Kirrweiler Wohnpflege-Gemeinschaft: Im Alter im Dorf bleiben können
Der Saal im Edelhof ist gut besucht an diesem Dienstagabend, sogar nach 18 Uhr kommen noch Interessenten. Ortsbürgermeister Rolf Metzger (Bürgerliste), Karl-Ludwig Vatter von der Bürgerstiftung und Quartiersmanagerin Esther Stadel begrüßen die Gäste persönlich, viele kennen sich. Im Namen der Hertha-Kuhn-Stiftung möchten Metzger, Vatter und Stadel den Interessenten die neue Wohnpflege-Gemeinschaft näher bringen, sprich: das Konzept erläutern sowie Frage und Antwort stehen. Die Idee hinter dem Projekt stamme von der Namensgeberin der Stiftung, einer mittlerweile verstorbenen Kirrweilerer Bewohnerin, erzählt Karl-Ludwig Vatter, und es gehe dabei schlicht darum, „dass die alten Leute im Dorf bleiben können“. Dank Kuhn sind sowohl die Stiftung ins Leben gerufen sowie passende Immobilien erworben und saniert worden – unter anderem eben das Mehrgenerationen-Wohnprojekt Hertha-Kuhn-Höfe im Zentrum.
Das Besondere: im Erdgeschoss des Gebäudes befinden sich zehn barrierefreie Wohnungen à 42 Quadratmeter für die geplante Wohnpflege-Gemeinschaft, vier davon sind rollstuhlgerecht. Die Appartements sind allesamt mit Dusche und WC ausgestattet; gekocht werden soll in der großzügigen Gemeinschaftsküche. Vatter hebt hier die extra tiefer gesenkte Tischplatte für Bewohner im Rollstuhl sowie die Kochinsel hervor, um das gemeinschaftliche Kochen so angenehm wie möglich zu gestalten. Ein großes Wohnzimmer für alle Bewohner sowie ein extra Raum zum Fernsehen oder Kartenspielen ermöglichen je nach Wunsch Geselligkeit und Austausch oder auch Rückzug und Ruhe. Ein Waschraum sowie Vorrats- und Stauräume ergänzen die Ausstattung. Zur Erholung im Freien dienen sowohl die Terrasse, die barrierefrei zugänglich oder befahrbar ist, als auch der ebenso barrierefrei erreichbare Pfarrgarten.
Wohnen im Vordergrund
Und wer kann beziehungsweise darf nun in die Wohnpflege-Gemeinschaft einziehen? Alle „volljährigen Menschen ab einem Pflegegrad 2“, erläutert Esther Stadel, „denn das ist die Voraussetzung“. Nicht einziehen können Menschen mit bereits bestehender ausgeprägter Demenz, wer selbst- oder fremdschädigendes Verhalten aufweist, wer beatmet wird oder wer tabletten- oder alkoholabhängig ist, erklärt die Quartiersmanagerin.
Und was macht nun die Wohnpflege-Gemeinschaft aus? Im Vordergrund stehe das Wohnen, so Stadel, und zwar „wohnen wie zuhause“. Dies bedeute, dass die Bewohner ihre Zimmer mit privaten Möbeln, mit ihren persönlichen Gegenständen und Erinnerungsstücken einrichten. Dazu zählten auch Bettwäsche, Handtücher oder Kochtöpfe. Ein weiterer zentraler Aspekt der Wohnpflege-Gemeinschaft sei die Selbstbestimmtheit, betont Stadel. Es wird zusammen bestimmt, was gekocht wird und wann gegessen wird, es wird zusammen die Wäsche gemacht und es besteht die Möglichkeit, an Aktivitäten teilzunehmen – oder sich auch mal zurückzuziehen.
Gemeinschaft muss wachsen
Dass so eine Wohngemeinschaft aber erst wachsen müsse, erklärt Ortsbürgermeister Metzger, der auch zum Vorstand der Herta-Kuhn-Stiftung gehört. Die Menschen müssten „sich langsam finden“ und aneinander gewöhnen. So sei es wenig sinnvoll, alle zehn Wohnungen von Beginn an voll zu belegen, sondern nach und nach. Ob die Kosten der leeren Wohnungen bis dahin auf die Mieter umgelegt würden, fragt jemand aus dem Publikum. Metzger kann hier beruhigen: „Die Kosten der Nichtbelegung trägt die Hertha-Kuhn-Stiftung.“ Ein weiterer Interessent möchte wissen, ob immer jemand bei den Bewohnern ist. Ja, sagt hier Esther Stadel, begleitend steht den Bewohnern jederzeit eine Präsenzkraft zur Seite. „Es ist immer jemand da, 24 Stunden am Tag.“
Diese Alltagsbegleiterinnen kümmern sich beispielsweise um hauswirtschaftliche Belange oder um das Planen von Aktivitäten, sie unterstützen beim Kochen oder begleiten Bewohner zur Toilette. Und wofür steht der Pflegebegriff? Dies sei wie zuhause, so Stadel, wenn „ich Hilfe brauche und der Pflegedienst kommt“. Von Vorteil für die Bewohner sei es auf jeden Fall, den externen Pflegedienst gemeinsam zu beauftragen, empfiehlt Stadel, „um Unruhen zu vermeiden“. Ein weiterer entscheidender Faktor bei dem Konzept ist laut Stadel, dass die Bewohner „in der Gemeinschaft bleiben können bis zum Schluss“. Und was ist im Fall einer eintretenden Demenzerkrankung, will eine Frau wissen. Ist die Erkrankung so massiv fortgeschritten, dass es für die Mitbewohner nicht mehr tragbar ist, werde gemeinsam mit den Angehörigen nach einer geeigneten Pflegeeinrichtung gesucht, erklärt Stadel. Aber das seien Ausnahmen. Denn: „Wir tun alles, damit es den Menschen, die zu uns kommen, gut geht.“
Info
Wer sich für das Projekt Wohnpflege-Gemeinschaft interessiert, kann sich ausführlich bei Esther Stadel im Quartiersbüro oder in der Bürgerstiftung Kirrweiler beraten lassen. Bei Fragen unter anderem zu den Bewerbungskriterien und -unterlagen, aber auch zu Mietpreisen und Zuschüssen: wohnpflege-kirrweiler.de, buergerstiftung-kirrweiler.de, herta-kuhn-stiftung.de.