Neustadt Zwei Visionäre und Rebellen

Neustadt-Haardt. Über ein Kulturangebot der besonderen Art darf sich das Neustadter Publikum am übernächsten Samstag freuen: Auf Initiative des Kulturvereins „Wespennest“ in Kooperation mit dem Katholischen Pfarrverband und dem Protestantischen Dekanat Neustadt stellt dann die aus dem Erzgebirge stammende und von ihrem Auftritt beim ersten Neustadter Kultursommer 2012 noch bestens bekannte Gruppe „Wunderbuntd“ auf der Welsch-Terrasse das von ihr selbst auf die Beine gestellte Projekt „Franziskus – ein Rockpoem“ vor.

Die „Wunderbuntd-Rockband“, die, angeführt von Jens und Isolde Lommatzsch, vor allem durch ihre Interpretationen der Lieder von Rio Reiser und dessen Band „Ton Steine Scherben“ schon seit Jahren überregionalen Bekanntheitsgrad genießt, wagt es darin, den 1996 verstorbenen Berliner Sänger, Musiker, Komponisten, Texter und Schauspieler mit dem Heiligen Franz von Assisi in Beziehung zu setzen. Nach Ansicht des Septetts verbindet die beiden, dass sie Idealisten, Rebellen und Visionäre auf der Suche nach dem „richtigen Weg“ waren. Um diese Gemeinsamkeit so herauszuarbeiten, dass sie auch vom Publikum auf leicht verständliche Weise nachvollzogen werden kann, haben Isolde Lommatzsch, die für Buch und Regie verantwortlich zeichnet, und ihre Mitstreiter das Werk auf fünf tragende Säulen aufgebaut, um das in vielen Überlieferungen ausführlich geschilderte Leben des um 1182 geborenen Franziskus, der zunächst noch ein ausschweifendes Leben als reicher Tuchhändler führte und sich später als Bettelmönch für die Rechte und das Wohlergehen der Armen und Kranken einsetzte, auf die wichtigsten Punkte reduziert darzustellen. Beleuchtet werden dabei vor allem Franzikus’ Weg zu Jesus, das Wachstum der von Franz gegründeten Gemeinschaft und die von der Amtskirche erzwungene Abkehr von der Urregel, seine Zweifel und sein Rückzug, sowie die Vision vom Seraphen, bei der sich ihm ein sechsflügeliger Engel gezeigt haben soll. Das Stück, das erstmals 2011 aufgeführt wurde, beschäftigt sich außerdem mit dem Testament des Heiligen, dessen Namen der heutige Papst übernommen hat, um damit seine Verbundenheit zu den Ärmsten dieser Welt zum Ausdruck zu bringen. In Zusammenhang gebracht werden die Szenen mit Liedern des mehr als 700 Jahre nach Franziskus’ Tod geborenen Rio Reiser, dessen musikalische Aussagen sich erstaunlich oft mit den Ansichten des italienischen Ordensgründers decken. Songs wie „Irrlicht“, „Durch die Wüste“, „Halt dich an deiner Liebe fest“ oder „Schritt für Schritt ins Paradies“ erscheinen geradezu prädestiniert dazu, die Richtigkeit der Lehren des Franziskus zu bestätigen, die für mehr Weitherzigkeit, Mitgefühl mit den Schwachen der Gesellschaft, Achtung vor der Natur und Sinn für die Verpflichtungen den Mitmenschen gegenüber werben. Dargestellt wird Franziskus von dem Schauspieler Jörg Simmat. Der 55-jährige wurde in Weimar geboren und hatte nach seinem Studium an der Theaterhochschule Hans Otto in Leipzig verschiedene Engagements in unterschiedlichsten Rollen, unter anderem in Dresden, Zwickau, Berlin und Frankfurt am Main. Seine Kontakte zu „Wunderbuntd“ reichen zurück bis ins Jahr 1991, als er erstmals gemeinsam mit der Truppe auftrat. Der Mime und seine Musikerkollegen versprechen, dass das von ihnen aufgeführte Rockpoem zwar in erster Linie die immer wieder aktuelle Botschaft von einem erstrebenswerten Miteinander der Menschen vermitteln will, deshalb aber nicht minder unterhaltsam und fröhlich daherkommt.