vergangenheit oft als Redner auf. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Mediziner, der sich ins Ausland abgesetzt hat.

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